Daten unwiderruflich von der Festplatte löschen

Das Löschen von Dateien scheint nicht viel Aufmerksamkeit zu erfordern. Doch beim Überprüfen erweist sich der Vorgang als recht komplex. Sorgfältiges Vorgehen ist vor allem dann wichtig, wenn Sie einen Datenträger entsorgen oder verkaufen möchten.

Ein kurzer Druck auf die „Entf“-Taste – und weg ist die Datei. Das kennt und macht jeder Computerbenutzer, manchmal sogar an einem Tag mehrfach. Manche bevorzugen auch die Maus, klicken die Datei mit der rechten Taste an und gehen im Kontextmenü auf „Löschen“. Alternativ zieht man die zu löschenden Inhalte einfach in den Papierkorb. Auf jeden Fall ist das Löschen eine der ersten Sachen, die der Anwender lernt, wenn er sich mit dem Rechner vertraut macht. Jeder versteht, was da passiert – oder glaubt es jedenfalls.

Doch tatsächlich ist das Löschen eine recht komplizierte Angelegenheit, bei der Sie verschiedene Möglichkeiten haben. Welche Form des Löschens in welchem Fall die beste oder geeignetste ist, gilt es im Vorfeld zu klären: Warum möchten Sie eine bestimmte Datei beziehungsweise mehrere Dateien überhaupt löschen? Denn dafür kann es mehrere Gründe geben:

Sie brauchen die Inhalte nicht mehr und wollen auf Ihrem Computer für mehr Übersicht sorgen.

Sie wollen Platz schaffen, da der freie Platz auf der Festplatte zur Neige geht.

Sie wollen eine alte Festplatte oder SSD entsorgen und zuvor alle vertraulichen Daten davon entfernen.

Je nachdem, was für Sie zutrifft, sollten Sie beim Löschen anders vorgehen. Denn jedes Betriebssystem unterstützt verschiedene Arten des Entfernens von Dateien und Ordnern. Hinzu kommt noch ein wichtiger technischer Aspekt: Falls Sie Dateien und deren Inhalte sicher löschen möchten, müssen Sie zwischen herkömmlichen Magnetfestplatten und SSD-Flashspeichern unterscheiden (siehe Kasten weiter unten).

Aus den Augen: Dateien in den Papierkorb verschieben

Wenn Sie Dateien, Ordner oder beispielsweise auch Desktop-Icons in Windows löschen, landen diese automatisch im Papierkorb. Auf diese Weise sind sie nicht wirklich verschwunden oder gar gelöscht, vielmehr hat das Betriebssystem sie lediglich in einen eigenen Ordner verschoben.

Um sie zurückzuholen, öffnen Sie den Papierkorb mit einem Doppelklick, markieren den gewünschten Inhalt, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen „Wiederherstellen“. Die Datei erscheint daraufhin wieder an der ursprünglichen Stelle. Der Papierkorb stellt also eine Sicherheitsfunktion dar, die den Anwender vor versehentlichem Löschen noch benötigter Daten bewahren soll.

Erst wenn Sie mit der rechten Maustaste eine Datei oder den gesamten Papierkorb anklicken und „Löschen“ beziehungsweise „Papierkorb leeren“ wählen, sind die Daten tatsächlich „weg“. Doch Vorsicht, der Windows-Papierkorb reagiert nicht in allen Situationen wie beschrieben. Denn wenn Sie über das Netzwerk Daten von einem verbundenen Computer entfernen, werden diese sofort gelöscht und tauchen weder auf Ihrem noch auf dem anderen Rechner im Papierkorb auf. Auch beim Löschen von Dateien mit dem Befehl „del“ in der Eingabeaufforderung landen die Dateien sofort im Nirwana. Und ist eine Datei größer als die eingestellte Größe des Papierkorbs – zum Überprüfen rufen Sie nach einem Rechtsklick auf das Papierkorb-Icon die „Eigenschaften“ auf – wird sie ebenfalls sofort gelöscht. Ist schließlich der Abfallbehälter randvoll, werden die ältesten Inhalte beim Hinzufügen neuer Files automatisch rausgeworfen und überschrieben.

Der normale Löschvorgang in den Papierkorb ist also eine praktische Lösung, wenn Sie auf Ihrer Festplatte oder SSD mehr Übersicht oder auch Platz schaffen wollen. Falls Sie dabei einen noch benötigten Inhalt versehentlich löschen, können Sie ihn in vielen Fällen einfach zurückholen. Das fest eingestellte Volumen des Papierkorbs verhindert, dass Sie immer mehr Platz auf dem Datenträger mit Ihren alten Dateien verschwenden. Dazu ein Tipp: Sie können den Papierkorb auch direkt umgehen, indem Sie beim Löschen einer Datei die „Shift“-Taste drücken.

Duplikate verbrauchen Platz und erschweren die Übersicht

Wenn es Ihnen darum geht, durch das Löschen von Dateien Platz auf dem Datenträger zu schaffen, sollten Sie sich Gedanken über eventuell noch vorhandene Kopien machen. Bei der alltäglichen Arbeit am PC speichert man die Dateien häufig in unterschiedlichen Versionen in verschiedenen Ordnern – gerade auch bei privaten Fotos. Bei Office-Formaten kann man den Platzverlust meist vernachlässigen, bei der Arbeit mit Musikstücken, Fotos und Videos sind die Datenmengen oft riesig.

Für die Suche nach Duplikaten verwenden Sie am besten ein spezialisiertes Tool wie etwa Anti-Twin . Es erkennt doppelte Dateien nicht nur am Namen, sondern auch am Inhalt, und kann Bilder sogar anhand der Pixel vergleichen. Auf Wunsch lässt es die doppelten Versionen gleich im Papierkorb verschwinden.

Weitere Kopien stecken oft in Backup-Sätzen. Daran sollten Sie vor allem dann denken, wenn Sie Dateien – wie weiter unten beschrieben – sicher und dauerhaft löschen wollen. Beachten Sie, dass auch Windows selbst Dateien sichert. Dazu hält es zum einen in der Systemsteuerung unter „System und Sicherheit“ den Dateiversionsverlauf bereit, der allerdings per Voreinstellung deaktiviert ist. Ferner bringt Windows 10 mit „Sichern und Wiederherstellen“ wieder das Backup-Tool von Windows 7 mit. Und drittens ist da noch die Systemwiederherstellung, erreichbar in der Systemsteuerung über „Wiederherstellung“. Mit dem Freeware-Tool Shadow Explorer überprüfen Sie, welche Dateien und Versionen in den Sicherungen des Programms enthalten sind.

Dateiverweise entfernen, Spuren und Daten vom PC löschen

Allerdings speichert Windows an mehreren Stellen immer noch Hinweise auf Dateien, auch wenn die Daten bereits gelöscht sind. Zwar lässt sich auf diese Weise der Inhalt nicht mehr rekonstruieren, aber allein schon Dateinamen wie etwa „Bewerbung.docx“ sind manchmal aussagekräftig. So zeigt etwa der Explorer per Voreinstellung die 20 zuletzt geöffneten Dateien an, das Gleiche gilt für Word und andere Programme. Des Weiteren speichert der PC Ihre letzten Suchvorgänge nach Dateien, Ordnern oder auch Computern und legt diese Informationen in der Registry ab.

Aber auch das von Windows bevorzugt verwendete Dateisystem NTFS speichert Dateiinformationen auf der Festplatte. Die Master File Table (MFT) ist eine Datenbank, die sämtliche Dateien und Ordner inklusive ihrer Attribute verzeichnet. Aus der MFT weiß Windows beispielsweise, welche Files schreibgeschützt sind. Die MFT selbst können Sie mit Windows nicht erreichen, sie liegt in einem geschützten Bereich der Festplatte. Forensiker haben jedoch die Möglichkeit, darauf zuzugreifen. Wenn Sie einen Datenträger ausmustern und zuvor sämtliche enthaltenen Informationen sicher entfernen möchten, sollten Sie ihn inklusive Betriebssystem komplett überschreiben. Eine Neuformatierung oder -partitionierung reicht in der Regel nicht aus.

Zum Überschreiben bauen Sie die Festplatte aus und stecken Sie sie in einen zweiten Rechner. Dort können Sie sie dann per Software überschreiben. Mehrere Tool-Pakete bringen zu diesem Zweck eine Funktion mit, welche die freien Bereiche eines Datenträgers mit Nullen füllt. In Ccleaner beispielsweise finden Sie sie unter „Extras -> Festplatten Wiper“. Die dortigen Voreinstellungen können Sie übernehmen, ein einfaches Überschreiben genügt. Ebenso eignet sich das Tool Secure Eraser , das speziell für sichere Löschaktionen konzipiert wurde.

Alternativ dazu können Sie die gesamte Platte verschlüsseln, beispielsweise mit dem in Windows enthaltenen Bitlocker . Der Verschlüsselungsalgorithmus des Programms ist so stark, dass Sie sich über die Sicherheit Ihrer Daten keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Außerdem haben Sie so noch eine Hintertür, falls Sie später doch noch auf die Inhalte zugreifen möchten.

Unterschiede zwischen Festplatten und SSDs

Wenn Sie die beschriebene Ccleaner -Funktion auf SSDs anwenden wollen, erscheint eine Warnung, die besagt, dass die Disk durch ein sicheres Löschen vorzeitig verschleißen kann.

Damit spielt Hersteller Piriform darauf an, dass die Speicherzellen von SSDs lediglich eine begrenzte Zahl von Schreibvorgängen vertragen, dann sind sie kaputt. Doch einmal abgesehen davon, dass wir hier von mehreren tausend Schreibvorgängen sprechen, während Sie die unbenutzten Bereiche nur einmal mit Nullen füllen wollen – ein solches endgültiges Löschen führt man üblicherweise erst dann aus, wenn man die Disk entsorgen oder verkaufen will. Dann jedoch kann Ihnen der Verschleiß egal sein. Lassen Sie die Aktion also ruhig zu.

Allerdings ist die Gefahr, dass gelöschte Daten noch lange Zeit einfach wiederherstellbar auf der Disk liegen, bei SSDs ohnehin erheblich geringer als bei herkömmlichen Magnetfestplatten. Denn weil jeder Schreibvorgang ein klein wenig von der Lebensdauer der Speicherzellen abknapst, verteilt der Controller der SSD die Schreibzugriffe möglichst gleichmäßig über die als frei gekennzeichneten Zellen hinweg. Sobald nun also nach dem einfachen Löschen einer Datei mit dem Explorer Windows die entsprechenden Blöcke als frei meldet, werden sie in nicht allzu ferner Zukunft für die Ablage anderer Files genutzt. Sobald das geschieht, sind die vorherigen Inhalte des Speichers verschwunden und nicht mehr rekonstruierbar. Hinzu kommt, dass es aus technischen Gründen bei SSDs sehr schwierig ist, ohne ein aktuelles Dateiverzeichnis direkt in die Flash-Speicherzellen hineinzuschauen.

Dateien definitiv löschen, um das Wiederherstellen zu verhindern

Streng genommen ist der Begriff „Löschen“ für das Entfernen von Dateien aus der Übersicht des Explorers und aus dem Papierkorb nicht ganz korrekt. Denn tatsächlich werden die Files dabei nicht von der Festplatte getilgt, stattdessen entfernt Windows lediglich ihre Verwaltungseinträge aus dem Dateisystem und markiert ihren Speicherplatz wieder als frei. Die Daten sind also nach wie vor vorhanden – zumindest bis der Platz anderweitig wieder genutzt oder überschrieben wird.

Bis dahin lassen sich mit Tools wie Recuva oder Photorec die Files problemlos wiederherstellen. Eines dieser beiden Programme, im Zweifelsfall Recuva, sollten Sie daher gleich nach dem Einrichten von Windows installieren. Auf diese Weise müssen Sie es nach einem Datenverlust, etwa durch Löschen in der Eingabeaufforderung, nicht erst installieren. Denn das birgt immer die Gefahr, dass Sie beim Kopieren der Programmdateien auf die Festplatte gerade die Daten, die Sie eigentlich retten wollen, überschreiben.

Damit auch Tools wie Recuva nicht mehr an die Daten herankommen, können Sie die freien beziehungsweise als frei gekennzeichneten Bereiche Ihrer Festplatte auch selbst mit anderen Daten überschreiben.