Power-Toys für Windows 10: Funktionen schon jetzt nutzen

Microsoft hat neue Gratis-Tools angekündigt, mit denen sich Windows optimieren und mit Zusatzfunktionen ausstatten lässt. Bisher gibt es nur Pläne, ähnliche Tools können Sie auch jetzt schon nutzen.

Gute Ideen halten sich oftmals besonders lange oder werden nach einiger Zeit wiederentdeckt. Wer schon länger Windows nutzt, der erinnert sich vielleicht noch an die Microsoft Power-Toys und das dazugehörige Tool Tweak-UI. Microsoft will die kostenlosen Power-Toys jetzt für Windows 10 wieder aufleben lassen.

In der Entwicklung befindet sich ein Tool, über das sich Fenster schnell auf einen virtuellen Desktop verschieben lassen. Ein anderes Tool soll eine Hilfestellung für Tastenkombinationen bieten, die sich einfach einblenden lässt, indem man die Windows-Taste länger gedrückt hält. Geplant sind zudem Tools, über die sich Prozesse beenden, animierte GIFs erstellen und Dateien auf einen Rutsch umbenennen lassen (siehe Punkte 2, 8 und 9). Man muss jedoch nicht auf Microsoft warten. Wir haben einige der Microsoft-Vorschläge aufgegriffen und Tools mit ähnlichen oder darüber hinausgehenden Funktionen rund um die Windows-Optimierung zusammengetragen.

1. Desktop optimieren und Windows-Verhalten anpassen

Die vielen Nachfolger von Tweak-UI funktionieren ganz ähnlich wie das Original. Sie bieten eine grafische Oberfläche insbesondere für Registry-Hacks.

Ein relativ umfassendes Optimierungstool ist Winaero Tweaker . Es ist englischsprachig, die meisten Funktionen sind jedoch allgemein verständlich beschrieben. Hier gibt es ausführliche Informationen, inklusive Angaben zu den Werten in der Registry, die das Tool ändert.

Winaero Tweaker bietet Ihnen zahlreiche Funktionen, von denen wir hier lediglich eine kleine Auswahl erwähnen. Klicken Sie sich am besten durch die Rubriken, lesen Sie die Beschreibungen und aktivieren Sie die Optionen, die für Sie nützlich sind.

„File Explorer –› Enable Auto Completion“: Wenn Sie diese Option aktivieren, ergänzt Windows im Ausführen-Dialog und in der Adressleiste des Windows-Explorers automatisch Pfade und Dateinamen.

„Behavior –› Disable Aero Shake“: Wenn Sie ein Fenster mit der Maus anfassen und schütteln, dann werden die anderen Fenster minimiert. Wem dieses Verhalten nicht gefällt, der kann es hier deaktivieren. 

„Behavior –› Disable Aero Snap“: Fenster, die Sie an den oberen Bildschirmrand ziehen, werden maximiert. Wenn Sie ein Fenster an den linken oder rechten Rand ziehen, werden diese vertikal maximiert. Deaktivieren Sie Aero Snap, wenn Sie diese Funktion nicht nutzen wollen.

„Behavior –› Disable Downloads Blocking“: Beim Downloaden von Dateien, die der Smartscreen-Filter nicht kennt, hängt Windows noch einen NTFS-Stream an. Dieser verhindert, dass Sie das heruntergeladene Programm starten können. Sie können diese Funktion deaktivieren, denn der installierte Virenscanner sollte für ausreichende Sicherheit genügen.

„Boot and Logon –› Disable Lock Screen“: Setzen Sie ein Häkchen vor „Disable Lock Screen“. Nach einem Neustart von Windows gelangen Sie dann direkt zur Anmeldung und müssen nicht zunächst einmal den Sperrbildschirm wegklicken.

„Context Menu –› Command Prompt“: Aktivieren Sie diese Option, wenn Sie den Eintrag „Eingabeaufforderung hier öffnen“ wieder im Kontextmenü des Windows-Explorers sehen möchten. Und auch für den Start von Eingabeaufforderung sowie Powershell als Administrator gibt es unter „Context Menu“ Optionen.

2. Hängende Prozesse sicher und schnell beenden 

Manchmal reagieren Anwendungen nicht mehr und lassen sich auch nicht auf dem herkömmlichen Weg beenden. Für die allermeisten Benutzer sollten die Funktionen des Task-Managers ausreichen (Strg-Shift-Esc). Auf der Registerkarte „Prozesse“ wählen Sie das reaktionslose Programm und klicken auf „Task beenden“.

Das von Microsoft geplante Power-Toy mit dem Arbeitstitel „ Terminate App “ soll sich insbesondere für Entwickler eignen, die es öfter mit hängenden Programmen zu tun haben. Es soll möglich sein, einen Prozess schnell und effektiv über eine Tastenkombination abzuschießen.

Als Alternative bietet sich bis dahin das Microsoft-Tool Process Explorer an. Es zeigt sämtliche laufende Prozesse, die sich über das Kontextmenü beenden und meistens auch neu starten lassen. Das Tool liefert Ihnen des Weiteren detaillierte Informationen zu Speicherauslastung, CPU-Belastung und Speichernutzung.

3. Fenster positionieren und alternative Fenster-Manager

Anwendungen werden unter Windows in Fenstern dargestellt, die sich beliebig auf dem Bildschirm positionieren lassen. Fenster können sich hierbei überlappen oder übereinander liegen. Seit Windows 7 lassen sich Fenster ganz einfach an den linken und rechten Rand andocken und somit nebeneinander positionieren („Aero Snap“). Eine Alternative bieten die entsprechenden Kontextmenüpunkte der Taskleiste, die sich allerdings auf alle geöffneten Fenster auswirken. Profis bevorzugen bei der Arbeit mit mehreren Fenstern häufig einen Tiling-Window-Manager, bei dem sich Fenster nicht überlappen, sondern in einem Raster neben- und übereinander ausgerichtet sind. Wer sich mit diesem Bedienungskonzept anfreunden kann, sollte sich einen Tiling-Window-Manager wie Workspacer ansehen (nur für Windows 10). Nach Installation und Start lässt sich dieses Programm über das Symbol im Infobereich neben der Uhr steuern. Ein rechter Mausklick öffnet das Menü, in dem Sie zunächst show/hide keybinding help aufrufen sollten. Wichtige Tastenkombinationen sind dabei beispielsweise Alt-J und Alt-K, über die Sie zum nächsten beziehungsweise zum vorherigen Fenster wechseln. Standardmäßig gibt es fünf virtuelle Desktops, zu denen Sie mit den Tastenkombinationen Alt-1, Alt-2 und so weiter schalten.

Eine Alternative für alle Windows-Versionen ist Bug.n . Das Tool funktioniert ähnlich wie Workspacer. Bug.n benötigt keine Installation. Entpacken Sie es von der Heft-DVD in einen beliebigen Ordner und starten Sie Bugn.exe. Im Unterverzeichnis „Doc\Cheat_sheet“ liegen ein PDF und eine HTML-Datei, die Sie über die wichtigsten Tastenkombinationen informieren.

Hinweis: Bei Bug.n handelt es sich um ein kompiliertes Autohotkey-Script. Einige Virenscanner reagieren darauf mit Warnmeldungen. Der Quelltext liegt im Ordner „src“ bei, sodass sich jeder von der Ungefährlichkeit überzeugen kann. Wer will, der kann das Tool über das Script „Tools\build.ahk“ selbst kompilieren. Hierfür installieren SieAutohotkey .

Power Toys: Blick in die Vergangenheit

Die Power-Toys wurden zusammen mit Windows 95 veröffentlicht. Sie waren später auf der Installations-CD von Windows 98 (nur erste Ausgabe) zu finden und danach auch für Windows XP verfügbar. Die Power-Toys enthielten einige nützliche Hilfsprogramme und Tweak-UI bot praktische Einstellungen für die Windows-Oberfläche. Tweak-UI bedeutet übersetzt so viel wie „Benutzeroberfläche optimieren“ (User Interface). Gemeint sind Anpassungen, die sich über die Systemsteuerung nicht vornehmen lassen, für die Windows aber vorbereitet ist. Dass es keine leicht erreichbare Option dafür gibt, kann verschiedene Gründe haben. Entweder sieht Microsoft einige Einstellungen nicht als notwendig an oder zu viele Optionen würden die Dialoge der Systemsteuerung oder der Einstellungen zu unübersichtlich machen.

Änderungen, die das System oder die Bedienung zu stark beeinflussen, können außerdem zu Irritationen beim Benutzer führen. Die Folge wären dann Fehlfunktionen und zahlreiche Anfragen bei Microsoft. Deswegen hat das Unternehmen den Support für die Power-Toys ausgeschlossen. „Verwendung auf eigene Gefahr“ („at your own risk“) lautete daher auch die Warnung in der beigelegten Textdatei. Das gilt allerdings für praktisch jedes Programm, insbesondere wenn sich damit verborgene Windows-Funktionen aktivieren lassen, was Microsoft standardmäßig nicht vorgesehen hat.

4. Hotkeys verwenden und den Überblick behalten

In Verbindung mit der Windows-Taste verfügt Windows über viele Tastenkombinationen. Win-E öffnet den Windows-Explorer und Win-I unter Windows 10 die „Einstellungen“.

Häufig genutzte Tastenkombinationen wird man sich nach einiger Zeit merken können. Als Gedächtnisstütze empfehlenswert sind zudem ein Hintergrundbild oder eine Textdatei mit den wichtigsten Tasten, die man bei Bedarf öffnen kann.

Für wichtige Anwendungen kann man aber auch selbst Tastenkombinationen festlegen. Wenn beispielsweise auf dem Desktop eine Verknüpfung zum VLC Media Player liegt, klicken Sie das Icon einfach mit der rechten Maustaste an und wählen Sie „Eigenschaften“. Klicken Sie in das Feld hinter „Tastenkombination:“ und drücken Sie nunmehr die gewünschten Tasten, etwa Strg- Shift-V. Beachten Sie, dass die vergebenen Tastenkombinationen global gelten und in Anwendungen nicht mehr verfügbar sind.

5. Virtuelle Desktops nutzen und schneller steuern 

Mit Windows 10 hat Microsoft virtuelle Desktops eingeführt, über die sich die Arbeitsfläche vergrößern lässt. Die Steuerung blenden Sie über das Icon in der Taskleiste rechts neben dem Suchfeld oder mit Win-Tab ein. Über den Kontextmenüpunkt „Verschieben nach“ oder mittels Drag & Drop bewegen Sie ein Fenster auf einen anderen virtuellen Desktop. Und mit einem Klick beispielsweise auf „Desktop 2“ wechseln Sie zu einem anderen Desktop. Oder Sie verwenden die Hotkeys Win-Strg-Pfeil-nach-rechts und Win-Strg-Pfeil-nach-links.

Move-to-Desktop vereinfacht die Verwendung. Entpacken Sie es in einen beliebigen Ordner. Öffnen Sie daraufhin den Windows-Explorer, tippen Sie in die Adressleiste %appdata% ein und bestätigen Sie anschließend mit der Entertaste. Kopieren Sie die im Zip-Archiv enthaltene Konfigurationsdatei „MoveToDesktop.ini“ in den Ordner „%appdata%“ („C:\Users\[Benutzer]\AppData\Roaming“).

Nach dem Start von Move-to-Desktop klicken Sie zudem bei einem Fenster auf das Icon links oben in der Titelleiste. Das Tool hat in das Menü den Eintrag „Move To“ eingebaut, über den Sie das Fenster auf einen anderen Desktop verschieben können. Verwenden Sie Win-Alt-Pfeil-nach-rechts und Win-Alt-Pfeil-nach-links für „Verschieben nach rechts“ und „Verschieben nach links“. Damit Windows das Tool startet, kopieren Sie MoveToDesktop.exe einfach in den Ordner „%appdata%\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs\Startup“.

6. Monitoreinstellungen per Software steuern 

Computermonitore sind über fummelige Tasten und das Onscreen-Menü oftmals schwer zu bedienen. Wer Helligkeit oder Kontrast schneller ändern will, kann das mitClick Monitor DCC per Software erledigen. Nach dem Start des Tools sehen Sie neue Icons im Infobereich neben der Uhr. Ein Klick darauf öffnet das Fenster mit den Bildschirmeinstellungen.

Die Regelung erfolgt über den DCC-Standard (Display Data Channel), den die meisten Monitore beherrschen. Bei einigen Geräten müssen Sie DCC erst aktivieren. Die Kommunikation zwischen PC und Monitor sollte erfolgreich sein, wenn die Verbindung über einen VGA-, DVI- oder HDMI-Anschluss erfolgt. Display-Port funktioniert in der Regel nicht. Click Monitor DCC erkennt dann zwar meistens den Monitor, die Regler sind aber ohne Funktion.

7. Mini-Videos mit GIF-Animationen erstellen

Wenn es kein Video sein muss, leisten animierte GIFs gute Dienste. GIfs eignen sich ebenfalls für kleine Screencasts, mit denen eine Windows- oder eine Softwarefunktion schnell erklärt ist. 

Eine leistungsfähige Open-Source-Software für GIF-Animationen ist Screen to Gif . Damit lassen sich Inhalte vom Bildschirm oder von einer Webcam aufzeichnen, zudem gibt es einen Zeichenbrettrecorder für einfache Strichzeichnungen. Screen to Gif benötigt die .Net-Laufzeitumgebung in Version 4.6.1 oder höher. Bei Windows 8.1 und 10 sollte diese bereits installiert sein.

Nach dem Start klicken Sie auf „Rekorder“, wenn Sie etwas auf dem Bildschirm aufzeichnen wollen. Verschieben Sie das transparente Fenster auf den gewünschten Bereich und ziehen Sie es auf eine passende Größe. Klicken Sie sodann auf „Aufnahme“, bei Bedarf auf „Pause“ und zum Abschluss auf „Stopp“. Die Bildsequenz öffnet sich in einem Editor. Einzelne Bilder lassen sich kopieren, ausschneiden oder einfügen. Mithilfe der Registerkarte „Wiedergabe“ und „Abspielen“ prüfen Sie das Ergebnis. Wenn Sie zufrieden sind, gehen Sie auf „Datei –› Speichern unter“. Wählen Sie „Gif-Animation“, geben Sie einen Speicherort und Dateinamen an und klicken Sie auf „Speichern“. Animierte GIFs sollten nur wenige Bilder enthalten, sonst wird die Datei relativ groß. Für längere Sequenzen verwenden Sie besser ein Videoformat. Dafür benötigt Screen to Gif einen zusätzlichen Videoencoder. Klicken Sie im Editor auf „Extras –› Optionen“ und gehen Sie auf „Verschiedenes“. Klicken Sie bei „FFmpeg“ auf „Herunterladen“. Nach dem Download geben Sie darunter bitte den Speicherort für „ffmpeg.exe“ an. Zurück im Editor können Sie nach „Speichern unter“ auf „Video“ und daraufhin auf „FFmpeg“ klicken. Stellen Sie als Dateiendung „.mp4“ ein, um die Animation in einem für das Internet tauglichen Format zu exportieren. 

8. Mehrere Dateien nach Muster umbenennen 

Über den Windows-Explorer ist es möglich, mehrere Dateien auf einen Schlag umzubenennen. Dazu markieren Sie die gewünschten Dateien, drücken die Taste F2 und geben eine neue Bezeichnung ein. Die Dateien haben danach den gleichen Basisnamen und dahinter eine fortlaufende Nummer. Die bessere Alternative: Advanced Renamer ermöglicht nahezu beliebig komplexe Umbenenn-Aktionen. Geben Sie über die Schaltfläche „Hinzufügen“ unter „Umbenennen Dateien“ die Dateien an, die Sie bearbeiten möchten. Klicken Sie auf der linken Seite des Fensters auf „Methode hinzufügen –› Neuer Name“. Tragen Sie unter „Neuer Name“ beispielsweise 

Urlaub_--- 

ein. Das Ergebnis können Sie nun im rechten Teil des Fensters in der Spalte „Neuer Name“ kontrollieren. Es stehen zahlreiche weitere Platzhalter zur Verfügung, die Ihnen das Tool bei den Umbenennungsmethoden anzeigt. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, klicken Sie auf „Batch starten“ und dann auf „Umbenennen“. 

Maussteuerung: Weniger in Fenster klicken

Zu den Klassikern der Tweak-UI-Funktionen gehört X-Mouse. Damit ist ein von Unix-Systemen (X-Window) bekanntes Verhalten gemeint, bei dem das Fenster unter dem Mauszeiger automatisch aktiviert wird. Man kann sich dann den Klick auf die Titelleiste sparen. Windows-Nutzer können die Funktion inzwischen auch ohne Registry-Hack aktivieren.

Öffnen Sie die Systemsteuerung, beispielsweise über Win-R und control. Wählen Sie hinter „Anzeige“ den Eintrag „Kleine Symbole“, klicken Sie auf „Center für erleichterte Bedienung“ und dann auf „Verwendung der Maus erleichtern“. Setzen Sie ein Häkchen vor „Ein Fenster durch Zeigen mit der Maus aktivieren“ und bestätigen Sie per Klick auf „OK“.

Es lässt sich allerdings nicht einstellen, mit welcher Verzögerung das Fenster unter dem Mauszeiger aktiviert werden soll. Dafür können Sie Winaero Tweaker verwenden (siehe Punkt 1). Unter „Behavior –› XMouse Options“ lässt sich der gewünschte Timeout-Wert festlegen.