Neue SSD ins Notebook einbauen - so klappt's

Weil Flashspeicher immer günstiger werden, liegt der Kauf einer größeren SSD auf der Hand. Doch beim modernen M.2-Format lauern viele Tücken. Wir erklären, worauf es bei der SSD-Auswahl ankommt und wie Sie Ihr System ohne Neuinstallation auf den neuen Datenträger klonen.

Seit Jahren kennen die Preise für SSD-Datenträger nur eine Richtung, nämlich nach unten. Musste man 2014 für ein TByte Flashspeicher noch rund 500 Euro auf den Tisch legen, gibt es dieselbe Größe inzwischen schon für 100 Euro. Und SSDs mit dem halben Speichervolumen kosten auch nur noch die Hälfte.

Doch die Zeiten weiter fallender Preise scheinen erst einmal vorbei. Hintergrund ist der hierzulande kaum beachtete Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea. Als Japan Ende des Sommers seine Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion verschärfte, führte das bereits zu ersten Preissteigerungen bei den Datenträgern. Doch nach wie vor ist der Einbau einer SSD neben dem Aufrüsten mit mehr RAM die effektivste und einfachste Maßnahme, um die Geschwindigkeit eines PCs signifikant zu steigern. Deshalb zeigen wir hier Schritt für Schritt, wie Sie eine zu kleine SSD oder eine alte Magnetfestplatte im Notebook gegen einen neuen Datenträger austauschen. Vieles davon gilt gleichermaßen für Desktoprechner, zumal sich der Austausch dort wegen der größeren Zahl von Anschlüssen noch einfacher gestaltet.

2,5 Zoll oder M.2: Formfaktor und unterschiedliche Baulängen

Das Angebot an SSD-Festplatten ist nicht nur riesig, sondern auch insofern komplex, weil neben verschiedenen Bauformen und Größen auch unterschiedliche Protokolle existieren. Etwas Erklärung ist deshalb wichtig, damit Sie nicht den falschen Typ kaufen und der Speicher dann bei Ihnen nicht funktioniert.

Da sind zunächst die Baugröße beziehungsweise der Formfaktor: Neben dem jahrelang dominierenden 2,5-Zoll-Format setzen immer mehr Hersteller von Notebooks und PCs auf das Format M.2. Das ist mit 22 Millimetern Breite und einer Baulänge von maximal 80 Millimetern viel kleiner und zudem flacher als 2,5-Zoll-Festplatten; darüber hinaus sind viele M.2-Speicher auch deutlich schneller.

Ferner werden M.2-Datenträger in drei Baulängen angeboten, nämlich 42, 60 oder 80 Millimeter lang. Diese werden zusammen mit ihrer fixen Breite meist als 2242, 2260 und 2280 bezeichnet. In der Praxis kommen jedoch fast ausschließlich die 2280er-Module zum Einsatz, die kürzeren spielen ebenso wie die Größe mSATA (Mini- SATA) kaum eine Rolle.

SATA und NVMe: Protokoll von SSD und PC müssen übereinstimmen

Genau aufzupassen gilt es bei M.2 darüber hinaus hinsichtlich der unterstützten Schnittstelle, also beim Protokoll. Denn während bei 2,5- und 3,5-Zoll-Festplatten so gut wie nur SATA zum Einsatz kommt, ist bei M.2 sowohl SATA als auch NVMe verbreitet. Das „Non-Volatile Memory Express“-Protokoll verbindet SSDs über PCI Express, ohne dass dafür herstellerspezifische Treiber nötig wären. Weil aber SATA und NVMe/PCIe untereinander nicht kompatibel sind, müssen Flashspeicher und aufnehmende Hauptplatine mit dem identischen Protokoll arbeiten. Das gilt auch für USB-Adapter zum externen Anschließen von M.2-Modulen; mehr zu diesen M.2-/USB-Adaptern lesen Sie im Kasten auf Seite 50. 

Um herauszufinden, ob der M.2-Steckplatz Ihres Rechners SATA oder NVMe/PCIe unterstützt, sehen Sie im Handbuch oder online im Support-Bereich des Herstellers nach. Alternativ installieren Sie ein Tool wie HWiNFO oder Speccy , sie zeigen die gesuchte Information beim Laufwerk an. Ist die bisherige SSD bereits ausgebaut, finden Sie das verwendete Protokoll auch darauf vermerkt. Bei Desktop- PCs suchen Sie gegebenenfalls einen Aufdruck auf dem Mainboard.

Schließlich unterscheiden sich die M.2- Speicher durch die sogenannten Keys, also die „Nasen“ in der Anschlussleiste. Zwei Positionen sind hier gebräuchlich, die beide an fast identischer Position sitzen: Beim „B Key“ verbleiben zum Rand hin sechs Kontakte, beim „M Key“ sind es nur fünf. Zudem sitzen sie auf der anderen Seite. Weil die Kontakte aber so winzig sind, muss man zum Zählen genau hinsehen oder mit dem Smartphone eine Nahaufnahme machen und das Bild auf dem Display stark vergrößern. Wichtig ist auch hier, dass aufnehmender Steckplatz und Datenträger zueinander passen.

512 GByte oder 1 TByte: Wieviel Speicherplatz ist sinnvoll?

Nachdem Sie sich nun über den Formfaktor – 2,5-Zoll- oder M.2-SSD – sowie im Falle von M.2 über die erforderliche Schnittstelle – SATA oder NVMe beziehungsweise PCI Express – im Klaren sind, bleibt die Frage nach der richtigen Kapazität. Diese ist im Notebook deshalb besonders wichtig, weil Sie hier anders als beim Desktop-PC meist keinen zweiten Datenträger einbauen können.

Eine SSD mit weniger als 512 GByte sollten Sie nicht wählen. Ob und wieviel mehr Platz Sie benötigen, hängt auch von Ihrer restlichen IT-Ausstattung ab. Benutzen Sie ausschließlich den Mobilrechner, speichern also abgesehen vom Backup auch alle gängigen Daten darauf, ist sicher ein TByte (oder mehr) sinnvoll. Wenn Sie andererseits Ihre Fotos, Videos, Dokumente und die anderen persönliche Daten ohnehin zu Hause auf einer Netzwerkfestplatte ablegen, reichen für Windows und die installierten Programme auch 512 GByte aus. Zur Erinnerung nochmals die Preise: SSDs mit 512 GByte starten bei etwa 50 Euro, solche mit doppelter Kapazität beim Doppelten. Die Preise gelten sowohl für M.2 als auch für 2,5 Zoll.

Inhalt von alter System-SSD auf den neuen Datenträger klonen

Unabhängig davon, ob Sie eine größere oder statt einer Magnetfestplatte erstmals eine SSD verwenden, ist das weitere Vorgehen identisch. Um Ihr komplettes System mit Betriebssystem, installierter Software und allen Einstellungen auf den neuen Datenträger zu übertragen und dort gleich weiterzunutzen, klonen Sie es mit Drive Clone auf die größere SSD. Aomei Backupper Standard bietet zwar deutlich mehr Möglichkeiten bei der Partitionsauswahl, unterstützt aber in der Gratisversion nicht das direkte Kopieren von Datenträgern im GPT-Partitionsstil (Guid Partition Table). Wenn Sie einen USB-Adapter (SATA oder M.2) für den gleichzeitigen Zugriff auf alten und neuen Datenträger haben, ist Drive Clone deshalb für die bessere Wahl.

Übrigens: Eine neue Windows-Lizenz benötigen Sie für das geklonte System nicht, die bisherige läuft auch auf der neuen SSD problemlos weiter.

So geht’s mit Drive Clone: Installieren Sie Drive Clone, und schließen Sie die neue SSD per USB-Adapter an Ihr Notebook an. Nach dem Starten des Kloningtools klicken Sie auf der Programmoberfläche auf „One-Time Cloning“ und aktivieren im nächsten Schritt oben die Quellfestplatte („Step 1“). Darunter („Step 2“) legen Sie als Zielfestplatte die neue, größere SSD fest und fahren mit „Next –› Yes –› Normal Cloning –› Start“ fort. Die Option „Change Partition Size“ benötigen Sie nicht.

Das Überspielen dauert abhängig von der Datenmenge etwa 30 bis 60 Minute. Danach probieren Sie am besten gleich aus, ob Ihr Notebook von der neuen SSD bootet. Dazu starten Sie den Rechner neu und drücken die (beim Hochfahren meist angezeigte) Taste, mit der Sie das Bootmenü aufrufen, und wählen hier die neue SSD. Bei unseren Tests funktionierte stets alles problemlos. Aomei Backupper verwenden Sie für den Fall, dass Sie keinen USB-/SATA oder -M.2-Adapter besitzen und deshalb Ihr System als Image auf einer externen USB- oder Netzwerkfestplatte zwischenspeichern müssen. Zum Erstellen des Images wählen Sie auf der Programmoberfläche die Funktion „Backup –› Systemsicherung“ (alternativ: „Festplattensicherung“ oder „Partitionssicherung“), zum späteren Einspielen die Funktion „Wiederherstellen –› Image-Datei wählen“.

M.2- und SATA-/USB-Adapter zum Überspielen

SATA-/USB-Adapter eignen sich zum Anschließen einer internen (SATA-) Festplatte an einen Rechner per USB-Buchse. Solche Adapter sind insbesondere für Notebooks praktisch, bei denen sich normalerweise nur ein interner Datenträger anschließen lässt. Mit dem temporären Verbinden über USB kann man mit dem Kloningprogramm Drive Clone 11 den kompletten Inhalt der bisherigen kleineren SSD auf eine neue, größere übertragen. Passende Adapter gibt es bereits für rund zehn Euro im Handel. Wichtig: Für magnetische 3,5-Zoll-Festplatten benötigen Sie Modell mit externer Stromversorgung.

Analog zu den SATA-/USB-Adaptern existieren solche für Datenträger im M.2-Format. Bei diesen gilt es wegen der beiden möglichen Protokolle NVMe oder SATA jedoch aufzupassen, dass man den richtigen kauft: Adapter und Datenträger müssen die gleiche Schnittstelle unterstützen, und nicht immer ist die Beschreibung an dieser Stelle so klar wie hier in der Abbildung.

Der Umbau: Alten Datenträger ausbauen, neue SSD einsetzen 

Haben Sie Ihr System auf die neue SSD überspielt, bleibt noch der mechanische Umbau: Den bisherigen Datenträger müssen Sie also aus- und den neuen einbauen. Am einfachsten gelingt dies, wenn die Festplatte über einen abschraubbaren Deckel auf der Geräteunterseite des Notebooks zugänglich ist. Während dies bei Geräten mit herkömmlichem 2,5-Zoll-Format noch häufiger der Fall ist, findet man solche Zugänge bei M.2-Datenträgern seltener.

Doch auch dann ist der Ausbau nicht wirklich schwierig, nur bedarf es in diesem Fall etwas mehr Vorbereitung. Denn meist ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wie sich das jeweilige Notebookgehäuse öffnen lässt. Deshalb bringen Sie im ersten Schritt die genaue Modellbezeichnung Ihres Notebooks in Erfahrung; diese ist in aller Regel auf dem Etikett auf der Unterseite aufgedruckt. Mit dieser Typzeichnung googeln Sie zusammen mit Begriffen wie „SSD“ und „austauschen“ (beziehungsweise dem englischen „replace“).

Meist werden Sie auf diese Weise schnell fündig, entweder auf den Supportseiten des Herstellers, in Foren oder auf der Videoplattform Youtube. Gerade die Videoanleitungen zeigen den modellspezifischen Ausbau Schritt für Schritt, so dass man den Umbau selbst ausführen kann. Dennoch gilt natürlich, mit der nötigen Vorsicht vorzugehen und nicht an Kabeln oder mechanischen Steckverbindungen zu reißen.

Bei einem unserer Mobilrechner zeigte sich beim Öffnen noch eine Überraschung: Das Mainboard verfügt nicht nur über den erwarteten M.2-Slot, sondern zusätzlich über einen bisher nicht belegten SATA-2,5-Zoll-Steckplatz. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten: entweder den Einbau von zwei SSDs gleichzeitig oder die Kombination des M.2- Datenträgers mit einer Magnetfestplatte zum Speichern großer Datenmengen.