Antivirus-Software für Windows 10 im Test

Das AV-Test Institut hat 19 Antivirusprogramme für private Anwender unter Windows 10 getestet. Drei Produkte haben die maximale Punktzahl erreicht, Windows Defender hat dieses Ziel nur knapp verfehlt.

Das Magdeburger AV-Test Institut hat 18 Antivirusprogramme geprüft, die ihre Hersteller zur Zertifizierung eingereicht hatten. Zum Vergleich ist auch wieder der bei Windows 10 serienmäßige Microsoft Windows Defender dabei. Die ausführlichen Tests haben im September und Oktober unter Windows 10 (64 Bit) stattgefunden. Der vorherige Testbericht unter Windows 10 ist Anfang August erschienen. Demgegenüber fehlen diesmal Comodo und F-Secure, dafür ist Protected.net Total AV mit dabei. Ansonsten ist das Testfeld bis auf einige Versionsänderungen gleich geblieben.

So wird getestet

Geprüft wird wie üblich in den drei Kategorien Schutzwirkung, Geschwindigkeit und Benutzbarkeit. Die Schutzprogramme müssen knapp 26.000 Schädlinge erkennen und abwehren, die nicht älter als vier Wochen sind. Zudem werden sie im so genannten Real-World-Test mit 335 tagesaktuellen Schädlingen konfrontiert (0-Day-Malware). Die Tester prüfen, wie sehr die Antivirusprogramme gängige Alltagsabläufe ausbremsen, etwa den Aufruf von Web-Seiten, Downloads, das Kopieren von Dateien oder die Installation und Benutzung legitimer Software. Die Bewertung der Benutzbarkeit ergibt sich aus Fehlalarmen, die bei solchen Vorgängen auftreten.

In jeder Kategorie gibt es maximal sechs Punkte, in der Summe also höchstens 18. Diejenigen Produkte, die insgesamt mindestens zehn Punkte und in jeder Kategorie wenigstens einen Punkt erreichen, erhalten ein Zertifikat. Zusätzlich vergibt AV-Test das Prädikat „Top Product“ für Lösungen, die in allen Testkriterien hervorragend abschneiden und insgesamt 17,5 Punkte oder mehr erzielen.

Die Testergebnisse
Die Mindestanforderungen für ein AV-Test-Zertifikat haben alle Kandidaten mühelos erfüllt. Die vollen 18 Punkte haben diesmal Bitdefender, Kaspersky Lab und Norton/Symantec erreicht. Knapp dahinter folgen acht Produkte, darunter Windows Defender, denen nur ein halber Punkt fehlt. Diese 11 Schutzlösungen erhalten das AV-Test-Prädikat „Top Product“. An der Spitze geht es also weiterhin recht eng zu.

Außer den Top 3 haben sechs weitere Antiviruslösungen die vollen sechs Punkte für die Schutzwirkung erzielt. Die meisten Produkte in diesem Test bieten eine gute bis sehr gute Malware-Erkennung. Erst zum Ende der Ergebnisstabelle hin fällt die Schädlingserkennung deutlich ab. Beim Schlusslicht Total AV ist die Schutzwirkung zumindest im Real-World-Test indiskutabel: unter 80 Prozent Malware-Erkennung im September und sogar unter 60 Prozent im Oktober.

Ausgebremst
AV-Test hat die Bremswirkung der Schutzprogramme auf einem Standard- und einem High-End PC geprüft. Dabei haben sich auch diesmal nur wenige auffallende Resultate gezeigt. Unterschiede zwischen beiden Rechnern sind zwar messbar, in der Praxis meist jedoch kaum zu spüren. Die Geschwister Avast und AVG bremsen beim Aufruf populärer Websites am stärksten, wenn auch auf niedrigem Niveau (um 20 Prozent). Bei der Installation gängiger Software machen sich fast alle Kandidaten am deutlichsten bemerkbar. PC Pitstop bleibt unter zehn Prozent, Kaspersky knapp darüber. Vor allem Malwarebytes Premium, Check Point ZoneAlarm und Total AV treten hierbei weitaus kräftiger auf die Bremse, BullGuard liegt ebenfalls über dem Durchschnitt. Malwarebytes verlangsamt auch den Start gängiger Anwendungen merklich. Das Kopieren von Dateien wird nur durch Avira und Bullguard ein wenig abgebremst (um 20 Prozent). Bei Downloads halten sich alle Produkte unauffällig im Hintergrund.

Falscher Alarm
Bei der Zahl der Fehlalarme (Kategorie Benutzbarkeit) fällt vor allem ein Testkandidat zum wiederholten Mal aus dem Rahmen: PC Pitstop mit 55 Fehldiagnosen. Die sieben Falschdiagnosen bei K7 nehmen sich dagegen beinahe harmlos aus. Avira, Check Point ZoneAlarm, Kaspersky, McAfee und Vipre haben hingegen alle Tests absolviert, ohne auch nur einmal falschen Alarm auszulösen. Während beim Surfen im Web auch diesmal wieder kein einziges Programm Fehlalarme produziert hat, haben bei System-Scans (vollständige Prüfung eines sauberen Systems) viele Kandidaten mindestens einmal fälschlich Alarm geschlagen. Abgesehen von PC Pitstop liegt die Fehlerquote aller Produkte an der Grenze des Erträglichen oder darunter – gemessen daran, dass beim System-Scan fast 1,4 Millionen virenfreie Dateien zu überprüfen waren.

Die Ergebnistabelle ist nach der letzten Spalte sortiert. Darin haben wir mehr Gewicht auf die Schutzwirkung gelegt (60 Prozent), während AV-Test alle drei Kategorien gleichrangig wertet (vorletzte Spalte). In diesem Test ergibt sich daraus der eine oder andere Platztausch im Mittelfeld. Check Point ZoneAlarm klettert drei Plätze nach oben, weil bei gleicher Punktzahl die bessere Schutzwirkung entscheidet.