Grafikkarte backen: So reparieren Sie defekte Hardware-Platinen

Eine Grafikkarte lässt sich nach Transportschäden oder alterungsbedingter Lötzinnverformung kinderleicht reparieren - indem Sie sie im Backofen backen. Wir zeigen Ihnen, wie das geht.

Grafikkarte defekt, die Aufregung ist groß. Ist zudem die Gewährleistung oder Garantie des Herstellers nicht mehr gültig, scheint die Karte wohl reif für den Elektroschrott zu sein. Doch es gibt noch letzte Rettungsversuche! Bevor Sie sich eine neue Karte kaufen, sollten Sie versuchen, Ihre alte Grafikkarte im Backofen zu backen.

Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, hat schon oft Wunder gewirkt. Der Grund: Die Leiterbahnen auf den Platinen verschleißen aufgrund von Korrosion sehr schnell. Hitze kann den Lötzinn auf den Platinen leicht verformen – und defekte Leiterbahnen wieder zusammenfügen. Defekte Grafikkarten lassen sich mithilfe des Backofens zu Hause wieder reparieren. Diese Methode hilf oft auch bei erschütterungsbedingten Transportschäden an den Leiterbahnen. Wir zeigen, wie es geht.

Grafikkarte reparieren: So backen Sie Ihre Grafikkarte gesund!

Vergewissern Sie sich zunächst, ob die Grafikkarte wirklich defekt ist. Liegt das Problem am Monitor, wäre es ärgerlich, wenn Sie die intakte Grafikkarte in den Backofen schieben. Können Sie ein Defekt anderer Computerkomponenten ausschließen? Sind keine möglichen Treiberprobleme vorhanden?

Beachten Sie: Diese Anleitung sollte nur von jenen durchgeführt werden, die sich mit Hardware auskennen. Besteht noch die gesetzliche Gewährleistung oder die Herstellergarantie der Grafikkarte, erlischt diese nach dem Backvorgang möglicherweise.Und: Die Durchführung geschieht auf eigene Gefahr! Für entstandene Schäden übernehmen wir keine Haftung.

Grafikkarte backen – Schritt für Schritt

Halten sie Wärmeleitpaste parat. Ohne diese sollten Sie die reparierte Grafikkarte nicht testen.

1. Heizen Sie den Backofen auf 100 Grad Celsius (Ober-/Unterhitze) vor. Bereiten Sie die derweil die ausgebaute Grafikkarte für den Backvorgang vor: Kunststoffteile und Kühler demontieren und die Wärmeleitpaste auf dem Grafikchip (GPU) entfernen.

2. Wenn die Backofen-Temperatur erreicht wurde: Grafikkarte auf einen mit Backpapier ausgelegten Backofenrost legen und diesen in die mittlere Schiene des Ofens schieben. Die Grafikkarte nun für genau 30 Minuten backen. Entstehen dabei Gerüche von Lötzinn, ist das ganz normal.

3. Anschließend die Grafikkarte abkühlen lassen. Bauen Sie sie erst wieder in den Computer ein, wenn sie einigermaßen kalt ist. Das Auftragen neuer Wärmeleitpaste nicht vergessen!

4. Testen Sie die Grafikkarte. Funktioniert sie wieder, funktioniert sie störungsfrei? Glückwunsch! Wurde das Problem nicht beseitigt? Dann empfiehlt es sich, die Grafikkarte abermals zu backen. Ein weiterer Versuch ist es wert, die Karte vor dem Mülleimer zu retten.

So gehen Sie bei zusätzlichen Backvorgängen vor

Gehen Sie auch bei weiteren Backvorgängen wie in dieser Anleitung vor - erhöhen Sie dieses Mal jedoch die Temperatur. Probieren Sie, Ihre Grafikkarte für 30 Minuten bei 130 Grad Celsius zu reparieren. Manche Tüftler wagen sogar Temperaturen bis zu 220 oder gar 250 Grad. 

Wir raten: Fangen Sie klein an und gehen Sie kleine Schritte! Aufgrund der empfindlichen Bauteile an einer Grafikkarte, sollte man nicht ohne Grund direkt auf eine hohe Temperatur setzen. 100 Grad Celsius bei 30 Minuten sind für den ersten Versuch genau richtig. Ist das Problem nicht beseitigt, erhöhen Sie die Temperatur beim nächsten Vorgang um 30 Grad Celsius. Bei weiterem Defekt abermals um 30 Grad und so weiter. Funktioniert die Grafikkarte auch nach mehreren Backversuchen nicht, dann ist sie leider wirklich defekt.

Ein weiterer Tipp für weitere Backversuche: Testen Sie, ob die Verwendung von Alufolie bessere Erfolge erzielt. Einfach die Grafikkarte komplett in Alufolie wickeln. Die Hitzeverteilung innerhalb des Alumantels kann ggf. Wunder wirken.

Und immer das 30-Minuten-Limit beachten!

Funktioniert die Grafikkarte wieder, sollten Sie abschließend übrigens nicht vergessen, den Backofen zu reinigen.

Abschließend: Zur Haltbarkeit der gebackenen Grafikkarte

Diese Methode ist keine Lösung für ein ewiges Leben. Man rettet die Grafikkarte vor dem Wegwerfen - möglicherweise auch nur für ein paar Wochen oder Monate. Vielleicht aber auch für ein ganzes Jahr.

Auch können Sie den Vorgang durchaus wiederholen, wenn die Grafikkarte nach einer gewissen Zeit wieder defekt sein sollte. Die Praxis zeigt jedoch: Die Spanne zu einem weiteren Defekt verkürzt sich in der Regel. Überlebt die gebackene Karte ein ganzes Jahr, ist es wohl wahrscheinlich, dass diese nach einem weiteren Backen nicht mehr so lang überleben wird. Wer seine Grafikkarte noch eine Zeit lang nutzen möchte, kann mit diesem Prinzip aber vielleicht den Neukauf um viele Monate hinauszögern.