Xbox Series X: So schnell ist das neue Xbox-Flaggschiff

Monolith im Design, Kraftpaket im Herzen: Mit 12 Terraflops Grafikleistung, AMD Ryzen Zen 2 und pfeilschnellem Arbeitsspeicher vom Typ GDDR6 will Microsoft seine Xbox Series X alias Project Scarlett kompromisslos auf Gaming ohne Ladezeiten trimmen. Die Xbox Series X in der Weltpremiere.

Da ist sie also: Die Xbox Series X . Ein Kraftpaket mit 12 Terraflops GPU-Leistung auf Basis von AMDs Navi-Architektur, 1,6 Ghz AMD Ryzen Zen 2, 1 Terrabyte NVMe Speicher, 16 GB GDDR6 RAM. Und sie kommt Weihnachten 2020. Verpackt in einem Monolith, der im Video vielleicht massig wirkt, aber wohl gar nicht so groß ist – US-Kollegen, die die Series X bereits gesehen haben, erzählen, dass sie in der Breite die Maße eines Xbox-One-Controllers hat und etwa so hoch ist wie drei Xbox-Pads übereinander. Ein One-Controller ist circa 177 mm hoch, drei übereinander also 531. Sie ist also nicht höher als die Xbox One X. Platzangst muss da keiner haben, zumal sich die Konsole auch legen lässt.

Das Design ist ungewöhnlich, aber durchaus schick: Durchgezogene Front ohne Buttons, nur ein kleines Logo an der Seite, ansonsten sehr clean, sehr minimalistisch, sehr modern. Es sieht aus wie ein Mini-PC-Tower mit 4K-Blu-ray-Laufwerk, links an der Seite. Oben drauf liegt ein großes Lüftungsgitter, unter dem eine grüne LED sitzt für einen leichten Glimmer. Es ist jetzt nicht so ein edles Designkunstwerk mehr wie die erste Xbox One, die allerdings ob ihres Klavierlacks enorm anfällig war für Kratzer – es dürfte wohl kaum jemandem gelungen sein, sie lange im Originalzustand zu genießen.

Zudem ergibt das Design auch deshalb Sinn, weil Microsoft brutal viel Power in den kleinen Monolithen packt, die natürlich viele Abwärme produziert, wie auch Phil Spencer im Gespräch mit den US-Kollegen von GameSpot bestätigt: 

„ Es gibt immer die Spannung zwischen Design, Akustik, Kühlung und technischer Performance. Wir wollten auf keinen Fall einen Kompromiss bei der Leistung eingehen, und ich bin wirklich beeindruckt davon, welches Design das Team abgeliefert hat.“

Phil Spencer, Head of Xbox & Vice President of Gaming at Microsoft

Die vertikale Bauweise ermöglicht ein recht großes Lüftungsgitter, wodurch die Xbox Series X ähnlich leise sein soll wie die Xbox One X, obwohl sie doppelt so viel Grafikleistung hat und bereits für Raytracing sowie 8K gerüstet ist. Das ist durchaus interessant, zeigt nämlich, dass Microsoft hier langfristig plant. Die Xbox One erschien 2013, ist also mit fast sieben Jahren schon ein alter Hase. Die Xbox One X hingegen ist noch ein Jungspund – sie erschien erst im November 2017. Und im Jahr 2019 im Übergang auf 2020 dürften 8K-Displays zwar bei den Großen von Samsung über Sony bis LG eine große Rolle spielen, sich aber erst in den nächsten fünf Jahren im Markt etablieren. 

Voller Fokus auf Games: Raytracing, 120 FPS und 8K 

Mit Phil Spencer hat Xbox einen sehr fähigen Manager, der offensichtlich selbst Gamer ist und seine Zielgruppe versteht. Mit der Xbox One hatte man viele Probleme, weil sie bei Installationen langsam war und hohe Ladezeiten aufwies. Der Fokus für die X Series ist Gaming – pur, simpel, exklusiv. Man verbaut etwa eine NvME SSD mit 1 Terrabyte Speicherplatz, damit Spiele nahezu keine Ladezeiten mehr haben sollen. Ein smarter Move, denn besonders die erste Xbox One war berüchtigt für ihre Langsamkeit – Spiele brauchten ewig in der Installation und die Ladezeiten auf der PS4 waren signifikant schneller. Microsoft wollte die Xbox One eigentlich als Entertainment-Zentrale im Wohnzimmer positionieren, bei der wir alle Inhalte – egal ob Sky, Netflix oder TV per Sprache steuern und durch Apps per Wischen in der Luft mit der Hand navigieren. Der technische Fokus wurde sehr stark auf die Sensor-Leiste Kinect und deren Infrarot-Kamera gelegt, bereits mit der Xbox One X schwenkte Redmond um und setzte kompromisslos auf Gaming. Was man auch jetzt bei der Xbox Series X Series wieder macht:

„ Das Design ist geprägt von den technischen Features und seiner Hauptfunktion: Games in der höchstmöglichen grafischen Qualität abzuliefern. Series X ist eine durchaus andersartige Konsole als wir gewöhnt sind. Aber für meinen Geschmack ist es eine wunderschöne Maschine, die Aufmerksamkeit weckt.“

- Phil Spencer, Head of Xbox & Executive Vice President of Gaming at Microsoft 

Jason Ronald, Director of Program Management at Xbox fügt im selben Gespräch mit GameSpot die Ambition hinzu, dass wir mit der Series X dank GDDR6 und NvME SSD (deren Lese/Schreibgeschwindigkeit noch nicht näher spezifiziert wurden) beliebig in Spiele reinspringen können sollen: „Wir können heute direkt in den Spielstand reinspringen, wo Sie beim letzten Mal waren. Warum sollte man das nicht für mehrere Games können? Viele Spieler möchten gerne mehrere Titel zur selben Zeit laufen lassen und die neue Konsolengeneration erlaubt uns, beliebig zwischen Games zu wechseln.“ Das ist keine Kleinigkeit, Red Dead Redemption 2 etwa hat auf allen Systemen recht lange Ladezeiten – egal, ob Highend-PC, Xbox One X oder PS4 Pro. Enorm spannend wird sein, ob aktuelle Titel wirklich in 4K mit 120 FPS laufen – im Optimalfall mit eingeschaltetem Raytracing. Es scheint so, als würde die Xbox Series X ähnlich wie Nvidias RTX-Reihe rund um das Flagschiff RTX 2080 Ti auf dedizierte Raytracing-Kerne setzen. Zumindest hat das der Art Director von Gears 5 in einem Interview vor ein paar Monaten angedeutet: 

„ Wir haben im Moment nichts anzukündigen, was Gears auf der neuen Konsolengeneration angeht. Aber ich bin definitiv begeistert davon, was die Hardware leisten kann. Insbesondere ob der dedizierten Raytracing-Cores ist das enorm.“

Colin Plenty, Art Director Gears 5 von The Coalition

Die Exklusivtitel: Hellblade 2, Halo: Infinite, Forza Motorsport 8

Sehr zum Glück für uns PC-Gamer wird die Xbox Series X wohl keine klassischen Exklusivtitel erhalten, alle Spiele wird es auch auf PC geben und als Teil des Xbox Game Pass respektive Game Pass Pass für PC. 15 Studios arbeiten aktuell an Xbox/PC-Exclusives, so sagte es Phil Spencer auf der Bühne der Game Awards. Ob diese alle zum Launch bereits liefern werden, ließ er allerdings offen. Und auch die Informationen zu bereits angekündigten Titeln sind noch relativ spärlich gesät:

Forza Motorsport 8

Forza Motorsport 8 wurde nur ganz kurz innerhalb des Xbox-Series-X-Trailer gezeigt, spannenderweise haben jedoch die Kollegen von PC Games in der letzten Forza Monthly December Edition auf Youtube ein Interview entdeckt , wo Turn 10 über sein neues Projekt spricht.

Laut Creative Director Chris Esaki erhält Forza Motorsport 8 ein komplett überarbeitetes Reifendruck-Modell, bei dem sich nicht nur die Temperatur der Reifen, sondern auch die dynamische Temperatur der Strecke auf den Reifendruck auswirkt. Ihre Reifen werden in Zukunft auch Gummiabrieb auf der Strecke hinterlassen, welches große Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben soll. Ein neues System rund um den Luftdruck und atmosphärische Rahmenbedingungen sollen sich auf die Aerodynamik, die Leistungsfähigkeit der Motoren und den Reifendruck auswirken. Auch soll das Strafensystem komplett umgebaut werden. Ein faszinierender Fund von PC Games, denn offiziell wurde Forza Motorsport 8 noch nicht präsentiert und im Rahmen der Game Awards haben wir nur eine Sekunde davon gesehen, die einen McLaren GT 2019 zeigt.

Halo: Infinite 

Die Geschichte wird voraussichtlich 2561 einsetzen, zumindest wird diese Jahreszahl im ersten Gameplay-Trailer im Helmdisplay angezeigt. Damit würde Halo 6 drei Jahre nach Halo 5: Guardians spielen. Spoiler-Warnung: Zum Ende von Halo 5 übernimmt die wiederbelebte Cortana und eine Gruppierung namens The Created – K.I., die glauben, organischem Leben überlegen zu sein, mit Hilfe von Forerunner-Konstrukten die Kontrolle über die Galaxie. Diese Forerunner-Waffen werden Guardians genannt. Sollte das Spiel wirklich drei Jahre später einsetzen, könnte Halo: Infinite auf der Installation 07 spielen – dem letzten der zwölf Halo-Ringe. Installation 07 wird auch als Zeta-Halo beschrieben. Im ersten Gameplay-Trailer auf der E3 erleben wir einen Pelican, der im All driftet. Der UNSC-Pilot findet den Master Chief, der ebenfalls im Weltraum schwebt – der Pilot rettet den Chief und reaktiviert ihn aus dem Survival-Modus, den das Mjolnir Powered Armor System der dritten Generation automatisch aktivierte.

Phil Spencer war so beeindruckt von Hellblade: Senua‘s Sacrifice, dass er das Studio Ninja Theory kaufte und in die Xbox-Familie eingliederte. Auf den Game Awards erlebte jetzt Hellblade 2 seine Weltpremiere . Zu Senua’s Saga: Hellblade 2 ist noch fast nichts bekannt: Abgeschlagene Arme hängen in etwas, das sich als Pfad bezeichnen ließe und die Protagonistin wird gezeigt, wie sie vor einem aufflammenden Baum ein religiöses Ritual zelebriert. Es scheint so als habe die keltische Kriegerin Senua mittlerweile eine stattliche Armee um sich geschart und sich zur Herrscherin ausgerufen. Besonders spannend: Laut Microsoft handelt es sich hier nicht um einen vorgerenderten Trailer, sondern die Spielszenen wurden in Echtzeit auf der Xbox Series X berechnet.