Schlanker Autostart: So booten Sie blitzschnell

Die Zeit, die ein Computer zum Hochfahren benötigt, hängt ganz entscheidend von der Zahl und Art der Autostart-Programme ab. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die größten Zeitfresser zunächst identifizieren und dann beseitigen.

Der Autostart bringt ein Stück Bequemlichkeit in den PC-Alltag, indem Windows automatisch all jene Dienste und Programme startet, die für den komfortablen, problemlosen und sicheren Betrieb erforderlich sind. So sind der Virenschutz, der Onlinespeicher, die Festplattenüberwachung oder sonst etwas gleich nach dem Einschalten aktiv. Auf der anderen Seite starten Sie ebenso selbstverständlich nicht immer sämtliche Software, die auf dem Computer installiert sind. Das würde sowohl die Bootzeit erheblich verlängern als auch den gesamten Betrieb unnötig verlangsamen, schließlich beansprucht jedes Programm etwas Platz des Arbeitsspeichers und erzeugt Zugriffe auf die Festplatte. Es geht also darum, zwischen den beiden Extremen, nichts oder gleich alles zu starten, das richtige Maß zu finden.

Genau dabei hilft Ihnen dieser Ratgeber: Zunächst verschaffen Sie sich einen Überblick über die automatisch startenden Programme. Danach entscheiden Sie, welche davon essenziell oder sinnvoll sind und welche nicht. Anschließend zeigen wir, wie Sie unerwünschte Starttools deaktivieren.

Deshalb benötigt mancher Computer so lange zum Hochfahren

Wieviel Zeit Ihr Rechner benötigt, bis Sie nach dem Einschalten tatsächlich mit dem Arbeiten beginnen können, hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidenden Einfluss hat zunächst die Hardware, also die Leistungsfähigkeit des Prozessors, die Größe des Hauptspeichers, die Art des Festplatte, das Mainboard und vieles mehr. Zwei Komponenten, nämlich RAM und Datenträger, lassen sich einfach austauschen und beschleunigen das Gesamtsystem enorm. Der Kasten unten erläutert dazu die Details. Genauso entscheidend für die Bootzeit sind aber Zahl, Art und Größe der automatisch startenden Programme.

Beide Aspekte im Blick zu haben ist deshalb wichtig, um die Startdauer des eigenen Computers richtig einzuordnen. Eine betagte CPU, vier GByte RAM und eine herkömmliche Magnetfestplatte stellen nun einmal Systembremsen dar, die auch nach dem Abschalten diverser Autostart-Einträge bleiben. Ist Ihr PC andererseits modern bestückt, dürfen Sie auch viel Power inklusive schnellem Systemstart erwarten.

Windows-Ereignisanzeige: Erster Überblick über die Startdauer

Windows selbst bringt mit der Ereignisanzeige ein Tool mit, das teilweise die Zeiten zum Starten und Herunterfahren protokolliert. Um diese Daten aufzurufen, tippen Sie am unteren Bildschirmrand im Suchfeld „Ereignisanzeige“ ein und starten den angezeigten Treffer. Nun folgen Sie den Einträgen „Anwendungs- und Dienstprotokolle –› Microsoft –› Windows –› Diagnostics-Performance –› Betriebsbereit“.

Weil für den Windows-Start die Protokollereignisse mit der ID 100 entscheidend sind, können Sie diese mit einem Klick auf den Spaltenkopf der „Ereignis-ID“-Spalte an den Anfang stellen. Wenn Sie einen dieser 100er-Einträge mit der Maus markieren, blendet Windows im Register „Allgemein“ darunter die jeweilige Startdauer in Millisekunden ein: 77000 beispielsweise bedeuten also 77 Sekunden – und damit als Bootzeit für einen modernen Windows- PC viel zu viel.

Wechseln Sie zur Registerkarte „Details“; nun zeigt Windows den Gesamtbootvorgang in rund 40 Einzelprozesse zerlegt an. In der Abbildung rechts sehen Sie, dass die Hauptbootzeit mit gut elf Sekunden durchaus flott ist, die sich anschließende, ebenfalls rot markierte Zeitspanne mit über einer Minute aber viel zu lang. Eine solche Spanne zwischen dem Erscheinen des Desktops bis zur tatsächlichen Einsatzbereitschaft deutet geradezu daraufhin, dass im Hintergrund zu viele Prozesse nachgeladen werden oder dass anderweitige Probleme auftreten.

Im Prinzip den gleichen Zweck erfüllt das Tool Bootracer , welches das Ergebnis optisch hübsch aufbereitet und weitere Analysedaten bietet, auf die wir anschließend zurückkommen. Nachdem Sie das Programm installiert und aufgerufen haben, starten Sie die eigentliche Messung auf der Programmoberfläche über „Volltest –› Den Test starten –› Ja“. Die Software fährt daraufhin den PC herunter, bootet neu und nimmt dabei die Zeit. Deutlich macht Bootracer dabei auch die bereits erwähnte Post-Boot-Phase nach dem Erscheinen des Windows Desktops bis zum Abarbeiten aller automatisch mitstartenden Tasks. Während dieser Phase sehen Sie rechts unten einen Countdown, bevor das endgültige Ergebnis erscheint.

Bootracer mit genauer Analyse der Autostart-Programme

Zudem zerlegt die Analysesoftware den Bootprozess in seine Einzelteile. Wenn Sie nach dem Verschwinden des Countdowns erneut doppelt auf das Bootracer-Icon klicken, zeigt das Tool die Ergebnisse des letzten Starts. Neben der Gesamtzeit („Boot- Ergebnis“) sehen Sie vier Phasen: Die Zeit vor dem eigentlichen Windows-Start, den Windows-Start selbst, die Zeit für die Passworteingabe sowie schließlich den mit „Desktop“ bezeichneten letzten Teil. Dieser entspricht im Wesentlichen der „BootPostBootTime“ der Windows-Ereignisanzeige. Die ausgegraute erste und dritte Phase berücksichtigt Bootracer bei der Zeitangabe nicht mit, weil diese wesentlich von den Bios-/Uefi-Einstellungen sowie der Passworteingabe bestimmt werden und nicht von den Windows- und Softwareeinstellungen.

Für weitere Details drücken Sie die im Deutschen mit „Klartest“ bezeichnete Schaltfläche, wechseln dann ins Register „Start-Steuerung ermöglichen“ und aktivieren darin die unterste Option. Klicken Sie nun rechts daneben auf den Pfeilbutton und dann auf „Neu starten und prüfen“. Bei dieser Feinanalyse misst Bootracer jedes von Windows mitgestartete Programm einzeln und weist dessen Einfluss auf die gesamte Bootdauer aus. Das Resultat sehen Sie, indem Sie die „Ergebnisse“ auf der Bootracer-Oberfläche anklicken: Die „vollständige Bootzeit“ wird dabei in die „saubere Startzeit“ und den von allen Autostart-Programmen gemeinsam verursachten Teil unterteilt. Wie sich dieser wiederum durch die einzelnen Programme zusammensetzt, zeigt ein Mausklick auf „Verzögerungen finden“. Die Ergebnisliste lässt sich nicht sortieren, immerhin sind die größten Zeitfresser hervorgehoben.

Bevor Sie daran gehen, die Bootdauer durch gezieltes Deaktivieren einzelner Autostart-Programme zu deaktivieren, noch ein Tipp. Wenn Sie mit Bootracer im Laufe der Zeit viele Messungen durchgeführt haben, können Sie die Historie über „Verlauf –› Geschichte der Bootzeiten“ aufrufen. Die Grafik oben zeigt eine Übersicht, die Liste darunter die Details, und ganz unten ist der Durchschnittswert errechnet („Average“).

Schneller starten: Die richtigen Energie-Einstellungen in Windows

Windows 10 durchläuft beim normalen Herunterfahren keinen vollständigen Systemstart, bei dem das Bios/Uefi wie früher sämtliche Initialisierungsprozesse durchläuft. Dieser Schnellstart beschleunigt das Hochfahren im PC-Alltag. Wünschen Sie einen vollständigen Systemstart, erzwingen Sie diesen durch Drücken der Shift-Taste beim Neustarten.

Noch schneller als gewöhnlich startet das Betriebssystem aus den Zuständen „Energie sparen“ und „Ruhezustand“. Während der Rechner bei der ersten Option noch Strom verbraucht und wirklich schnell wieder da ist, funktioniert der Ruhezustand anders. Hier friert Windows den aktuellen Betriebszustand mit allen noch laufenden Programmen und offenen Fenstern ein, sichert diesen auf der Festplatte und lädt ihn beim erneuten Starten genauso wieder. Selbst der Cursor in einer offenen Word-Datei blinkt an der gleichen Stelle, Sie können also sofort weiterarbeiten. Dieser Ruhezustand funktioniert sogar, wenn Sie zwischenzeitlich das Netzkabel ziehen.

So geht’s: Öffnen Sie die Einstellungen-App von Windows 10, klicken darin auf „System –› Netzbetrieb und Energiesparen –› Zusätzliche Energieeinstellungen –› Auswählen, was beim Drücken des Netzschalters geschehen soll“ und wählen Sie hinter „Beim Drücken des Netzschalters“ die gewünschte Option aus. Beim Notebook stehen alle Einstellungen doppelt zur Verfügung, nämlich für den Netz- und den Akkubetrieb.

Welche Autostart-Programme sind sinnvoll, welche nicht?

Eingangs schrieben wir bereits, dass es bei den Autostart-Programmen darum geht, das richtige Maß zu finden: also weder alles vom automatischen Starten auszuschließen noch jedes Einschalten des PCs unnötig in die Länge zu ziehen. Was aber ist für Sie das richtige Maß? Denn allgemein gültige Ratschläge kann es hier nicht geben. Vielmehr kommt es darauf an, welche Software für Sie wichtig ist und was sich auf Ihrem Rechner so alles im Autostart-Ordner angesammelt hat.

Starten Sie Bootracer gegebenenfalls erneut und klicken Sie auf der Programmoberfläche auf „Ergebnisse –› Verzögerungen finden“, um die Autostart-Einträge mit dem größten Booteinfluss zu identifizieren. In der folgenden Abbildung sind dies der Cloudspeicher Dropbox und das Kaspersky-Programm zur Updateprüfung von installierter Software – allein diese beiden Tools sorgen für fast zehn Sekunden Mehrzeit bei jedem Start. Während der Onlinespeicher Dropbox für viele Anwender jederzeit sofort zur Verfügung stehen soll, ist der permanente Updatecheck dagegen überflüssig. Manuelles Starten ein oder zweimal im Monat genügt hier völlig.

Weil auf Ihrem Rechner vermutlich andere Einträge erscheinen, müssen Sie auch selbst entscheiden, welche Software Sie immer von Beginn an benötigen. Falls Sie bei der ein oder anderen Software nicht wissen, wozu sie genau dient, hilft das Tool Should I Remove it? weiter. Das Tool scannt die installierten Programme und zeigt über Farbbalken in der Spalte „Removal %“ zu jeder Software, ob sie nützlich (grün), nicht so wichtig (orange) oder gar überflüssig (rot) ist.

Autostarts in Bootracer und im Taskmanager deaktivieren

Zurück in Bootracer, klicken Sie in der Liste mit den zeitlichen Verzögerungen links oben auf den „Zurück“-Pfeil und dann unten auf „Startup Manager“. In dieser neuen Liste deaktivieren Sie vorne (!) die Programme, die Sie vom Autostart ausschließen möchten. Die betreffende Software startet danach nicht mehr selbstständig – das allerdings nur, so lange Sie Bootracer nicht deinstallieren. Probieren Sie das Ganze einmal aus, indem Sie ein Programm deaktivieren und den PC anschließen neu booten.

Hinweis: Lassen Sie sich in Bootracer nicht von der roten „Löschen“-Option ganz hinten irritieren. Diese löscht einen Software-Eintrag nur aus der Liste, das Tool selbst aber startet weiterhin automatisch.

Statt zu Bootracer können Sie unter Windows 8.1 und 10 zum Taskmanager greifen. Zum Starten der Windows-App klicken Sie mit der rechten Maustaste unten in die Taskleiste und rufen den „Task-Manager“ auf. Nachdem Sie auf „Mehr Details“ geklickt haben und ins Register „Autostart“ gewechselt sind, sehen Sie hier die Liste der automatisch gestarteten Software. Allerdings zeigt Windows keine exakten Verzögerungswerte, sondern nur eine Klassifizierung bei den „Startauswirkungen“. Immerhin stimmten die Niedrig-, Mittel- und Hoch-Einstufungen auf unseren Testsystemen meist mit denen der Bootracer-Messungen überein. Um einen Autostart-Eintrag zu deaktivieren, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen den Eintrag „Deaktivieren“. Wirksam wird die Änderung erst nach einem Neustart. Ein Detail nebenbei: Auch der Windows-Taskmanager misst die Zeit bis zum Beginn des eigentlichen Windows-Starts, in der sich der PC also initialisiert, und blendet diese oben rechts als „Letzte BIOS-Zeit“ an. Anders funktioniert das Ein- und Ausschalten der Autostarts unter dem älteren Windows 7: Hier tippen Sie msconfig in die Ausführen-Zeile des Startmenüs, bestätigen mit der Enter-Taste und wechseln dann ins Register „Systemstart“.

Wie lässt sich eine bestimmte Bootzeit nun einordnen? Über die Schaltflächen „Wettbewerb –› Weiter –› Eintragen“ gelangen Sie zum Bootracer-Vergleichsportal, wo Sie mit einem Klick auf „All Results“ fast 4000 Ergebnisse anderer Anwender sehen. Mit beispielsweise 20 Sekunden bis zum möglichen Arbeitsbeginn (dritte Spalte, „To Desktop(s)“) liegt man noch im vordersten Drittel, mit 30 Sekunden genau in der Mitte und bei 40 Sekunden beginnt das letzte Drittel – alles natürlich abhängig von der Hardwareausstattung.

Zum Schluss zwei Tipps: Auf einem PC daheim, bei dem keine unbefugte Benutzung droht, können Sie über die Systemsteuerung die Passworteingabe deaktivieren und so ein wenig früher mit dem Arbeiten beginnen. Platzieren Sie außerdem den Windows-Datenträger im Bios/Uefi bei der Bootreihenfolge immer an die erste Stelle.

Mehr Speed mit SSD und Zusatz-RAM

Der Einbau eines schnellen Flash-Datenträgers sowie das Aufstocken mit zusätzlichem Arbeitsspeicher sind die beiden Maßnahmen, die bei geringer Investition das meiste aus dem vorhandenen PC herausholen.

Die SSD-Preise sind mit Kosten ab 20 Euro für einen Datenträger mit 120/128 GByte beziehungsweise ab gut 30 Euro für einen mit 256 GByte Kapazität drastisch gefallen. Auch RAM ist zuletzt günstiger geworden, für acht GByte des verbreiteten DDR4-Typs sind knapp 50 Euro fällig. Zwei Online-Workshops erklären den Einbau in allen Details .