Autoproduktion weltweit: 1,6 Millionen Autos weniger wegen Covid-19

Durch die wegen der Corona-Pandemie ruhende Automobilproduktion im März und April 2020 werden weltweit rund 1,6 Millionen Autos weniger gebaut.

Das geht aus einer ersten Analyse des internationalen Marktbeobachters Berylls hervor. Demnach bedeutet die geringere Produktion einen Rückgang von nicht einmal zwei Prozent gemessen an den für 2020 angestrebten 88,3 Millionen Gesamteinheiten – unter der Voraussetzung, dass Produktionsschließungen nicht noch weiter andauern.

Hoffnung aus China

Allerdings ist es nach Meinung von Andreas Radics, geschäftsführender Partner bei Berylls Strategy Advisors, "noch zu früh, um konkrete Zahlen zu nennen, die den Einfluss der Pandemie auf die Autoindustrie belegen. Aber ich gehe davon aus, dass wir bisher nur einen Bruchteil der Verwerfungen sehen. Nicht zuletzt, weil sich mittelfristig auch das Verhalten der Konsumenten ändern wird. Selbst wenn die Produktion weltweit wieder anlaufen kann, ist offen, wie schnell sich das Kaufverhalten normalisiert. Die gute Nachricht ist, dass die Fertigung in China nahezu überall wieder angelaufen ist und die Kunden wieder zu den Händlern gehen, um Autos zu kaufen. Einzelne Marken melden, dass sie bereits wieder bei 70 bis 80 Prozent des erwartbaren Volumens angelangt sind. Sofern kein weiterer Covid-19-Ausbruch kommt, ist dies ein überaus positives Signal aus diesem so wichtigen Markt."

Für das Jahr 2020 prognostiziert Berylls einen globalen Absatzrückgang von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahl hat jedoch nur Bestand, wenn sich in den nächsten drei Monaten die Krise in Europa und den USA deutlich abschwächt. Allerdings wird die Corona-Krise auch weiter im Jahr Auswirkungen auf Modellanläufe haben. Das eng getaktete Termingeflecht dürfte ausgerechnet in der Phase, in der viele E-Autos an den Start gehen, aus den Fugen geraten. Diese Auswirkungen sind erst im dritten Quartal 2020 zu spüren.

Mit Ausfällen von 156.000 Einheiten trifft es nach der Studie Ford am stärksten, gefolgt von FCA mit 145.000 und VW mit 135.000 Einheiten.

In Europa werden 810.000 Auto weniger produziert

Aber auch die europäische Autoindustrie leidet massiv unter den Folgen der Corona-Krise. Nach einer exklusiven Berechnung von Berylls werden im März und im April in Europa 810.000 Autos weniger gebaut als geplant. 2019 wurden in Europa rund 15 Millionen Fahrzeuge produziert. Aktuell haben der Berylls-Analyse zufolge fast 100 Automobilwerke plus zahllose Produktionsstätten der Zulieferer ihre Arbeit unterbrochen. Am stärksten betroffen ist Deutschland. Hier erwarten die Analysten ein Minus von 249.000 Fahrzeugen. Stark unter der Krise leiden zudem Spanien mit einem Minus von 140.000 Fahrzeugen, Frankreich (-90.000), Großbritannien (-54.600), Tschechien (-51.000) und Italien (-41.300).

Schaut man sich die einzelnen Autohersteller mit ihren Produktionsstätten in Europa an, muss PSA (Peugeot, Opel, Citroën, DS, Vauxhall) mit einem Minus von 137.000 Fahrzeugen die höchsten Ausfälle verkraften. Die Marke VW folgt mit 106.000 nicht produzierten Autos. BMW wird 98.000 Autos weniger Fahrzeuge in Europa herstellen, gefolgt von Renault-Nissan-Mitsubishi (-97.000), Daimler (-69.000), FCA (Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Jeep u.a., -55.000), Ford (-54.000) sowie die VW-Konzernmarken Skoda (-41.000), Seat (-39.000) und Audi (-28.000). Von den japanischen Herstellern leidet in Europa am stärksten Toyota mit einem Produktionsausfall von 35.500 Fahrzeugen. In Deutschland hat das größte Minus BMW zu tragen (-83.000 Fahrzeuge), dann folgen die Marken VW (-68.000), Daimler (-47.000), Audi und Ford (jeweils -21.000), Opel (-5.000) und Porsche (-4.000).

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