Raspberry Pi: So basteln Sie einen digitalen Bilderrahmen

Der Raspberry Pi erlaubt es Ihnen, sich einen eigenen digitalen Bilderrahmen zu erstellen und das eigene Zuhause zur Galerie für Ihre Lieblingsfotos zu machen.

Die Technik der digitalen Bilderrahmen wirkt oftmals recht altertümlich. Zwar sind sie ausgesprochen praktisch und machen eine Menge Spaß, aber die Menüführung ist nur selten nutzerfreundlich, und auch die Verarbeitung des Rahmens lässt immer wieder zu wünschen übrig. Viele Fotobegeisterte entscheiden sich deshalb dafür, den Raspberry Pi zum Bau eines eigenen, den individuellen Wünschen entsprechenden digitalen Bilderrahmens zu nutzen. Hierbei profitieren Anwender von einem schlanken Monitor, von einem Plus an Features sowie einer intuitiven Bedienung.

Diese Dinge sind für den Bau eines digitalen Bilderrahmens wichtig
Es ist relativ schnell und ohne großen Aufwand möglich, sich einen eigenen digitalen Bilderrahmen zusammenzustellen. Die hierfür benötigten Utensilien sind:

Raspberry Pi einschließlich GehäuseTFT-Monitor nebst HDMI-Kabel LAN-Kabel/WLAN-Dongle USB-Stick Micro-SD-Karte XBian mit Kodi Smartphone-App KoreMaus und Tastatur für die Einrichtung des digitalen Bilderr

Das klingt alles aufwendiger, als es tatsächlich ist. Der erste Schritt besteht darin, sich die Setup-Datei von XBian herunterzuladen. Hierbei handelt es sich um eine eigenständige Software, in der sich das Mediacenter Kodi befindet. XBian ersetzt das bisherige Standardbetriebssystem Wheezy und wird nun an dessen Stelle installiert. Wer möchte, kann Kodi auch unter Wheezy installieren, muss hierfür aber mehr Zeit investieren. Außerdem kann es passieren, dass die Kombination von Wheezy und Kodi zu Schwierigkeiten führt, wenn eine Fernbedienung per App erfolgen soll. Nach erfolgreichem Download wird eine Micro-SD-Karte in den PC eingesteckt und im Anschluss die Installationsdatei von XBian gestartet.

Die Installation von XBian durchführen
Um XBian auf dem Raspberry installieren zu können, muss zunächst das gewünschte System ausgewählt werden. Unter anderem können sich Nutzer für Raspberry Pi 1, 2 oder CuBox-i entscheiden. Für unseren Test haben wir Raspberry 2 ausgewählt, da wir die neueste Version des Gerätes verwendet haben. In einem weiteren Schritt teilen Sie dem Installationsprogramm mit, auf welchem Laufwerk sich die Micro-SD-Karte befindet. Hierbei ist es sehr praktisch, dass das Tool automatisch die aktuelle XBian-Version auswählt. Nachdem die Installation eingeleitet wurde, beginnt der Download des Betriebssystems. Sobald dieser Schritt erfolgreich abgeschlossen wurde, wird die Software auf der Speicherkarte abgelegt. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass bei diesem Vorgang die Karte formatiert wird. Sollten sich darauf also noch wichtige Daten befinden, müssen diese zunächst gesichert werden. Sobald die Installation erfolgreich durchgeführt wurde, erhalten Sie über eine Infobox die entsprechende Mitteilung. Jetzt kann das Tool beendet und die SD-Karte aus dem PC in den Raspberry Pi eingesteckt werden.

Individuelle Einstellungen an Kodi vornehmen
Nach dem Start des Raspberry Pi wird Ihnen das XBian-Logo angezeigt. Außerdem erscheint ein Ladebalken, der veranschaulicht, mit welcher Geschwindigkeit sich das neue Betriebssystem an den Minicomputer anpasst. Nach ein paar Minuten ist dieser Vorgang abgeschlossen, und der Setup-Wizard von Kodi erscheint. Sollte die Kodi-Installation etwas ruckeln, dann ist das der Tatsache geschuldet, dass bereits erste Updates im Hintergrund installiert werden. Der Wizard ermöglicht ganz individuelle Einstellungen bei Kodi. Zu Beginn kann aber immer auf Next geklickt werden, bis die Einrichtung abgeschlossen ist. Sobald dies geschehen ist, läuft der Raspberry mit XBian einschließlich Kodi, und die neue Benutzeroberfläche wird direkt angezeigt.

Eine Konfiguration des Mediacenters vornehmen
Die erste Anpassung sollte darin bestehen, eine höhere Auflösung auszuwählen. Bei der Installation steht nämlich eine Auflösung von 640 x 480 Pixel zur Verfügung, was sich bei den zu Testzwecken genutzten Monitoren eindeutig als zu wenig herausstellte. Um die Auflösung anzupassen, muss im Hauptmenü auf System geklickt und anschließend der Menüpunkt Settings ausgewählt werden. Nun müssen die Schritte Video Output → Resolution ausgeführt werden. Hier kann dann die gewünschte Auflösung ausgewählt werden. Diese sollte sich immer an der Größe des verwendeten TFT-Bildschirms orientieren. Für einen 19-Zoll-Monitor mit dem Bildformat 4:3 ist die ideale Auflösung in den meisten Fällen 1280 x 1024 Pixel. Wenn die Bildschirme größere Dimensionen annehmen und zum Beispiel mit dem 16:9-Format arbeiten, empfiehlt sich hingegen eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixel.

Sobald die gewünschte Auflösung bestimmt wurde, ist es ratsam, die Menüsprache auf Deutsch umzustellen. Hierfür wählen Sie im Menü die Punkte Appearance → International → Language → German aus. Des Weiteren können hier weitere Einstellungen in Bezug auf die Tastaturbelegung, die Region, die Uhrzeit oder das Datum vorgenommen und an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Nicht zuletzt ist es eine gute Idee, dafür zu sorgen, dass Kodi direkt nach dem Start des Raspberry Pi zum Menüpunkt Bilder wechselt. Hierfür muss die Auswahl Optionen → Darstellung → Skins → Startfenster → Bilder erfolgen. Anschließend ist die Einrichtung von Kodi komplett, und die erste Diashow kann gestartet werden.

Eine App zum Starten des Raspberry Pi
Selbst wenn der Raspberry Pi schwer erreichbar ist, kann er mühelos gestartet und genutzt werden. Dafür sorgt ein kleines praktisches Hardwareteil namens Smart Plug. Hierbei handelt es sich um eine intelligente Steckdose, die für Fernbedienungszwecke verwendet werden kann. Sowohl der Raspberry Pi selbst als auch der Monitor lassen sich über diese Steckdose ansteuern. Um das leisten zu können, muss die Smart Plug zwischen die Steckdose und die Dreifachsteckdose, an der sich der Raspberry Pi und der Monitor befinden, geschaltet werden. Anschließend ist es erforderlich, die App EdiPlug zu installieren und einzurichten. Hierbei ist praktisch, dass die Nutzerführung der App auf Deutsch zur Verfügung steht. Anschließend verbindet sich die Smart Plug mit dem WLAN, ohne dass hierfür eine Registrierung nötig ist. Jetzt können von überall her der Energieverbrauch gecheckt, Schaltzeilen konfiguriert und die Geräte bedient werden.

So gelangen Bilder auf den Raspberry Pi
XBian kennt sich mit den heutzutage gängigen USB-Geräten sehr gut aus, weswegen Hot Plug problemlos genutzt werden kann. Das bedeutet, die verschiedenen Speichermedien müssen lediglich eingesteckt werden, und schon können die darauf befindlichen Inhalte genutzt werden. Wenn Sie auf den Ordner Bilder klicken, werden Ihnen vermutlich bereits die ersten angeschlossenen Geräte ebenso angezeigt wie die Punkte Bilder-Addons und Bilder hinzufügen. Sobald ein USB-Stick angesteckt wird, erkennt ihn der Raspberry Pi sofort und zeigt dies durch eine Nachricht im unteren Bereich an. Wenn die Bezeichnung des Sticks jetzt doppelt angeklickt wird, werden alle Fotos angezeigt, die sich auf dem Speichermedium befinden. Die einzelnen Inhalte stehen in einer Vorschau am rechten Rand bereit.

Jetzt wird mit der Maus über den Pfeil am Bildschirmrand gefahren, um so die Vorbereitungen zum Start der Diashow zu treffen. Hier können nun gewünschte Bilder ausgewählt und sortiert werden. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, die Diashow zu starten. In diesem Zusammenhang ist es sehr praktisch, dass hierbei ein Beamer ohne Probleme über die HDMI-Schnittstelle angeschlossen werden kann. Somit ist es ohne Komplikationen möglich, selbst einer großen Anzahl von Zuschauern die verschiedenen Bilder auf dem Speichermedium zu präsentieren. Sowohl beim Einsatz eines Beamers als auch bei der Nutzung eines Monitors muss eine Tastatur, eine Maus oder die entsprechende App zur Verfügung stehen. Es ist allerdings auch möglich, eine Diashow von selbst und ohne lästiges Klicken starten zu lassen.

Mit diesem Trick gelingen automatische Diashows mit Kodi
Wer nicht extra ein eigenes Python-Script schreiben will, um automatische Diashows starten zu lassen, kann auf einen einfachen Trick zurückgreifen. Statt einen Code oder die systemeigene Diashow zu nutzen, wird einfach ein Bildschirmschoner verwendet. Hierdurch werden die Bilder nach dem Booten automatisch angezeigt, ohne dass Sie als Nutzer irgendetwas tun müssen. Durch das Fehlen von Maus und Tastatur ist zudem sichergestellt, dass der Bildschirmschoner nicht ohne Weiteres beendet werden kann. Um diese Funktion nutzen zu können, müssen die Punkte Optionen → Darstellung → Bildschirmschoner ausgewählt werden. Die unter Kodi vorinstallierten Bildschirmschoner eignen sich für die hier genannten Zwecke nur bedingt. Deswegen ist es empfehlenswert, zunächst einen brauchbaren Bildschirmschoner zu installieren. In diesem Zusammenhang hat sich vor allem der Picture Slideshow Screensaver bewährt. Um diesen installieren zu können, muss auf Bildschirmschonermodus → Mehr geklickt werden. Im Anschluss daran erscheint eine Liste mit verschiedenen Varianten. Suchen Sie den Picture Slideshow Screensaver heraus und klicken Sie darauf. Anschließend startet die Installation automatisch.

Die nächste Aufgabe besteht darin, den Bildschirmschoner darüber zu informieren, welche Fotos er anzeigen soll. Im Bildschirmschonermenü muss hierfür auf Einstellungen → Basis geklickt werden. Hier kann die vorgesehene Quelle angegeben werden, von der die Fotos bezogen werden sollen. Im vorliegenden Fall ist das der angeschlossene USB-Stick. Der Pfeil zur Quellenangabe muss nun so lange betätigt werden, bis dort Bildordner erscheint. Darunter befindet sich eine Zeile, in welcher der USB-Stick eingetragen werden muss. Dessen Standort lässt sich leicht bestimmen, da Linux-Systeme Ordner über das Root-System auswählen. Deswegen müssen die Schritte Ordner → Root-Dateisystem erfolgen. Hier werden nun verschiedene Ordner angezeigt, aus denen Sie den Ordner media auswählen. In diesem Ordner befindet sich der USB-Stick mit seiner üblichen Bezeichnung. Falls gewünscht, können noch individuelle Einstellungen für Dauer, Effekte, Abdunklungsgrad und Ähnliches vorgenommen werden. Wenn Sie diese Einstellungen ausgeführt und bestätigt haben, brauchen Sie für den weiteren Einsatz des Raspberry Pi weder Tastatur noch Maus. Sie können also beide Geräte entfernen und den Minicomputer autonom nutzen.

Den perfekten Einsatzort für den Bilderrahmen finden
Die Möglichkeiten für die Platzierung des persönlichen Bilderrahmens sind ausgesprochen groß. Einige Nutzer stellen den Rahmen auf ein Sideboard, andere befestigen ihn direkt an der Wand und sorgen mittels eines Beamers für großartige Effekte. Für den Einsatz an der Wand ist es wichtig, dass der Raspberry Pi in ein geeignetes Gehäuse eingesetzt wird. Besonders leicht lässt sich das Gehäuse am Monitor anbringen, wenn eine Heißklebepistole zum Einsatz kommt. Bei der Wandmontage muss vor allem auf den geeigneten Abstand geachtet werden. Außerdem sollten möglichst lange Schrauben und Wandhalterungen verwendet werden, die vom Hersteller ausdrücklich empfohlen werden.

Fazit
Durch die Kombination von Raspberry Pi 2, Kodi und etwas handwerklichem Geschick haben Sie sich einen hervorragenden digitalen Bilderrahmen selbst erstellt. Sehr angenehm ist, dass die Handhabung dieses Gerätes deutlich leichter und intuitiver erfolgt, als dies bei vergleichbaren Rahmen im Handel der Fall ist. Neben Fotos und Videos können unter anderem auch Serien und Filme über den Raspberry Pi dargestellt werden, und auch eine Verwaltung persönlicher Daten ist ohne Weiteres möglich. Insgesamt steht Ihnen also ein zuverlässiges Mediacenter zur Verfügung, das nach jedem Neustart die von Ihnen ausgewählten Bilder anzeigt.

Digitale Fernbedienung für Kodi anwenden
Dank Smartphone und Tablet ist es mittlerweile möglich, komplett auf Tastatur und Maus zu verzichten. Mithilfe der Apps Kore für Android und Kodi Remote für iOS ist es kein Problem, über solche mobilen Geräte die Kodi-Funktionen aus der Ferne zu steuern. Die Anwendungen selbst stellen sogar eine vollständige Fernbedienung bereit, die eine leichte und intuitive Handhabung erlaubt. Für die Installation muss der Raspberry Pi mit XBian mit dem Netzwerk verbunden sein, schon wird er von der App gefunden. Sowohl die Android- als auch die iOS-Variante sind in der Lage, gezielt nach XBian-Systemen zu suchen. In unserem Test hat das fehlerlos geklappt, und schon nach wenigen Minuten waren wir in der Lage, das Mediacenter via Smartphone oder Tablet zu bedienen.