Ratgeber: So klärt die Black Box Flugzeug-Katastrophen auf

Bei einem Flugzeugabsturz können die in einer Black Box eingebauten Datenspeicher und Stimmenrekorder oft Indizien für die Gründe der Katastrophe liefern.

Wahrscheinlich können die meisten Menschen mit den Begriffen "Datensammeleinheit" und "Stimmenaufzeichnungsgerät" nicht allzu viel anfangen. Hier reichen die Vermutungen von einem Tablet-Computer bis zu einem tragbaren Diktiergerät. Dagegen ist die umgangssprachliche Bezeichnung Black Box nahezu jedem bekannt, der einmal in den Medien etwas über eine Flugzeugkatastrophe vernommen hat. Die jüngsten Abstürze über dem Indischen Ozean und über der Ost-Ukraine sowie auch das Germanwings-Desaster sind die aktuellsten Beispiele. Aber egal wie schlimm es auch kommt: Nach jedem neuen Flugzeugabsturz kommt die Black Box ins Spiel, die in jedes Passagierflugzeug mit über 17 Tonnen Gewicht eingebaut ist.

Black Box in der Farbe Orange
Dabei ist eine Black Box, wie es dem Namen nach zu vermuten wäre, gar nicht schwarz sondern rötlich-orange. Dies soll das Auffinden des Geräts in Schuhkartongröße in kaum zugänglichem Terrain erleichtern. Dabei besteht die doppelwandige Hülle des Flugschreibers in der Regel aus Edelstahl oder Titan und übersteht heftigste Stürze. Somit verkraftet das Gerät auch ein Feuer mit 1.000 Grad Celsius oder einen Absturz aus 10.000 Metern Höhe oft problemlos. Aus diesem Grunde könnte man vermuten, dass es ohne Schwierigkeiten möglich ist, die gespeicherten Inhalte einer nach einer Katastrophe aufgefundenen Blackbox auszulesen. Leider reicht es nicht, das Gerät aufzubrechen und am Rechner anzuschließen. Ohne Spezialwerkzeug und Know-How ist das Auslesen nicht möglich.

Eine Black Box besteht aus zwei Komponenten
Im Wesentlichen besteht ein Flugschreiber aus zwei Komponenten: dem Flugdatenschreiber und dem Stimmenrekorder. Abhängig davon, wie sich die Katastrophe genau ereignet hat, liefert entweder die sogenannte Flight Data Acquisition Unit (FDAU), also der Flugdatenschreiber, oder der Cockpit Voice Recorder die entscheidenden Informationen. So kann die Absturzursache ermittelt werden.

Cockpit Voice Recorder
Dank dem Voice Recorder konnten die Verantwortlichen bei früheren Abstürzen, die durch Unwetter, Ausfälle wichtiger Systeme oder Abschüsse durch Militärs verursacht wurden, die letzten Gesprächs-Minuten aus dem Cockpit hören. Die Absturzermittler konnten allein aus den letzten Sätzen der Besatzung wichtige Informationen beziehen.

Die Gespräche im Cockpit inklusive aller Nebengeräusche werden abhängig von der Ausführung und dem Hersteller der Black Box auf Speicherchips oder Magnetbändern mit einer Kapazität von jeweils 30 bis 120 Minuten gespeichert. Sobald das Ende der Aufnahmezeit erreicht ist, werden die Gespräche permanent vom Anfang her wieder überschrieben. Dadurch stehen den späteren Ermittlern immer nur die letzten aufgenommenen Soundfiles zur Verfügung.

Flight Data Acquisition Unit
Bei der zweiten Komponente handelt es sich um den eigentlichen Flugdatenschreiber. Dieser speichert die wichtigsten Systemdaten eines Fluges mindestens 25 Stunden lang. Sie werden von den zahlreichen Sensoren einer Passagiermaschine geliefert. Dabei erfassen die Sensoren sämtliche wichtigen Daten, von der jeweiligen Rotor-Geschwindigkeit der Turbinen, der eingeschlagenen Richtung bis hin zu der jeweiligen Flughöhe und -geschwindigkeit. Zeitgemäße SSD-Chips können bis zu 700 verschiedene Systemwerte aufzeichnen. Später nutzen Absturzermittler das aufgezeichnete Material einer Black Box, um so viel wie möglich über den Flugverlauf vor dem eigentlichen Unglück zu erfahren.

Die Black Box ist so ausgelegt, dass sie sich von allen elektrischen Systemen der Maschine automatisch trennt, sollte in einer Passagiermaschine der Strom ausfallen. Die eingebaute Notstromversorgung schaltet sich ab diesem Zeitpunkt nicht nur in Form einer Batterie ein, das Gerät sendet auch ein Notsignal rund um die Uhr. Den Rettungskräften oder Ermittlern ermöglicht dieses Signal, die Black Box nach einem Flugzeugabsturz auch in großen oder unzugänglichen Gebieten, wie z.B. in einer Wüste, zu finden. Jedoch nur so lange, wie die Energie im Akku reicht.

Die Basis der Absturzanalyse: die Arbeit der Datenretter
Datenrettungsingenieure werden durch die Arbeit an solchen sensiblen Projekten vor große Herausforderungen gestellt. Ihre Ergebnisse müssen schließlich auch bei etwaigen Schadensersatz-Klagen vor Gericht Bestand haben. Daher umfasst die Datenrettung von Flugschreibern auch immer eine Dokumentation aller geretteten Daten und ein ausführliches Reporting.

Auch in Zukunft sind die Flugschreiber für die Aufklärung von Flugzeugkatastrophen von unschätzbarem Wert. Aktuelle Tests mit satellitengesteuerter Datenübertragung zwischen den verschiedenen Flugüberwachungsstationen und Passagierflugzeugen auf der jeweiligen Flugroute ändern daran nichts. Jährlich kämen auf diese Weise bei rund 30,5 Millionen Flügen derart große Datenmengen zusammen, dass die Speicherung und Verwaltung des Materials viel zu teuer und schlicht zu aufwendig wäre.