Samsung Galaxy Gear im Praxis-Test

Mit der Smartwatch Samsung Galaxy Gear können Sie fotografieren, telefonieren und Nachrichten lesen - aber nur in Kombination mit einem aktuellen Samsung-Smartphone wie dem Galaxy Note 3. Ob die Uhr auch im Alltag praktikabel ist, erfahren Sie in unserem Praxis-Test.

Die Galaxy Gear ist aktuell nur mit wenigen Samsung-Smartphones kompatibel. Andere Hersteller kommen gar nicht erst auf die Kompatibilitätsliste Die Smartwatch ist eine schicke Erweiterung der passenden Smartphones, für die Sie allerdings tief in die Tasche greifen müssen: Knapp 300 Euro verlangt Samsung für die nur halbwegs intelligente Uhr.

Tragekomfort: Nichts für schlanke Handgelenke

Die Galaxy Gear ist mit rund 74 Gramm schwerer als die meisten Armbanduhren, allerdings kaum größer als eine gebräuchliche Herrenuhr. Das 1,63 Zoll (4,14 Zentimeter) große AMOLED-Display braucht schließlich Platz. Für schlanke Handgelenke ist die Smartwatch eher weniger geeignet, weil sie erstens zu lang ist und zweitens das Armband nicht so eng schließt – das Problem wird überwiegend Frauen betreffen, die vergleichsweise schlanke Handgelenke haben.

Ansonsten trägt sich die Gear recht angenehm und fühlt sich ähnlich einer normalen Uhr an. Allerdings ist sie mit 11,1 Millimetern dicker, weshalb wir im Test hin und wieder beim Anziehen einer Jacke hängen bleiben. Teilweise passt sie auch nicht unter sehr enge Ärmel.

Insgesamt ist die Galaxy Gear sehr wertig verarbeitet und sieht zudem auch noch schick aus. Darüber hinaus wählen Sie aus verschiedenen Farben wie Orange, Grün und Weiß Ihr Modell aus.

Ersteinrichtung: Nur mit dem Smartphone möglich

Ohne ein mit der Gear kompatibles Smartphone können Sie die Smartwatch nicht in Betrieb nehmen, nicht einmal die Uhrzeit einstellen - anders als beispielsweise bei der Sony Smartwatch 2.

Um die Galaxy Gear einzurichten, müssen Sie Ihr Smartphone, in unserem Falle ein Galaxy Note 3, an die mitgelieferte Aufladestation halten. Erst dann wird per NFC der Download der Anwendung „Gear Manager“ auf dem Smartphone gestartet, mit der Sie die Smartwatch konfigurieren. Zunächst müssen Sie aber für die Bluetooth-Kopplung den richtigen Code eingeben.

Über den Gear Manager laden Sie aus dem Samsung Store speziell für die Gear angepasste Anwendungen wie ChatON, Snapchat oder Ebay. Die Auswahl der verfügbaren Programme ist derzeit aber stark beschränkt, da Sie gerade mal knapp 80 Apps auf der Gear nutzen können, von denen die meisten eher unbekannt und zudem noch schlecht bewertet sind. Auch stellen Sie im Gear Manager unter „ Einstellungen -> Benachrichtigung“ ein, zu welchen Apps Benachrichtigungen angezeigt werden sollen.

Bedienung und Display: Scharfer Screen per Touch steuerbar

Sämtliche Inhalte sehen auf dem 1,63 Zoll (4,14 Zentimeter) kleinen AMOLED-Display sehr scharf aus. Die Auflösung von 320 x 320 ist bei der Größe völlig ausreichend.

Sie bedienen die Galaxy Gear ausschließlich über Touch-Gesten, es gibt nur eine physische Taste auf der rechten Gehäuseseite. Mit Ihr aktivieren Sie den Screen oder lösen bei zweimaligem Drücken eine zuvor aktivierte Funktion aus. So starten Sie beispielsweise direkt die Kamera, die Sprachsteuerung S Voice oder die Stoppuhr.

Bedienung: Der Touchscreen reagiert schnell und präzise. Im Hauptmenü bestehend aus verschiedenen Startbildschirmen navigieren Sie über Wischgesten nach links oder rechts zur nächsten Funktion. Im App-Menü selbst finden Sie darüber hinaus die restlichen Anwendungen. Die Navigation klappt dank der 800-MHz-CPU weitestgehend ruckelfrei. Um eine App zu schließen bzw. einen Schritt zurück zu navigieren, wischen Sie einfach von oben nach unten. Wischen Sie auf dem Hauptbildschirm, also der Uhranzeige, erneut von oben nach unten, starten Sie die Kamera. Streichen Sie von unten nach oben über den Screen, öffnen Sie die Telefonfunktion, sprich das Nummernfeld, über das Sie einen Kontakt anrufen können.

Display aktivieren: Nutzen Sie die Smartwatch nicht, dann bleibt der Bildschirm schwarz, weshalb Sie nicht einmal die Uhrzeit erfahren. Um ihn zu aktivieren, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Im Gear Manager unter „Einstellungen -> Aktivierungsgeste“ stellen Sie ein, dass die Gear den Bildschirm aktiviert, wenn Sie den Arm heben, als ob Sie normal auf die Uhr gucken würden. Das klappt auch, wenn Sie Ihr Handgelenk mit einer Ruckbewegung schnell zu Ihnen bewegen. Das Sieht zwar total blöd aus, erfüllt aber den Zweck. Das klappt meistens auch gut, nur dauert es lange, bis das Display wirklich aufleuchtet.

Oder Sie tippen auf den An/Aus-Taste, was allerdings etwas umständlicher ist. Zudem dauert der Aktivierungsprozess ähnlich lange.

Akkuladung + Taskmanager: Tippen Sie zweimal schnell hintereinander mit zwei Finger auf das Display, rufen Sie das Einstellungsmenü zur Bildschirmhelligkeit sowie der Lautstärke auf. Dort sehen Sie außerdem die Prozentanzeige zur Akkuladung. Halten Sie zwei Finger lange auf dem Display, dann starten Sie die Ansicht der zuletzt verwendeten Apps, die Sie vom Smartphone kennen. Dort können Sie nicht genutzte Anwendungen einfach durch eine Wischbewegung nach links oder rechts rausschmeißen.

Benachrichtigungen: Nachrichten auf der Gear lesen

Seit einem Firmware-Update (18. November 2013) zeigt Ihnen die Galaxy Gear Benachrichtigungen von jeder auf dem Smartphone installierter App an. Dazu gehören nun auch Whatsapp, Facebook sowie Gmail. Zuvor informierte die Smartwatch Sie zwar zuverlässig über neue Nachrichten - doch fehlte der Inhalt. Die Gear sagte Ihnen lediglich, dass Sie für Einzelheiten doch bitte auf Ihr Smartphone gucken sollen.

Eine eingegangene Meldung können Sie seit der Aktualisierung bereits auf dem Display der Gear lesen, aktuell aber nicht beantworten. Für eine echte Tastatur ist der Bildschirm zu klein. Denkbar wäre aber eine Texteingabe via S Voice, da Sie diese auch für SMS-Nachrichten verwenden können.

Kamera: Schnelles Foto zwischendurch

Im Armband der Galaxy Gear ist die 1,9-Megapixel-Kamera integriert. Um ein Foto zu knipsen, tippen Sie einfach bei geöffneter Kamera auf den Bildschirm. Das Symbol oben links zeigt die aktuelle Aufnahmeart an, die Kamera steht dabei für Fotos, der Camcorder für Videos. Letztere sind allerdings maximal 15-sekündige Clips bei 1280 x 720 Pixel (HD). Die Aufnahmen sind für zwischendurch völlig in Ordnung, Sie können natürlich nicht die Qualität einer guten Smartphone-Kamera erwarten.

Praktisch ist die automatische Synchronisation mit dem Smartphone, die Sie im Gear Manager unter „Eigene Anwendungen -> Kamera (Zahnrad-Symbol) –> Automatisch übertragen -> Immer“ aktivieren. Ansonsten kommen die Dateien im insgesamt 4 GB großen Speicher der Uhr unter.

Telefonieren: Bitte nicht in der Öffentlichkeit

Um ein Telefonat zu ermöglichen, besitzt die Galaxy Gear zwei Mikrofone für eine Rauschunterdrückung sowie einen Lautsprecher in der Metallschnalle. Im Test telefonieren wir erstaunlich gut mit der Gear, Sie dürfen sich nur nicht zu weit vom Smartphone entfernen, da sonst die Bluetooth-Verbindung abbricht. Sie müssen die Uhr nicht mal ans Ohr halten, da die Mikrofone empfindlich genug reagieren und der Lautsprecher laut ertönt.

Nur sollten Sie solche Telefonate nur an ungestörten Orten wie den eigenen 4 Wänden tätigen. In der Öffentlichkeit stören Sie mit einem aktivierten Lautsprecher nur Ihre Mitbürger, zumal Sie in lauter Umgebung sowieso Ihre Hand ans Ohr halten müssten, was nicht nur irritierend aussieht, sondern auch unkomfortabel ist.

Sie können übrigens ganz einfach während des Telefonats zwischen der Galaxy Gear und dem Smartphone wechseln.

Internet: Nichts geht ohne Smartphone

Besteht keine Verbindung zum Smartphone, können Sie die interessanten Funktionen überhaupt nicht nutzen. Auch Anwendungen, die Internet benötigen wie die Wetteranzeige oder S Voice, funktionieren nicht mehr. Apropos S Voice: Nur wenige Funktionen unterstützt die Samsung eigene Sprachsteuerung. Sie können lediglich das Wetter aufrufen, die Uhrzeit in anderen Städten anfragen sowie einen Alarm einstellen. Eine Suche im Internet ist dabei ausgeschlossen.

Akku: Schwache Ausdauer

Im Praxisbetrieb kommen wir mit der Galaxy Gear und einer dauerhaft bestehenden Bluetooth-Verbindung zum Galaxy Note 3 etwa 1,5 bis 2 Tage aus. Dabei haben wir die Smartwatch eher als tatsächliche Uhr verwendet, als die smarten Eigenschaften wie Fotos knipsen, SMS lesen und Wetterabfrage zu nutzen. Dafür haben wir hin und wieder statt mit dem Smartphone mit der Gear telefoniert. Bei voller Helligkeit des Displays, wobei im Normalfall Stufe 2 ausreicht, verringert sich die Laufzeit auf etwa einen Tag.

Das Aufladen ist etwas umständlich, da Sie zuerst die Uhr ablegen, die Station um das Gehäuse schnallen und das Micro-USB-Kabel anschließen müssen. Nun haben Sie ein zusätzliches Gerät, das an die Steckdose muss, das nur einen geringen Mehrwert gegenüber dem Smartphone zu bieten. Dafür ist der Akku in etwa einer Stunde wieder zu 100 Prozent geladen.

Fazit: Zu teuer für zu geringen Mehrwert

Rund 300 Euro verlangt Samsung für die Galaxy Gear. Ein deutlich zu hoher Anschaffungspreis für ein Produkt, das zu wenig Mehrwert zum Smartphone bietet. Immerhin können wir seit einem Update Benachrichtigungen bereits auf der Gear lesen, was den Nutzwert erhöht - zuvor war sie wirklich nur sehr teure Uhr. Außerdem ist die Gear aktuell nur mit wenigen Samsung-Geräten kompatibel, es gibt kaum Apps und die Akkulaufzeit ist mau. Die Galaxy Gear ist also eher ein teures Gadget als eine sinnvolle Erweiterung des Smartphones - zumindest aktuell.