Amazon Kindle Fire HDX 8.9 im Test

Ein hochwertiges Tablet, sehr gut verarbeitet, leicht und mit einer ungewöhnlichen Displaydiagonale, aber einer sehr hohen Auflösung: Wer jetzt iPad Mini Retina gesagt hat, muss sich wieder hinten anstellen. Alles trifft nämlich auch auf das Amazon Kindle Fire HDX 8.9 zu.

Mit seinem 8,9-Zoll-Bildschirm besitzt das HDX eineZwischengröße: Es ist größer als Mini-Tablets wie das iPad Minioder das Nexus 7 , eignet sich deshalb nicht so gut beispielsweiseals E-Book-Reader: In einer Hand können Sie es nicht sehr bequemhalten. Allerdings ist es mit 370 Gramm leichter als viele andere7- oder 8-Zoll-Tablets und über einen Zentimeter schmaler als dasiPad Air oder andere große Tablets - die größere Bildschirmflächemacht es daher zum idealen Surf- und Multimedia-Tablet. Im Akkutestüberzeugt es mit langen Laufzeiten sowohl bei der Video-Wiedergabewie auch beim WLAN-Surfen.

Design und Verarbeitung: Dünn und leicht

Das sehr dünne Tablet (7,85 Millimeter hoch) fühlt sich angenehmund griffig an. Die Rückseite mit sich verdünnenden Rändernverstärkt den schmalen Eindruck. Die seitlichen Kanten desMagnesium-Unibody-Gehäuses sind leicht nach oben hin gebogen -dadurch lassen sich die Anschlüsse wie Kopfhörerausgang undMicro-USB leichter erreichen. Die mechanischen Tasten (Einschalter,Lautstärke) sitzen auf der Rückseite des Tablets.

Auf dem Kindle Fire HDX 8.9 läuft Version 3.0 desAmazon-Betriebssystems Fire OS - Codename Mojito. Es basiert aufAndroid 4.2.2, aber davon sehen Sie nichts: Die Benutzeroberflächehat Amazon völlig anders gestaltet und Sie haben keinen Zugriff aufden Google Play Store. Beim Kindle Fire HDX sind alle Inhalte aufdem Tablet in einem zentralen Karussel angeordnet: Sie drehen solange durch Apps, Videos, Bücher und andere Inhalte bis Sie bei demangekommen sind, was Sie gesucht haben. Das funktioniert schnellund weitgehend ruckelfrei.

Oben im Bildschirm sind Menüs wie Einkaufen, Spiele, Apps,Bücher, Musik, Videos, Hörbücher, Web, Fotos, Dokumente, Angeboteund die Suche angeordnet. Ein Wisch von oben öffnet dieStatusleiste mit Optionen für Bildschirm und WLAN sowie demEinstellungs-Menü. Unten steht eine feste Menüleiste, über die Sieschnell auf bestimmte Apps wie Browser, E-Mail oder Kamerazugreifen können. Bis auf das Karussel unterscheidet sich dieMenüstruktur nicht wesentlich von Android - Umsteiger finden sichschnell zurecht.

Das Tablet als Amazon-Kaufladen

Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die überall sichtbareAusrichtung auf Amazon - etwa durch Empfehlungen,Werbeeinblendungen im Sperrbildschirm oder der Amazon-TochterLovefilm als Lieferant für Kauf- und Leihvideos: Die werdenübrigens im Menü "Video" immer als erstes angezeigt, eigene Videosfinden Sie erst, wenn Sie "Persönliche Videos" anklicken.

Mit Kindle Free Time hat der Kindle Fire HDX 8.9 eineübersichtliche und einfache Kindersicherung an Bord: Sie könneneinen Nutzer anlegen und diesem bestimmte Inhalte auf dem Tabletfreigeben. Amazon macht Empfehlungen nach dem angegeben Alter desNutzers, denen Sie aber nicht folgen müssen. Außerdem können Sieein Zeitlimit für die Tablet-Nutzung einstellen. DieseKindersicherung schützen Sie mit einem Passwort.

Das Angebot im Amazon App Store

Auf dem Amazon-Tablet können Sie nur Apps aus dem Amazon-Storeinstallieren. Eigentlich, denn APKs funktionieren meist auch. DerAmazon App Store ist recht gut sortiert: Es gibt viele von Androidbekannte Dateimanager, auch Office Apps wie OfficeSuite Pro oderDocuments to Go. Produktiv-Apps wie Adobe Photoshop finden sichsowie Favoriten wie Flipboard, LinkedIn, Evernote, Shazam oderSoundhound. Auch bekannte Spiele wie Fifa 14 oder Asphalt 8 gibt'sbei Amazon. Allerdings ist die Auswahl nicht so groß wie im PlayStore: Es fehlen einige wichtige Apps wie Whats App oder BubbleUPnP. Auch Dropbox und Runtastic gibt es nicht für den HDX 8.9.Gerade bei lokalen Apps gibt es große Lücken: DB Navigator, TelekomProgramm Manager oder Xing finden Sie nicht. Die Apps für dieMediatheken von ARD und ZDF bekommen Sie aber. Apps von Googlebekommen Sie fürs Amazon-Tablet ebenfalls nicht. Die interessanteFunktion "Mayday" ist nur in den USA verfügbar: Damit könnenKindle-Nutzer bei einem Problem einen Support-Mitarbeiter perVideo-Anruf auf den Tablet-Bildschirm holen.

Tempo: Gut für Spiele

Das Amazon-Tablet reagiert sehr schnell auf Finger- undGesteneingaben - meistens jedenfalls: Nur das Zoomen in Webseitenfunktioniert alles andere als flüssig. Abgesehen davon beeindrucktdie Leistungsfähigkeit des starken Quad-Core-Prozessors QualcommSnapdragon 800. In Browser- und Spiele-Benchmarks schneiden nur diebeiden neuen iPads mit dem A7 besser ab. Das Kindle Fire HDX liegtauf dem Tempo-Niveau des schnellsten Android-Tablets Samsung GalaxyNote 10.1. Effektstarke Spiele wie Asphalt 8 laufen daherruckelfrei und mit schönen Effekten.

Multi-Tasking klappt dagegen auf dem Kindle Fire HDX nicht sogut wie bei iOS und Android: Beispielsweise startet der Videoplayereinen Film immer neu, wenn Sie zwischenzeitlich in eine andere Appwechseln, statt ihn nur zu pausieren. Das WLAN arbeitet ebenfallsflott: Das Dual-Band-Modul funkt über 2,4 und 5 GHz mit maximalrund 64 MBit/s - unter guten Funkbedingungen vollkommen ausreichendfürs Streamen von Full-HD-Videos.

Bildschirm: Hochauflösend und hell

Der 8,9-Zoll-Bildschirm zeigt 2560 x 1600 Bildpunkte - und damiteine höhere Punktdichte als das Retina-Mini oder das Nexus 7. Dasist allerdings ein reiner Messwert - bei keinem dieser Tabletslassen sich einzelne Pixel erkennen. Deshalb sieht auch auf dem HDXSchrift aus wie gedruckt, Icons und Bilder zeigen feineFarbverläufe. Der Bildschirm des Amazon-Tablets ist außerdem sehrhell, hat einen guten Kontrast und zeigt tolle Farben - aus jedemBlickwinkel.

weder einen Einschub für Micro-SD-Karten noch einenHDMI-Ausgang. Ein GPS-Empfänger fehlt ebenfalls, den gibt es wiebei Apple nur im LTE-Modell: Das 3G-lose HDX bestimmt die Positionper WLAN. Dafür machen die beiden Tablet-Kameras sehr gute Fotosund Videos. Bei unserem Testgerät funktionierte die Filmaufnahmeallerdings erst nach einem Update. Die Fotos der rückwärtigenKamera sind scharf, zeigen satte Farben und kaum Rauschen. DankLED-Blitz können Sie sie auch bei schlechterem Licht verwenden. DieFront-Kamera arbeitet im Video-Modus angenehm ruckelfrei undempfiehlt sich deshalb für Videotelefonate.