Apples A14 Bionic im Detail – das kann der neue Chip im iPad Air

Das hat es erst zweimal in der Geschichte gegeben: Mit dem A14 Bionic stellt Apple einen neuen selbst entwickelten Prozessor vor, und der kommt nicht zuerst ins iPhone, sondern ins iPad Air. Der Chip dürfte von der Leistung her neuen Maßstäbe setzen.

Im iPad 2 (das war im März 2011) präsentierte Apple den A5-Chip zuerst in einem iPad und später im Jahr (Oktober) im iPhone 4S. Diesmal dürfte der Abstand deutlich kürzer werden, das iPhone 12 ist sicher nur noch ein paar Wochen entfernt. Dennoch ist dieser Schritt von Apple ungewöhnlich. Mit Blick auf neue Macs mit Apple Silicon, die ebenfalls noch in diesem Jahr kommen sollen, macht er jedoch schon mehr Sinn. Apple will den A14 Bionic gleich von Anfang an als leistungsfähigen Prozessor präsentieren, der auch in der Lage ist, deutlich schwerere und größere Notebooks zu schlagen. Das hat der iPad-Hersteller in der September-Keynote mit direkten Vergleichen zu mobilen PCs von HP oder zum Google Chromebook unterstrichen. Die Zukunft dürfte also klar sein: Apples A14 wird 2020 und 2021 so ziemlich das gesamte Apple-Universum übernehmen, diesmal also angefangen beim iPad Air.

Die Details

Mit einer Strukturbreite von 5 Nanometern gehört der A14 Bionic derzeit technologisch zur absoluten Weltspitze. Lediglich Qualcomm hat bislang ebenfalls Chips in diesem Fertigungsprozess angekündigt. Das liegt grundsätzlich am Hersteller TSMC, der auch für Qualcomm tätig ist, und der in Sachen Miniaturisierung derzeit sogar dem langjährigen Platzhirschen Intel davonläuft. Intel ist gerade einmal bei 10 Nanometern angekommen und hatte dabei erhebliche Probleme, den Prozess in hohen Stückzahlen umzusetzen. Die Markteinführung von Intel-Chips mit dem Codenamen Cannonlake wird komplett eingestampft, erst mit Ice-Lake nahm der 10-Nanometer-Prozess bei Intel fahrt auf. Fast vier Jahre später als angekündigt.

Das bringen 5 Nanometer

Eine kleinere Strukturbreite bedeutet erst einmal: mehr Transistoren pro Flächeneinheit, und der A14 Bionic bringt dadurch satte 11,8 Milliarden Transistoren mit. Die setzt Apple geschickt ein, um die Leistung insgesamt zu erhöhen.

Zunächst zur CPU: Die A14-Version im iPad Air arbeitet mit sechs CPU-Kernen. Über Taktfrequenzen sagt Apple traditionell nichts, man kann aber davon ausgehen, dass die Kerne mit zirka 2 bis 2,5 GHz getaktet werden.

Asymmetrisches Multiprocessing kommt wieder zum Einsatz, wie beim A12. Zwei der sechs Kerne liefern also nicht die volle Leistung, sondern kümmern sich um weniger anspruchsvolle Aufgaben. Das spart Strom und erhöht die Batterielaufzeit. Auch ein Feature, das mit Intel-Prozessoren derzeit nicht machbar wäre. Insgesamt soll die Leistung laut Apple 40 Prozent über dem A12 Bionic liegen, den Apple im vorherigen iPad Air einsetzt.

Grafikleistung und Neural Engine

Im Grafikbereich bringt der A14 Bionic im iPad Air eine neue Vierkern-GPU mit, die die Grafikausgabe um 30 Prozent erhöhen soll. Das dürfte sich überwiegend auf Spiele auswirken, die mit natürlicheren 3D-Effekten und höheren Bildraten aufwarten sollen.

Die Möglichkeiten im maschinellen Lernen verbessert der A14 Bionic über neue Machine-Learning-Accelerators, die zum ersten Mal in einem iPad auftauchen und eine neue 16-Kern-Architektur der integrierten Neural Engine. Diese soll 11 Billionen Operationen pro Sekunde erreichen. Hier geht es um Bilderkennung, Spracherkennung und Bewegungsanalyse in Videos, die doppelt so schnell ablaufen soll, wie beim Vorgänger.

Des Weiteren befindet sich ein Signalprozessor in dem Chip, der auf Echtzeit-Bildverarbeitung spezialisiert ist, was zu höherer Qualität in Fotos und Videos führen soll.

Auch den Secure-Enclave-Bereich hat Apple auf dem Chip verbessert. Touch-ID soll dadurch schneller und zuverlässiger werden.

Fazit

Der A14 Bionic im neuen iPad Air dürfte die Messlatte für mobile CPUs wieder einmal ein Stück höher legen und die Leistung des günstigen iPads schon fast auf das Niveau der iPad-Pro-Modelle bringen. Doch Apple hat hier sicherlich noch mehr in Petto. 2020 und 2021 wird es mit ziemlicher Sicherheit weitere A14-Versionen geben, die noch mehr Leistung bringen. Dann sicher auch für die ersten Macs mit Apple Silicon.