Grafikarten-Duell des Jahres: AMD Radeon RX 6900 XT versus Nvidia RTX 3090

AMD greift mit der Radeon RX 6900 XT nach der Leistungskrone. Im Test muss AMDs neues Spitzenmodell gegen das Nvidia-Flaggschiff GeForce RTX 3090 antreten.

Das Jahr 2020 endet mit einem Paukenschlag auf dem Grafikkartenmarkt. Die Ryzen Prozessoren haben es vorgemacht, die Radeon Grafikkarten auf Basis der RDNA-2-Architektur sollen es nachmachen. Nach etlichen Jahren der Abstinenz im High-End-Bereich ist AMD mit Navi 21 wieder Back in Business. Das neue Topmodell, die Radeon RX 6900 XT, tritt in unserem Test zum direkten Duell gegen die Nvidia Geforce RTX 3090 an.

TEST-FAZIT: AMD Radeon RX 6900 XT

AMD geht mit der Radeon RX 6900 XT in die Vollen und greift Nvidias Flaggschiff RTX 3090 an. Wohingegen Nvidia mit der 3090 vor allem professionelle Anwender und Kreative ansprechen will, adressiert AMD mit der 6900 XT Gamer. Die Rechnung von AMD geht durchaus auf, allerdings muss man der Tatsache Tribut zollen, dass Nvidia hinsichtlich Raytracing einen zweijährigen Entwicklungsvorsprung hat. Außerdem mangelt es an einer Alternative zu den Tensor Cores, AMD hat noch keine Recheneinheiten, die auf KI spezialisiert sind.

Bei herkömmlicher Bilddarstellung per Rasterisierung liefern sich die RX 6900 XT und die RTX 3090 in UHD-Auflösung einen engen Schlagabtausch aus dem mal AMD und mal Nvidia als Sieger hervorgehen. Im Schnitt trennt die beiden Grafikkarten nicht einmal ein Prozent Abstand. Sowohl die RX 6800 XT als auch die RTX 3080 liegen mit neun Prozent Abstand dahinter. Bei reduzierter WQHD-Auflösung büßt die RTX 3090 etwas an Leistung ein und das RDNA-2-Flaggschiff kann sich mit vier Prozent Abstand an die Spitze setzen. 

Bei der Echtzeitdarstellung von Raytracing in Computerspielen hat AMD den Trend jedoch etwas verschlafen und dann deutlich das Nachsehen. Selbst wenn Deep Learning Super Sampling (DLSS) bei den Nvidia Grafikkarten nicht aktiviert ist, sondern man nur die rohe Raytracing-Leistung vergleicht, kann es die RX 6900 XT nur mit der RTX 3070 aufnehmen. Die RTX 3080 und die RTX 3090 sind mit 30 Prozent respektive 46 Prozent Abstand in weiter Ferne. Für WQHD Gaming mit Raytracing reicht die Performance der AMD GPU aus, an 4K-Gaming darf man aber nicht denken.

In den Anwendungstests zeigt sich, dass die RX 6900 XT und die RTX 3090 bei der Bild- und der Videobearbeitung je nach Anwendungsfall gleich aufliegen. Bei 3D-Render-Anwendungen hat dann jedoch Nvidia klar die Nase vorne, vor allem wenn das Programm die Programmier-Technik CUDA unterstützt. Bei sehr großen Projekten kommt der RTX 3090 dann außerdem noch der 24 GB große Videospeicher zu Gute.

Bei der Leistungsaufnahme wiederum ist AMD klar besser aufgestellt. Die RX 6900 XT ist mit einer Board Power von 300 Watt spezifiziert und liegt in unserem Test selbst bei Vollauslastung nur knapp darüber. Die RTX 3090 zeigt sich im Vergleich mit einer TGP von 350 Watt deutlich leistungshungriger. Der Kühlkörper der RX 6900 XT ist problemlos in der Lage die dabei entstehende Abwärme nicht nur effizient sondern auch leise abzuführen.

Das lässt zusammen mit der 16-phasigen Spannungsversorgung und dem 14-Layer PCB einiges an Spielraum zum Übertakten. Wir konnten im Test problemlos den Chiptakt der RX 6900 XT um zehn Prozent anheben, was in einer gut sieben Prozent höheren Performance resultierte. Im gleichen Zug stieg jedoch die Leistungsaufnahme um 14 Prozent wobei der Kühler nach wie vor in der Lage war, die Abwärme abzuführen.

Für eine UVP von 999 Euro erhalten Sie mit der RX 6900 XT die Spieleleistung der RTX 3090 - zumindest solange Raytracing nicht aktiviert ist. Bei aktiviertem Raytracing ist dann kein flüssiges Gaming in UHD mehr möglich. Hierfür mangelt es (noch) an einer Alternative zu Nvidias DLSS und den Tensor Cores, die auch Funktionen wie Nvidia Broadcast und RTX Voice ermöglichen. Im Vergleich zur RX 6800 XT wiederum ist der Aufpreis für etwa neun Prozent Mehrleistung deutlich zu hoch, zumal der RX 6900 XT ein echtes Alleinstellungsmerkmal wie der RTX 3090 mit ihren 24 GB Videospeicher fehlt.

Pro: 

+ Rechenleistung per Rasterisierung

+ energieeffizient

+ leiser Kühler

+ Übertaktbarkeit

Contra:

- kein flüssiges Raytracing in 4K

- mangelnde Alternative zu den Tensor-Cores

- zu teuer im Vergleich zur RX 6800 XT

AMD Navi 21 im Vollausbau

Die Radeon RX 6900 XT setzt mit dem Navi 21 XTX genannten Grafikchip auf den Vollausbau der RDNA-2-Architektur. Die GPU verfügt über 5120 Streamprozessoren, 80 Compute Units und 80 Ray Accelerators. Das sind jeweils elf Prozent mehr als bei der RX 6800 XT. Bei der restlichen Ausstattung gibt es keine Unterschiede zwischen den beiden Grafikkarten. Das heißt es bleibt bei 16 GB GDDR6-Videospeicher mit 16 Gbps. Der VRAM ist an ein 256 Bit breites Speicher-Interface angebunden, woraus eine Bandbreite von "nur" 512 Gigabyte/s resultiert. Nvidia erreicht hier bei der RTX 3090 mit 936 GB/s Dank neu entwickeltem GDDR6X-Videospeicher und 384 Bit Interface deutlich höhere Übertragungsraten. Um das Problem des Speichernadelöhrs zu lösen, setzt AMD den sogenannten Infinity Cache ein. Dieser 128 MB große Speicher hat eine ähnliche Funktion wie der L3-Cache einer CPU. Das bedeutet, er hält benötigte Daten vor und ermöglicht so einen schnelleren Datenzugriff. Durch den Infinity Cache lässt sich nicht nur Platz auf dem Grafikchip einsparen, da kein so großes Speicher-Interface mehr nötig ist, sondern im gleichen Zug die Leistungsaufnahme senken und die Rechenleistung pro Takt (IPS) steigern. 

Den Boost-Clock der RX 6900 XT gibt AMD wie auch bei der RX 6800 XT mit 2250 MHz an, was deutlich mehr ist als die 1695 MHz der RTX 3090. Mit den hohen Taktfrequenzen schafft es AMD also trotz einer geringeren Anzahl an Recheneinheiten wie etwa den FP32-ALUs, bei der Leistung mit den Highend-GPUs von Nvidia konkurrieren zu können. Möglich macht es die deutlich verbesserte Energieeffizienz der RDNA-2-Architektur. So gibt AMD die Board Power der RX 6900 XT mit "nur" 300 Watt an, was der Leistungsaufnahme der RX 6800 XT entspricht, obwohl diese 11 Prozent weniger Recheneinheiten zur Verfügung stehen hat. Die RTX 3090 als Vergleich dazu liegt bei einer TGP von 350 Watt und damit gute 16 Prozent höher. 

Hardware-Raytracing mit DirectX 12 Ultimate, aber noch keine KI

Raytracing, also die Berechnung von Licht und Schatten über die Strahlenverfolgung, beherrscht die RDNA2-Generation jetzt auch in Echtzeit über spezialisierte Recheneinheiten, die AMD „Ray Accelerators“ nennt. In jeder Compute Unit sitzt eine solche Einheit, sodass die RX 6900 XT auf 80 Ray Accelerators zugreifen darf. Mit der Unterstützung von DirectX 12 Ultimate ist auch die Programmierschnittstelle für Echtzeit-Raytracing unter Windows vorhanden. Im speziellen ist das die Funktion DirectX Raytracing. Hinzukommen Variable Rate Shading, Mesh Shader und Sampler Feedback, alles Funktionen, über die Spiele-Entwickler Echtzeit-Raytracing effizienter programmieren können.

Da Echtzeit-Raytracing trotz dieser Funktionen sehr viel Leistung kostet und bei höheren Auflösungen die Bildrate häufig die 60-FPS-Grenze unterschreitet, hat Nvidia mit Deep Learning Super Sampling (DLSS) eine Upscaling-Technik etabliert, die den Leistungshunger von Echtzeit-Raytracing spürbar dämpft - seit DLSS 2.0 geht das häufig sogar schon mit einem Qualitätsgewinn einher. An einer vergleichbaren Technik namens „Super-Resolution“ arbeitet AMD ebenfalls, sie soll Bestandteil des „Fidelity FX“-Pakets werden. Zum Start der RX-6000-Serie kann AMD die Funktion allerdings noch nicht anbieten. Hier lässt sich aktuell also keine Aussage treffen, wie gut die Super-Resolution der Bildrate Beine machen kann.

Ebenfalls noch nicht in die Hardware eingebaut hat AMD Recheneinheiten für Künstliche Intelligenz, die in Zukunft auch bei Spielen eine wichtigere Rolle spielen könnten. Nvidias Tensor-Cores hat AMD also bei RDNA2 noch nichts entgegenzusetzen. Dementsprechend fehlen auch Funktionen wie Nvidia Broadcast, die das Streaming-Erlebnis durch die künstliche Intelligenz deutlich verbessern kann.

Das Referenzdesign der RX 6900 XT fällt mit Ausmaßen von 267 x 120 x 50 Millimeter im Vergleich zur RTX 3090 Founders Edition mit einer Länge von 313 Millimetern und einer Breite von 138 Millimetern bei einem Triple-Slot-Design geradezu klein aus. Für die Kühlung verbaut AMD drei 85 Millimeter große Axiallüfter. Die Stromversorgung erfolgt über zwei herkömmliche 8-Pin-Anschlüsse. Der Logo-Schriftzug der RX 6900 XT ist RGB-beleuchtet und lässt sich über die hauseigene Software steuern. AMD hebt bei der RX 6900 XT explizit hervor, dass sich die Grafikkarte durch 16 effiziente Power Stages zur Spannungsversorgung und einem 14-lagigem PCB sehr gut zum Übertakten eignen soll. Entgegen ursprünglich anders lautender Aussagen soll es aber nicht nur beim Referenzdesign bleiben, sondern in Kürze auch Custom Designs der Boardpartner nachfolgen. 

Performance-Werte in synthetischen Benchmarks

Den Anfang bei unserem Test der RX 6900 XT machen wie immer diverse synthetische Benchmarks, um die Performance der Grafikkarte grob einordnen zu können. Dabei decken wir die gängigsten Programmierschnittstellen ab, die in Spielen zum Einsatz kommen. Der DirectX 12 Test 3D Mark Time Spy Extreme liegt erfahrungsgemäß den Nvidia GPUs etwas besser und das zeigt sich auch bei dem Testergebnis. So liegt die RX 6900 XT sogar knapp hinter der RTX 3080 und sechs Prozent vor der RX 6800 XT. Die RTX 3090 kann mit einem Vorsprung von knapp 14 Prozent einen recht deutlichen Sieg davontragen. 

Im DirectX 11 Test 3D Mark Fire Strike Ultra ändert sich dann die Rangfolge und die RX 6900 XT liegt mit knapp acht Prozent Vorsprung vor der RTX 3090. Im gleichen Zug wächst der Abstand auf die RX 6800 XT auf acht Prozent an. In Superposition - dem Test für Open GL - haben die AMD Grafikkarten dann sehr deutlich das Nachsehen. Sogar Nvidias RTX 3070 liegt vor AMDs Top-Modell, der RX 6900 XT. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Raytracing-Test 3D Mark Port Royale. Hier liegt die RX 6900 XT von der Punktzahl her ziemlich genau in der Mitte zwischen der RTX 3070 und der RTX 3080. Die RTX 3090 ist mit 34 Prozent Vorsprung in weiter Ferne. Dieses Bild sollten wir für die späteren Raytracing-Tests in Spielen im Hinterkopf behalten.

Mit der RX 6900 XT zurück an die Spitze beim 4K-Gaming?

Mit der RDNA-Architektur der ersten Generation und der RX 5700 XT als Top-Modell konnte AMD weder mit Nvidia im High-End-Bereich konkurrieren, noch eine 4K taugliche Grafikkarte anbieten. Mit den ersten Navi 21 GPUs änderte sich beides, wie sich bereits im Test der RX 6800 und der RX 6800 XT zeigte. Die RX 6900 XT setzt aber noch einmal einen oben drauf und soll nach der Leistungskrone greifen.

Im Durchschnitt über elf von uns getestete Spiele ohne Raytracing trennen die RX 6900 XT und die RTX 3090 am Ende nicht einmal ein halbes Prozent. In Spielen wie Assassin’s Creed Odyssey, Borderlands 3, Far Cry 5 oder The Division 2 liegen die beiden Kontrahenten quasi gleich auf. Die 1 bis 2 FPS Unterschied fallen in den Bereich der Messtoleranzen. In Spielen wie Civilization VI oder F1 2019 hat die RX 6900 XT dann deutlich die Nase vorne. In Metro Exodus, Red Dead Redemption 2 und Shadow of the Tomb Raider muss man sich dann wiederum um ein gutes Stück geschlagen geben. Der Vorsprung auf die RX 6800 XT und die RTX 3080 liegt bei rund neun Prozent und spiegelt damit in etwa die Zunahme an Shadereinheiten und Compute Units wieder. Die RX 6800 wiederum kann die RX 6900 XT um 20 Prozent schlagen und die RTX 3070 um 27 Prozent. All diese detaillierten Messergebnisse können Sie am Ende des Artikels finden.

In WQHD bereits oft durch die CPU limitiert

Bei unserem Test der RTX 3090 in WQHD-Auflösung haben sich zwei Dinge gezeigt. Erstens limitiert bei vielen Spielen in 1440p bereits der Prozessor die Grafikkarte, weshalb die GPU nicht ihre volle Leistung ausspielen kann. Und zweitens büßen die Ampere-Grafikkarten in niedrigeren Auflösungen etwas an Performance im Vergleich zu ihren Vorgängern ein. So trennen die RTX 3090 und die RTX 2080 Ti bei uns im Test in UHD noch 40 Prozent, in WQHD sind es dann nur noch 30 Prozent und in Full-HD 20 Prozent. 

In Spielen wie Assassin’s Creed Odyssey, Civilization VI oder Far Cry 5 laufen die beiden Top-Modelle bereits ins CPU-Limit, weshalb man hier nicht mehr von einem Grafikkartentest sprechen kann. In anderen Spielen wie Borderlands 3 oder The Division 2 wiederum, bei denen in UHD noch Gleichstand herrschte, kann sich die RX 6900 XT in 1440p um ein kleines Stück von der RTX 3090 absetzen. In Shadow of the Tomb Raider wendet sich das Blatt sogar vollständig. Lag AMD in UHD noch hinten, kann man in WQHD den Sieg davon tragen. Nur in den Spielen Doom Eternal und Metro Exodus hat Nvidia jetzt noch knapp die Nase vorne. Im Schnitt liegt die RX 6900 XT in WQHD vier Prozent vor der RTX 3090. Der Vorsprung auf die RX 6800 XT fällt mit sieben Prozent etwas kleiner aus, im gleichen Zug erhöht er sich auf die RTX 3080 auf elf Prozent. Auch hier gibt es am Ende des Artikels die detaillierten Messergebnisse.

In Full-HD den Grafikkartentest ad absurdum führen

Der Vollständigkeitshalber haben wir die RX 6900 XT noch in Full-HD getestet, auch wenn man hier in vielen Fällen nicht mehr von einem GPU-Test sprechen kann, da die CPU der limitierende Faktor ist. Umso interessanter ist es, zu sehen, dass sich das Bild, das wir in WQHD-Auflösung sehen konnten, noch einmal etwas verstärkt. Rein grundsätzlich ist das Feld in Full-HD deutlich enger zusammengerückt, dennoch schafft es die RX 6900 XT den Vorsprung in 1080p auf sechs Prozent auszubauen. Der Abstand zur RX 6800 XT beträgt wie in UHD neun Prozent, wohingegen der Vorsprung auf die RTX 3080 bei zehn Prozent liegt.

Raytracing ohne DLSS sehr problematisch

Bereits bei unserem Test der AMD Radeon RX 6800 und der RX 6800 XT hat sich gezeigt, dass die Raytracing-Performance der RDNA-2-Grafikkarten nicht an die Konkurrenz heranreicht. Zudem fehlt eine Alternative zu Nvidias DLSS, welches die Tensor-Cores der RTX-Grafikkarten ermöglichen. AMD arbeitet zwar nach eigener Aussage an einer Alternativlösung namens Super Resolution, die Teil des "Fidelity FX"-Pakets werden soll, wann es jedoch soweit ist, gibt der Hersteller nicht bekannt. Doch auch wenn auf den Nvidia Grafikkarten DLSS nicht aktiviert ist, kann es AMD nicht mit den Top-Modellen der Ampere-Architektur aufnehmen. Die RX 6900 XT verfügt zwar im Vergleich zur RX 6800 XT über acht zusätzliche Ray Accelerators, einen riesigen Leistungssprung können Sie davon allerdings nicht erwarten.

Bereits in WQHD mit höchsten Grafik-Settings und aktiviertem Raytracing kommt die RX 6900 XT je nach Spiel an ihre Grenzen. In sehr anspruchsvollen Spielen liegen die FPS-Raten nur im Bereich zwischen 60 und 70 Bildern pro Sekunde. Damit liegt das Flaggschiff der RDNA-2-Architektur im Schnitt ziemlich genau in der Mitte zwischen der RTX 3070 und der RTX 3080. In Control, dem Vorzeigetitel für Raytracing schlechthin, muss man sich dann sogar der RTX 3070 geschlagen geben. Der Performance-Zuwachs im Vergleich zur RX 6800 XT liegt nur bei guten fünf Prozent. Die RTX 3090 ist ohne DLSS bereits um 28 Prozent schneller als die RX 6900 XT, mit aktiviertem DLSS steigt der Vorsprung dann auf satte 65 Prozent an. In Full-HD erreicht die RX 6900 XT durch die Bank flüssige Spielraten, die im Regelfall sogar über 100 FPS liegen, aber 1080p-Gaming kann nicht der Anspruch einer Grafikkarte für 999 Euro sein.

Die Spieletests in UHD-Auflösung weisen AMD dann klar die Grenzen auf und offenbaren, dass AMD den Raytracing-Trend ziemlich verschlafen hat und hier dringend nachbessern muss. Nur in den vergleichsweise anspruchslosen Spielen Battlefield V und Call of Duty Modern Warfare kommt die RX 6900 XT in 2160p noch auf über 60 FPS. In Deliver us the Moon, Metro Exodus und Minecraft liegen unsere Messungen sehr weit unter der 60 FPS Marke. Die RTX 3090 rendert hier bereits ohne DLSS um gute 46 Prozent schneller und baut den Vorsprung mit DLSS auf 117 Prozent aus und liefert damit mehr also doppelt so hohe FPS-Zahlen ab, wodurch alle Spiele flüssig spielbar sind.

Lässt sich mit der RX 6900 XT nicht nur zocken, sondern auch produktiv arbeiten?

Nvidia richtet die RTX 3090 in erster Linie nicht an Gamer, sondern vor allem an professionelle Anwender und Kreative, die viel Videospeicher benötigen. AMD wiederum hat nur sehr wenig von kreativen Anwendungen gesprochen und nur ein paar Vergleiche zur Radeon VII gezeigt. Aus diesem Grund gehen wir der Frage nach, wie die beiden Grafikkarten im direkten Duell gegeneinander abschneiden. Hierbei spielt es letztendlich auch eine große Rolle, welche Programmierschnittstelle das Programm unterstützt, wie gleich unser erster Test in Blender zeigt.

Der integrierte Benchmark in Blender testet mit fünf unterschiedlichen Szenen die Renderleistung der Grafikkarte und gibt die benötigte Zeit in Sekunden aus. Während die RX 6900 XT den Test auf Basis der offenen Schnittstelle Open CL absolviert, kann die RTX 3090 auf die hauseigene Programmiertechnik CUDA und die neue Ray-Tracing-Engine Optix zurückgreifen. Bereits bei der Verwendung von CUDA kann die RTX 3090 den Test um knapp 14 Prozent schneller absolvieren als die RX 6900 XT. Durch den Einsatz von Oprix halbiert sich die Renderzeit der RTX 3090 und liegt damit nur noch bei 42 Prozent der Zeit, welche die RX 6900 XT benötigt.

Doch auch im direkten Open-CL-Vergleich in den Benchmarktests LuxMark 4.0 und Indigo Bench hat die RTX 3090 gegenüber der RX 6900 XT klar die Nase vorne. Luxmark testet die Grafikkarten mit zwei unterschiedlichen sehr anspruchsvollen Szenen mit Pathtracing und Global Illumination. Als Ergebnis gibt das Programm jeweils einen Score aus, welche bei der RTX 3090 um 44 respektive um 24 Prozent höher liegen. Auch im IndigoBench gibt es zwei unterschiedliche Szenen zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit der Grafikkarten. Als Ergebnis erhalten sie einen Wert in Msamples/sec, wobei ein höherer Wert besser ist. Hier rendert die RTX 3090 37 beziehungsweise 65 Prozent mehr Samples pro Sekunde als die RX 6900 XT. Da es sich bei all diesen Tests um freie Benchmarks handelt, können Sie diese ganz einfach auf Ihrem eigenen PC nachstellen.

Kommen wir nach den Rendertests zu der Performance bei der Bild- und Videobearbeitung. Den Anfang macht der recht bekannte Standard Candle Benchmark in DaVinci Resolve. Hierbei lassen sich in den Optionen unterschiedliche Einstellungen für die Anzahl an Blur Nodes mit diversen Filtern und der Temporal Noise Reduction auswählen. Wir haben uns für den Test für 66 Blur Nodes und 6 TNR Nodes entschieden, was dem Maximum entspricht. Der Test gibt die FPS aus, mit welchen die Grafikkarte die Testszene maximal rendern kann. Beim Unschärfetest liegt die RTX 3090 noch knapp vor der RX 6900 XT, muss diese dann aber beim Test für die zeitliche Rauschunterdrückung vorbeiziehen lassen.

In der kostenlosen Version von SiSoft Sandra lässt sich mit dem Benchmark GPGPU Image Processing die Performance bei der Bildbearbeitung testen. Hierbei kommen diverse Filter wie Blur oder Motion Blur zum Einsatz, sowie Funktionen zur Bildnachschärfung oder einer Rauschunterdrückung. Das Programm gibt am Ende die Gesamtleistung in Mpixel/s aus, wobei ein höherer Wert besser ist. Auch hier kann sich die RX 6900 XT knapp vor die RTX 3090 setzen. Beide Werte wurden mit Open CL ermittelt, der Testwert der RTX 3090 mit CUDA lag mit 4400 Mpixel/s deutlich niedriger.

Weitere Tests mit Ryzen 9 5900X, Smart Access Memory und Übertaktung

Nach vielen Jahren der Dominanz hat AMD mit der Veröffentlichung der Ryzen-5000-Prozessoren ( zum Testbericht ) Intel vom Gaming-Thron gestoßen. Unter anderem aus diesem Grund steht bei uns in Kürze ein Upgrade der Grafikkarten-Testplattform an. In diesem Test geben wir bereits einen kurzen Ausblick darauf, indem wir die RX 6800, die RX 6800 XT, die RX 6900 XT, die RTX 3070, die RTX 3080 und die RTX 3090 mit einem Ryzen 9 5900X auf dem url link shop https://www.notebooksbilliger.de/msi+meg+x570+godlike+gaming+mainboard+sockel+am4+492404?nbbct=4001_geizhals MSI MEG X570 Godlike _blank testen. Hierfür gibt es aber auch noch einen zweiten wichtigen Grund und der lautet Smart Access Memory.

AMD führt mit den Radeon RX 6000 Grafikkarten nämlich ein „neues“ Feature ein namens Smart Access Memory, welches der CPU den vollen Zugriff auf den Videospeicher der Grafikkarte ermöglicht. Ganz so neu ist diese Funktion letztendlich aber nicht, da Prozessoren schon seit langem auf 256 MB VRAM der GPUs zugreifen können, die Neuerung ist jetzt letztendlich, dass AMD das Limit von 256 MB aufgehoben hat. Die technische Basis hierfür versteckt sich in den Spezifikationen von PCIe und heißt dort „Resizable BAR Support“. 

Anfangs ist diese neue Funktion auf die Radeon RX 6000 Grafikkarten in Kombination mit einem Ryzen 5000 Prozessor und einem Mainboard mit 500er-Chipsatz beschränkt. AMD gibt jedoch an, daran zu arbeiten, in Zukunft auch weitere Hardware zu unterstützen. Diese Funktion ist mittlerweile als Beta Version auch auf ASUS Mainboards mit Intels 1200-Chipsatz erhältlich. Auch Konkurrent Nvidia hat auf die Ankündigung von AMDs Smart Access Memory bereits reagiert und will in Kürze ein ähnliches Feature per Software anbieten. Ab wann es erhältlich sein soll und welche Prozessoren und Grafikkarten unterstützt werden, gibt Nvidia jedoch nicht an.

Da AMD bei der RX 6900 XT von einer sehr guten Übertaktbarkeit spricht, haben wir es uns an dieser Stelle auch nicht nehmen lassen, auszuloten, wo die Limits unseres Test-Samples liegen. Da die standardmäßigen Übertaktungstools wie der MSI Afterburner oder ASUS GPU Tweak die RX 6900 XT noch nicht erkannt haben und ein Software-Update benötigen, erfolgte die Übertaktung in AMDs hauseigenem Treiber. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass man hier nicht den dauerhaft anliegenden Takt einstellen kann, sondern nur den Maximaltakt welche die GPU erreicht. Zwar lässt sich auch ein Minimaltakt einstellen, dieser wird aber nicht konsequent gehalten und tatsächlich haben sich dadurch unsere Messergebnisse verschlechtert.

Nach vielen Stunden des Testens sind wir letztendlich zu folgendem Ergebnis gekommen. Den maximalen Takt der GPU haben wir mit 2700 MHz festgelegt. Zwar lief die GPU auch mit einem Maximaltakt von 2800 MHz noch stabil, was aber nicht zu einer höheren Performance führte. Aus diesem Grund haben wir mehr Augenmerk auf das Undervolting gelegt, damit der Takt stabiler gehalten werden kann. Hierbei konnten wir die standardmäßige Spannung von 1,175 Volt auf 1,08 Volt herabsenken. Den Speichertakt haben wir von 2000 MHz auf 2150 MHz angehoben und das TDP-Limit um 15 Prozent auf 345 Watt erhöht. Die angepasste Lüfterkurve können Sie dem obigen Screenshot entnehmen.

Am Gesamtbild ändert sich durch den AMD Prozessor und Smart Access Memory in UHD nur recht wenig, die RX 6900 XT kann sich im Schnitt jedoch mit zwei Prozent Abstand vor die RTX 3090 setzen. In Spielen, in denen die RTX 3090 mit Core i9 vor der RX 6900 XT lag, hat Nvidia jedoch nach wie vor die Nase vorne, die Abstände fallen aber etwas kleiner aus. Durch die Übertaktung lässt sich aber tatsächlich einiges an Mehrleistung herauskitzeln. Ohne OC lag die durchschnittliche Taktrate beim Zocken in UHD bei 2240 MHz, durch die Übertaktung steig die Taktrate auf 2480 MHz und damit um zehn Prozent an. Daraus resultieren dann gute sieben Prozent mehr Leistung, womit die übertaktete RX 6900 XT dann fünf Prozent vor der übertakteten RTX 3090 liegt.

Energieeffizienz auf dem Niveau der anderen RDNA-2-Grafikkarten

In Anbetracht der Tatsache, dass bei der RX 6900 XT im Chip 11 Prozent mehr Recheneinheiten stecken als bei der RX 6800 XT ist es schon etwas verwunderlich, dass die Board Power nach wie vor bei 300 Watt liegen soll. Hier muss man jedoch hinzufügen, dass diese 300 Watt von der RX 6800 XT bei uns im Test nur im Worst Case erreicht wurden, beim Zocken wiederum liegt die Leistungsaufnahme im Schnitt zwischen 275 und 285 Watt. Die RX 6900 XT wiederum läuft die ganze Zeit am Limit, in allen 18 von uns getesteten Spielen lag die Leistungsaufnahme knapp über 300 Watt und der Durchschnitt bei 304 Watt. Die Peak-Werte beim Zocken lagen bei 316 Watt. Damit liegt die Leistungsaufnahme der RX 6900 XT knapp neun Prozent höher als bei der RX 6800 XT, welche jedoch in eine entsprechend höhere Performance umgemünzt wird. Durch die Übertaktung und die Erhöhung des Power Targets steigt die Leistungsaufnahme um knapp 13 Prozent auf 343 Watt im Schnitt an. Dafür lassen sich gute sieben Prozent Mehrleistung aus der Grafikkarte herausholen. 

Für einen direkten Vergleich mit der Konkurrenz verwenden wir unsere Messergebnisse in Shadow of the Tomb Raider. Die durchschnittliche Leistungsaufnahme der RX 6900 XT liegt hier bei 305 Watt, die RX 6800 XT ist mit 281 Watt ein gutes Stück genügsamer. Im Vergleich zu Nvidias direkter Konkurrenz steht die RX 6900 XT aber besser da, so genehmigt sich die RTX 3080 bereits durchschnittlich 310 Watt und die RTX 3090 kommt auf stolze 348 Watt. Selbst wenn wir die RX 6900 XT übertakten und das Power Limit um 15 Prozent erhöhen liegt die AMD Grafikkarte mit 343 Watt noch knapp darunter. Im Schnitt liegt die RX 6900 XT in Sachen Energieeffizienz knapp hinter der RX 6800 XT aber fünf Prozent vor der RTX 3090.

Endlich ein leises Referenzdesign

Den Kühlkörper der RX 6900 XT kennen wir bereits von der RX 6800 XT. Die Grafikkarte ist also nach wie vor 267 Millimeter lang und 120 Millimeter breit bei einem 2,5-Slot-Design mit einer Dicke von 50 Millimetern. Für die Kühlung sind drei 85 Millimeter große Axiallüfter zuständig. Ein Flow-Through-Design wie bei den Nvidia Grafikkarten gibt es nicht. An der Seite der Grafikkarte sitzt ein Radeon-Schriftzug, der RGB-beleuchtet ist und sich über die AMD Software ansteuern lässt. Für unseren Test haben wir die Test-Hardware vom Bench-Table in ein be quiet! Pure Base 500 DX verlagert. Für die CPU Kühlung war nicht länger die 360-mm-AiO von Corsair zuständig, sondern ein be quiet! Dark Rock Pro 4 . Um den Worst Case zu simulieren, lasten wir die Grafikkarte mit FurMark und die CPU mit Prime95 zu 100 Prozent aus.

Die Leistungsaufnahme der RX 6900 XT liegt während dem ganzen Test konstant über 300 Watt. Dabei erhitzt sich die GPU maximal auf 82 Grad Celsius, wobei sich die Lüfter mit bis zu 1730 rpm drehen. Hier zeigt sich, dass AMD das Lüfterprofil noch etwas optimiert hat. Die RX 6800 XT als Vergleich dazu bleibt zwar mit maximal 76 Grad Celsius etwas kühler, dafür drehen die Lüfter aber auch 300 rpm schneller. Die Lüfter der RTX 3090 drehen sich mit 1710 rpm ähnlich langsam, wobei die GPU mit maximal 68 Grad Celsius ein gutes Stück kühler bleibt. Das ist der deutlich größeren Kühlfläche und den größeren Kühlern geschuldet. Nichtsdestotrotz verrichtet der Kühler der RX 6900 XT einen hervorragenden Job und die Karte ist aus dem geschlossenen Gehäuse nahezu nicht hörbar. Entgegen der ursprünglichen Aussagen von AMD soll es aber nicht bei dem Referenzdesign bleiben, sondern auch Custom Modelle in Kürze nachfolgen. Die dürften dann noch einmal höhere Taktraten erreichen und leiser sein.

Preisliche Einordnung der RX 6900 XT

AMD gibt die UVP der RX 6900 XT mit 999,99 Euro an. Das sind satte 500 Euro weniger als bei der RTX 3090, aber im gleichen Zug auch 350 Euro mehr als für die RX 6800 XT und 300 Euro mehr als für die RTX 3080. In Anbetracht der Tatsache, dass die RX 6900 XT nur neun Prozent mehr Leistung als die RX 6800 XT bietet und kein Alleinstellungsmerkmal wie die RTX 3090 mit ihren 24 GB Videospeicher hat, ist der Preis viel zu hoch angesetzt. Im Vergleich zur RTX 3090 wiederum wirkt die RX 6900 XT auf den ersten Blick günstig, da die GPU 33 Prozent günstiger ist und die gleiche Rasterisierungsleistung bietet.

Das große Problem ist, dass AMD den Raytracing-Trend ziemlich verschlafen hat. Zwar bietet die RDNA-2-Architektur mit den Ray Accelerors hardwareseitigen Raytracing-Support, die Performance fällt jedoch ein gutes Stück hinter den Nvidia Grafikkarten zurück. Für WQHD-Gaming reicht die Leistung zwar noch aus, im direkten Vergleich kann es die RX 6900 XT aber nur mit der RTX 3070 aufnehmen und fällt bereits hinter der RTX 3080 zurück. In UHD sind die meisten Spiele bei aktiviertem Raytracing auf der RX 6900 XT dann unspielbar. Das liegt auch daran, dass AMD keine Alternative zu Nvidias Tensor Cores parat hat. Diese sorgen nicht nur in Spielen durch DLSS für höhere Spielraten bei vergleichbarer Bildqualität, sondern ermöglichen auch Software-Features wie Nvidia Broadcast und RTX Voice, von denen vor allem Streamer profitieren.

Für Bild- und Videobearbeitung eignen sich sowohl die RX 6900 XT als auch die RTX 3090 sehr gut. Bei 3D-Renderings hat Nvidia dann aber klar die Nase vorne und mit dem 24 Gigabyte großen Videospeicher auch noch einen deutlich größeren Frame Buffer zur Verfügung. Ein Argument, welches wiederum für die RX 6900 XT spricht ist die um 16 Prozent niedrigere Leistungsaufnahme im Vergleich zur RTX 3090. Außerdem lässt sich die AMD Grafikkarte äußerst gut übertakten und dadurch noch einiges an Zusatzleistung herausholen.

So oder so bleiben sowohl die RTX 3090 als auch die RX 6900 XT Premiumprodukte für Hardware-Enthusiasten. Wenn Sie einfach nur eine gute Gaming-Grafikkarte suchen, sollten Sie besser zur RX 6800 XT oder der RTX 3080 greifen, welche aus Preis-Leistungs-Sicht deutlich attraktiver sind. Der Aufpreis zu den Top-Modellen ist enorm hoch, für gerade einmal 10 Prozent Mehrleistung. Schlussendlich ist weder die RX 6900 XT noch die RTX 3090 die eierlegende Wollmilchsau, beide Grafikkarten haben ihre Stärken und ihre Schwächen. Positiv für den Endkunden ist auf jeden Fall, dass Nvidia wieder Konkurrenz im High-End-Segment bekommen hat. Jetzt müssen die beiden Hersteller es nur noch schaffen, genügend Grafikchips bereitzustellen, damit die neuen Produkte auch zu vernünftigen Preisen angeboten werden können. Aus diesem Grund können wir aktuell von dem Kauf einer neuen GPU nur abraten und empfehlen damit noch ein paar Wochen zu warten, bis sich die Marktlage wieder stabilisiert hat. Vor allem sollten Sie nicht auf die vollkommen überzogenen Preise der Scalper eingehen.

Unsere FPS-Werte auf einen Blick

Die AMD Radeon RX 6900 XT musste einen umfangreichen Test-Parcours mit den unterschiedlichsten Spielen in den drei Auflösungen Full-HD, WQHD und UHD durchlaufen.