Zusammen gegen die Pandemie: So soll "Luca" gegen Corona helfen

Seit Kurzem sorgt "Luca" für Aufsehen. Doch wie funktionieren die App und das damit verknüpfte System, die im Kampf gegen das Coronavirus helfen sollen?

Wer oder was ist eigentlich dieser "Luca", von dem gerade so viele Menschen sprechen? Hinter diesem Namen verbirgt sich eine App und ein damit verknüpftes System, das dabei helfen könnte, die Corona-Pandemie besser zu bewältigen und Menschen wieder mehr Freiheiten zu gewähren - gerade, wenn es etwa um den Kulturbereich, Treffen mit Freunden oder Restaurantbesuche geht.

Durch die Software, die für iOS, Android und als Web-App erhältlich ist, soll eine lückenlose und vor allem schnelle Kontaktnachverfolgung während der Pandemie ermöglicht werden. Dabei werden die Gesundheitsämter direkt eingebunden und Nutzer können schneller darüber informiert werden, wenn sie einem Infektionsrisiko ausgesetzt waren.

Ein Sprecher, der die Kommunikation rund um "Luca" betreut, erklärt es auf Anfrage der Nachrichtenagentur spot on news so: "Luca ist ein ganzes System, nicht nur eine App. Wichtig sind uns die Verknüpfung mit den Gesundheitsämtern und der Rückkanal für die Nutzer. Das Gesundheitsamt kann über eine Kontakthistorie alle Leute informieren, die in den gleichen Locations waren und die Nutzer bekommen sofort eine Meldung auf das Handy."

Warum sprechen gerade alle über "Luca"?
Rapper Smudo (52), der mit seinen Kollegen von den Fantastischen Vier ("Populär") ebenfalls mitmischt, setzt sich gerade dafür ein, die Anwendung bei der breiten Maße bekannt zu machen. Kürzlich trat er bei "Anne Will" auf und sprach in der Talk-Runde über das System. Beteiligt an der Initiative des Berliner Start-ups neXenio sind neben der Band unter anderem auch die Bundesdruckerei und das Hasso-Plattner-Institut.

Anschaulich meinte Smudo bei "Anne Will": "Wenn es brennt, fragt man doch nicht, wer erfindet den Feuerlöscher? Wir haben den Feuerlöscher da. Er ist fertig und er ist jetzt zu benutzen." Der überzeugende Auftritt des Musikers sorgte für einen Run auf die App. "Alleine während 'Anne Will' haben wir 350.000 Zertifizierungs-SMS versendet. Das zeigt, die Leute haben Lust", erklärt der "Luca"-Sprecher. Man freue sich "mega über das ganze Interesse".

Dieses Interesse zeigen nicht nur die Nutzer. Auch die Ämter und die Bundesländer springen immer mehr auf. Mit an Bord sind bereits 15 Regionen - unter anderem Rostock, Kiel, Sylt und das Herzogtum Lauenburg. Und es "werden jetzt schnell einige dazukommen, wie es gerade aussieht". Mit etwa 200 von den rund 400 Gesundheitsämtern in Deutschland stehe man derzeit in Kontakt. Thüringen befinde sich demnach etwa in einer fortgeschrittenen Planungsphase, mit den Landesregierungen von Sachsen und Sachsen-Anhalt führe man derzeit "tiefe Gespräche" und auch Baden-Württemberg und Armin Laschet (60), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, haben ihr Interesse bekundet.

Aber wie funktioniert das Ganze?
"Luca" setzt auf drei Schnittstellen - den User beziehungsweise Gast, einen Gastgeber und die Gesundheitsämter. Für den Nutzer ist die App eigentlich ganz simpel. User können ihre Daten einmalig eintragen und erhalten einen QR-Code, der sich minütlich ändert und dem Smartphone zugeordnet ist. Damit können Gäste dann vor Ort einchecken, zum Beispiel bei Konzerten, in Restaurants oder auch in privaten Runden mit Freunden, die als Gastgeber ebenfalls nur ihr Smartphone benötigen. Nach dem Aufenthalt wird der User automatisch ausgecheckt.

Nach und nach entsteht also fast automatisch ein Kontakttagebuch, das Begegnungen umfasst. Tritt eine Infektion auf, können Nutzer freiwillig die Daten zur Nachverfolgung an die Gesundheitsämter senden, die wiederum möglichst schnell alle gefährdeten Kontakte informieren können. Das ermöglicht auf dem Papier eine deutlich höhere Geschwindigkeit, als wenn etwa Zettel mit Kontaktinformationen erst händisch ausgewertet werden müssen - und es entlastet die Gesundheitsämter. Auf der Webpage von "Luca" können Nutzer überprüfen, ob die eigene Region bereits angebunden ist.

Auch über den Datenschutz hat man sich bei "Luca" Gedanken gemacht. Nach Angaben der Entwickler werden die anonym erhobenen Daten dezentral verschlüsselt und es sind alle drei Schnittstellen notwendig, um sie im Infektionsfall wieder zu entschlüsseln. Die unterschiedlichen Teile zur Entschlüsselung werden auf Servern in Deutschland gespeichert. Die Daten sind zudem demnach nur für das Gesundheitsamt auslesbar. Veranstalter oder weitere Personen, auch das Team hinter "Luca", haben keinen Zugriff.

Diese Apps sollen gegen Corona kämpfen:
Die Corona-Warn-App (iOS/Android) soll Nutzer darüber informieren, ob sie sich in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum in der Nähe einer mit dem Coronavirus infizierten Person aufgehalten haben. So können sich gewarnte Anwender womöglich frühzeitig selbst testen lassen und sich gegebenenfalls in Quarantäne begeben. Infektionsketten sollen damit schneller unterbrochen werden, das Virus soll sich so langsamer ausbreiten.

Die von der Berliner Charité zusammen mit Data4Life entwickelte "CovApp" bietet einen Fragenkatalog, der innerhalb weniger Minuten beantwortet werden kann - darunter Fragen zu aktuellen Symptomen oder auch Kontakten. Verbraucher erhalten daraufhin Handlungsempfehlungen und bekommen mögliche Ansprechpartner angezeigt. Die Anwendung soll dabei helfen, besser einschätzen zu können, wie notwendig etwa ein Arztbesuch oder ein Corona-Test sein könnten. Die Nutzung der App ersetzt allerdings keine fachmännische Diagnose oder Behandlung.

"NINA" ( iOS/Android) steht für "Notfall-Informations- und Nachrichten-App". Die Anwendung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe soll Bürger über aktuelle Gefahrenlagen informieren. Seit einiger Zeit gibt es in der App auch einen Corona-Reiter, unter dem Nutzer grundsätzliche und aktuelle Informationen rund um die Pandemie, Impfungen und dergleichen erhalten. Auch Kontaktmöglichkeiten in den unterschiedlichen Bundesländern sind gelistet.

Das RKI bittet Bürger darum, freiwillig Daten von Smartwatches oder auch Fitness-Trackern per "Corona-Datenspende-App" zur Verfügung zu stellen, um die Forschung rund um das Virus voranzutreiben. Nutzer senden über die App von ihren Geräten gesammelte Aktivitätsdaten, die neue Einblicke bieten sollen. Professor Dirk Brockmann (51) von der Berliner Humboldt-Universität erklärt: "Ihre Datenspende ermöglicht uns, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus besser zu erfassen und die Dunkelziffer der Infizierten drastisch zu verringern."

Ähnlich Ziele verfolgt auch die App "SafeVac 2.0" (iOS/Android) vom Paul-Ehrlich-Institut. Mit der Anwendung soll die Verträglichkeit von Corona-Impfstoffen analysiert werden. Wer geimpft wurde, kann auf diesem Weg mitteilen, wie er die Impfung vertragen hat. Nutzer werden mehrfach befragt. Dadurch sollen weitere Erkenntnisse über die neu zugelassenen Impfstoffe gewonnen werden. Gefragt wird zudem, ob die Impfung dabei geholfen hat, eine Infektion zu verhindern oder ob trotzdem eine Ansteckung erfolgt ist.