Markt für Gaming-Hardware schrumpft

Derzeit trifft sich die Gaming-Welt wieder zur Leitmesse Gamescom in Köln. Doch rückläufige Zahlen bei Gaming-Hardware-Produkten trüben die Stimmung. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Gaming-Branche konnte sich in den vergangenen Jahren immer über ordentliche Zuwachsraten freuen. Einen weiteren Schub bekamen die Markteilnehmer durch die Corona-Pandemie: In Zeiten von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen war Spielen in den eigenen vier Wänden ein beliebter Zeitvertreib.

Pünktlich zur Gamer-Messe Gamescom in Köln muss die erfolgsverwöhnte Sparte aber einen Rückschlag hinnehmen: Laut der aus dem Abverkauf der Distribution erhobenen Zahlen des Marktforschung- und Beratungsunternehmens Context ging nicht nur der Verkauf von Gaming-Notebooks, Gaming-PCs und Gaming-Monitoren stark zurück, auch bei Grafikkarten und Zubehör wie Headsets sowie speziellen Tastaturen und Computermäusen lag vor allem das zweiten Quartal 2022 deutlich hinter den Vergleichsquartalen der Vorjahre.

Amanuel Dag, Country Director DACH-Region bei Context, hat mehrere Gründe für die schwächelnde Branche ausgemacht: "Einer davon ist die hohe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr, als das Gaming-Segment ein sehr starkes zweites Quartal verzeichnen konnte. Ein weiterer ist die bei Verbrauchern aufgrund der Inflation und der Diskussion um Energie- und Spritpreise gesunkene Kauflaune", erläutert der Context-DACH-Chef.

Absturz nach Rekordjahr
Der Markt für Gaming-Notebooks, Gaming-PCs und Gaming-Zubehör war ursprünglich einer der großen Gewinner der Pandemie - und das obwohl auch hier die Anbieter unter den bekannten Störungen der Lieferketten litten. Dessen ungeachtet war 2021 für die Branche ein Rekordjahr. Dafür sorgte nicht zuletzt eine hohe Nachfrage im oberen Preissegment, wie die Zahlen von Context aus der Distribution belegen.

Bei der Kategorisierung von Gaming-Notebooks und Gaming-PCs orientiert sich Context an der Einstufung von videocardbenchmark.net. Demnach gehören alle Rechner mit Benchmarking-Werten von 1.300 bis 5.999 zum Segment "Casual Gaming". Eine Stufe höher folgt mit Werten von 6.000 bis 9.499 Punkten das Segment "VR Ready". Darüber liegen QDD-fähige Modelle (9.500 bis 12.499 Punkte im Benchmark) und UHD-fähige Modelle (mehr als 12.500 Punkte).

Insgesamt wird bei der rückläufigen Entwicklung im Gaming-Markt deutlich: Obwohl Notebooks für Casual Gaming ihren Anteil am Markt stetig erweitern konnten, gingen die verkauften Stückzahlen in den zurückliegenden drei Quartalen um 3, 23 und zuletzt 39 Prozent zurück. Die Zugewinne bei Desktop-PCs für Casual Gaming (18 und 9 Prozent in Q4/2021 und Q1/2022) konnten das nicht ausgleichen, da der Umsatz mit Gaming-PCs insgesamt inzwischen pro Quartal meistens nicht einmal mehr ein Drittel des Umsatzes mit Gaming-Notebooks erreicht.

Aktuelle durchschnittliche Verkaufspreise
Bei Desktop-PCs lag der ASP (Average Selling Price) für Casual-Gaming-Modelle im zweiten Quartal 2022 bei 659 Euro. QHD-fähige (972) und UHD-fähige (1.060 Euro) Modelle liegen nahe beieinander. VR-ready-Modelle bieten das schlechteste Preis-Leistungsverhältnis und kosten im Durchschnitt 1.176 Euro. Vor zwei Jahren lag deren Durchschnittspreis noch bei 719 Euro. Insgesamt haben sich die Preise deutlich über denen von 2020 etaliert. Nur bei den UHD-fähigen-Modellen müssen heute im Durchschnitt rund 100 Euro weniger bezahlt werden als im Q2/2020.

Ganz anders sieht es bei Gaming-Notebooks aus. Hier liegen die Durchschnittspreise außer bei QHD-fähigen Modellen überall unter denen des zweiten Quartals 2020. Mit 962 Euro liegt auch der durchschnittliche Verkaufspreis der QHD-fähigen Notebook-Modelle unter dem der Desktop-PCs der gleichen Leistungsklasse. Lediglich UHD-fähige Gaming-Notebooks sind mit einem ASP von 1.385 Euro deutlich teurer als ihre PC-Pendants. Hier haben die Preise zuletzt auch wieder stark angezogen. Im Q1/2022 erreichten sie mit 1.115 Euro einen Tiefpunkt, in den fünf Quartalen zuvor schwankten sie zwischen 1.199 und 1.286 Euro