Datenzerstörung durch Bit Rot vermeiden

Selbst auf modernen SSD-Festplatten sind Daten nicht unendlich lang haltbar. Wie Sie gegen den langsamen Verfall von Informationen angehen, zeigen wir Ihnen jetzt.

Der Zahn der Zeit…

… nagt an allen Speichermedien in irgendeiner Form. Ob Sie Daten auf einer mechanischen Festplatte oder einer SSD-Festplatte sichern, ist unerheblich: Irgendwann werden diese Daten verlorengehen, wenn die Geräte nicht mehr in Betrieb sind. Es ist daher keine gute Idee, eine Festplatte mit wichtigen Daten aus einem PC herauszunehmen, sie in eine Schublade zu stecken und dort zu lagern. Wenn Sie einige Jahre warten, sind diese Informationen mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach weg.

Dieses Phänomen hört auf den Namen Bit Rot (engl.: "to rot" = "verderben") und tritt aufgrund einfacher physikalischer Zusammenhänge auf.

Bei mechanischen Festplatten werden die einzelnen Bits - also Nullen und Einsen - mithilfe von Magnetismus gespeichert. Durch natürliche Effekte kehren diese Bits jedoch hin und wieder ihre Polarität um. Dies führt zu beschädigten Dateien, die nicht mehr lesbar sind. Glücklicherweise erkennen moderne Festplatten und Betriebssysteme diese Fehler und gleichen sie durch eine Fehlerkorrektur selbstständig aus (sofern möglich). Jene Korrektur ist allerdings nicht mehr möglich, wenn zu viele Bits ihre Polarität verändert haben.

• SSD-Festplatten vertrauen nicht auf Magnetismus. Stattdessen verwenden sie eine Isolierschicht, die dabei hilft, Elektronen in kleine Transistoren einzulagern. Diese Schicht unterliegt denselben physikalischen Gesetzen wie alles im Leben und so kann es passieren, dass sie sich im Laufe der Zeit zersetzt. Die Elektronen entweichen und ein Datenverlust ist die Folge.

Auf der sicheren Seite sind Sie somit weder mit dem einen noch dem anderen Medium.

Wann tritt Bit Rot ein?

Die Zeitspanne bis zum ersten Einsetzen von Bit Rot lässt sich schlecht pauschalisieren, da eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielt. Bei mechanischen Festplatten können Sie - wenn Sie Glück haben - einige Jahrzehnte einer inaktiven Lagerung erwarten. SSDs hingegen schaffen normalerweise nicht mehr als einige Jahre. Hohe Temperaturen begünstigen den Vorgang, sodass Sie gerade die empfindlichen SSDs nicht an Orten mit direkter Sonneneinstrahlung lagern sollten.

Auf keinen Fall werden Sie ein Problem haben, wenn Sie die Festplatten aktiv betreiben. SSD-Isolierschichten oder HDD-Polaritäten werden in diesen Fällen permanent aktualisiert. Vergleichen können Sie dies mit einem Fahrrad: Lassen Sie es zu lang in einem feuchten Keller stehen, werden einzelne Komponenten rosten. Fahren Sie jeden Tag, gibt es keine Probleme.

Mit typischer Nutzung von einigen Stunden am Tag werden Sie also eher auf ganz andere Probleme stoßen als Bit Rot: Die Hardware bei HDDs könnte einen Defekt erleiden oder die maximale Anzahl an Schreib- und Lesezyklen bei SSDs ist erreicht. Schadsoftware macht Ihnen das Leben schwer, Erschütterungen am PC oder Notebook sorgen für Probleme mit HDDs und so weiter. Andere Ausfälle sind wesentlich wahrscheinlicher als Bit Rot.

Wie stelle ich die Festplattengesundheit sicher?

Eine bewährte Methode besteht darin, sich auf S.M.A.R.T. zu verlassen. Die "Self Monitoring, Analysis and Reporting Technology" leitet Informationen über den Zustand der Festplatte(n) an Sie weiter. Jede moderne Festplatte ist damit kompatibel. Um diese Daten auszulesen, hat sich über viele Jahre das Tool CrystalDiskInfo etabliert. Nach wenigen Mausklicks erfahren Sie, ob es Ihren Festplatten gut geht. Zeigt das Programm einen drohenden Ausfall an, sollten Sie einschreiten und demnächst Ihre Daten sichern.

Können Sie es sich leisten, definieren Sie hingegen einfach einen maximalen Nutzungsraum für Ihre Festplatten. Beispielsweise könnten Sie festlegen, dass Sie Festplatten generell nach fünf Jahren ersetzen - ob defekt oder nicht. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn Sie sehr wertvolle Daten speichern, die Sie auf keinen Fall verlieren dürfen. Dem Mythos, dass SSDs weniger zuverlässig sind als HDDs, müssen Sie heute übrigens keinen Glauben mehr schenken: Fortschritte in der Technik haben dazu geführt, dass eine ähnliche Lebensdauer längst erreicht ist.

Backups als beste Lösung

Die angesprochenen fünf Jahre als Nutzungsdauer sind nur ein grober Richtwert. In der Praxis werden die allermeisten Speichermedien deutlich länger durchhalten. Gleichzeitig gilt: Je länger Sie eine Festplatte betreiben, desto wichtiger werden Backups. Diese sind nach wie vor die beste Möglichkeit, sich gegen Datenverlust zu schützen.

Möchten Sie auch alte Festplatten unbedingt vor Bit Rot schützen, sollten Sie sich hingegen einen Zeitplan überlegen. Orientieren Sie sich dafür an den folgenden Werten:

• HDDs sollten Sie alle zwei Jahre einmal in Betrieb nehmen. Schließen Sie sie an Ihren PC an und lassen Sie die Festplatte für ein paar Minuten - vielleicht mit einem Benchmark-Tool - schwere Arbeit verrichten. Danach legen Sie die Festplatte wieder in die Schublade.

• SSDs wollen ein wenig pfleglicher behandelt werden. Alle sechs Monate sollten Sie sie kurz an den PC anschließen und einige Minuten in Betrieb lassen. Das sollte für eine "Auffrischung" komplett ausreichen.

Der Nachteil an dieser Methode ist der recht hohe Aufwand: Wenn Sie nicht gerade enthusiastischer PC-Bastler sind, werden Sie dieser Aufgabe nicht unbedingt mit Freude entgegen schauen.

Backups für Unsterbliche

Eine ziemlich bombensichere Lösung besteht darin, sich nach Backups auf sehr langfristig haltbaren Speichermedien umzuschauen - wie der M-Disc. Das "M" steht in diesem Fall für "Millennium": Die Daten auf diesen Blu-ray-ähnlichen Speichermedien bleiben auch bei völliger Inaktivität ungefähr 1.000 Jahre auf der Scheibe gespeichert. Wie dies genau erreicht wird, verrät Hersteller Verbatim nicht; die spezielle Oberflächenbeschichtung der M-Disc bleibt ein Firmengeheimnis. In Tests wurde jedoch gezeigt, dass die Dauer in der Praxis wahrscheinlich erreicht wird.

Der Nachteil: Die M-Disc mit bis zu 100 GB Speicherkapazität kann nur langsam beschrieben werden. Bei voller Ausnutzung dieser 100 GB wird der Brenner viele Stunden arbeiten müssen - aber dafür müssen Sie sich in Zukunft nie wieder Gedanken über Bit Rot machen.