Festplatten und SSDs erfüllen ihre Aufgaben im Optimalfall still im Hintergrund. Bei Auffälligkeiten prüfen Sie die Konfiguration oder planen den Umzug auf ein neues Laufwerk.
Festplatten, SSDs und auch externe USB-Laufwerke arbeiten unter Linux wie unter allen anderen Betriebssystemen. Besonderheiten sind weder bei einer Linux-Neuinstallation noch im Betrieb zu beachten. Es ist jedoch ratsam zu kontrollieren, ob Linux die Festplatte optimal eingerichtet hat und ob das Laufwerk Fehler aufweist, die zu einem baldigen Ausfall führen können. Der Umzug auf eine SSD oder eine andere Festplatte ist unter Linux ohne großen Aufwand möglich. Dafür benötigt man allerdings ein unabhängiges Zweitsystem, damit sich die Dateien ohne Zugriffskonflikt kopieren lassen.
Bios-Einstellungen prüfen
Die meisten Einstellungen im Bios- beziehungsweise Uefi-Setup wirken sich nicht auf die Leistung des Linux-Systems aus – abgesehen von den Übertaktungsoptionen. Eine Ausnahme ist die Konfiguration des SATA-Adapters. Rufen Sie das Bios/ Firmwaresetup auf und kontrollieren Sie, ob der AHCI-Modus (Advanced Host Controller Interface) für den SATA-Adapter aktiv ist. Alternativ ist auch die Einstellung „RAID“ möglich.
Sie finden die Option meist in Menüs wie „Advanced –› Integrated Peripherals“, „SATA Configuration“ oder „PCH Storage Configuration“. Bei älteren Hauptplatinen gibt es neben „AHCI“ die Option „IDE“. Damit lassen sich Funktionen, die den Datendurchsatz der Festplatten erhöhen, nicht nutzen. Wird nur „IDE“ angeboten, müssen Sie bei diesem PC auf die SATA-Optimierung verzichten.
Auf einer Übersichtseite („System Status“ oder ähnlich) finden Sie meist Informationen, an welchen SATA-Port die Festplatten angeschlossen sind. Auf neueren Hauptplatinen gibt es nur SATA-Ports mit schnellen sechs GBit/s (SATA III) und Sie können jeden Port verwenden. Ältere Modelle sind auch mit langsameren Ports ausgestattet (SATA I, SATA II), an denen die Systemfestplatte besser nicht hängen sollte. Im Handbuch der Hauptplatine können Sie nachlesen, welche Anschlüsse SATA III bieten.
Geschwindigkeit eines Laufwerks messen
Ob die Festplatte oder SSD ordnungsgemäß arbeitet, erkennen Sie auch an der erreichbaren Datentransferrate. Die Messung führen Sie im Terminal durch. Sollten mehrere Festplatten vorhanden und in das Dateisystem eingehängt sein, wechseln Sie mit cd in ein Verzeichnis, das auf der Festplatte liegt, die Sie prüfen wollen. Verwenden Sie dort diese drei Befehlszeilen:
dd if=/dev/zero of=tempfile bs=1M count=1024 conv=fdatasync,notrunc
echo 3 | sudo tee /proc/sys/vm/drop_ caches
dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
Die erste Zeile erzeugt eine Datei mit einer Größe von 1,1 GB und gibt die Schreibgeschwindigkeit aus. Danach wird der Cache gelöscht, um dann die Lesegeschwindigkeit zu ermitteln. Durchschnittliche Festplatten (SATA III) lesen und schreiben mit circa 100 MB pro Sekunde. SSDs bringen es auf ungefähr 500 MB/s beim Lesen, während die Transferrate beim Schreiben meistens 50 bis 100 MB/s niedriger liegt. Sollten die Werte bei Ihnen deutlich niedriger ausfallen, hängt das Laufwerk entweder nicht an einem SATA-III-Port oder das SATA-Kabel ist von minderer Qualität oder defekt.
Linux auf ein anderes Laufwerk umziehen
Bei einem Ubuntu/Mint-Umzug kopieren Sie alle Dateien vom alten auf das neue Laufwerk, passen die Konfiguration an und richten die Bootumgebung neu ein. Das funktioniert jedoch nur, solange sich noch alle Dateien lesen lassen. Handeln Sie daher rechtzeitig, wenn der Datenträger SMART-Fehler meldet (siehe Kasten).
Schritt 1: Räumen Sie Ihre Festplatte auf. Löschen Sie alle unnötigen Dateien und verlagern Sie selten benutzte und besonders große Dateien auf eine externe Festplatte. Ist die Zielfestplatte kleiner als bisher, etwa beim Wechsel auf eine SSD, darf nur so viel Platz belegt sein, wie das neue Laufwerk aufnehmen kann.
Schritt 2: Schließen Sie die neue Festplatte oder SSD per SATA-Kabel oder SATA-USBAdapter an den PC oder das Notebook an.
Schritt 3: Booten Sie ein externes Linux – etwa ein Ubuntu-Live- und Installationssystem oder ein Rettungssystem. Wir gehen hier davon aus, dass Sie die LinuxWelt-Rettungs-DVD verwenden.
Schritt 4: Starten Sie das Tool Gparted und sehen Sie sich die Partitionen der bisherigen Festplatte an. Erstellen Sie auf dem neuen Laufwerk die gleichen Partitionen, je nach verfügbarem Platz jedoch proportional kleiner oder größer.
Schritt 5: Wir gehen in unserem einfachen Beispiel davon aus, dass sich auf dem alten und neuen Laufwerk jetzt jeweils eine Systempartition („sda1“, „sdb1“) und eine Swappartition („sda2“, „sdb2“) befinden. Erstellen Sie die erforderlichen Verzeichnisse und binden Sie die Partitionen ein:
mkdir /mnt/neu /mnt/alt
mount /dev/sda1 /mnt/alt
mount /dev/sdb1 /mnt/neu
Danach kopieren Sie alle Dateien von der alten auf die neue Festplatte:
rsync –stats –progress –numericids -axAhHSP /mnt/alt/ /mnt/neu
Beachten Sie unbedingt die Groß-Klein-Schreibung und den abschließenden Schrägstrich bei „/mnt/alt/“.
Schritt 6: Über das Tool
blkid
ermitteln Sie die IDs aller Partitionen. Öffnen Sie die Datei „fstab“ der neuen Festplatte in einem Editor
nano /mnt/neu/etc/fstab
und ändern Sie die Werte hinter „UUID=“ für die neue Festplatte entsprechend der Ausgabe von blkid.
Schritt 7: Nun brauchen Sie noch den Bootloader Grub auf der neuen Festplatte, wiehier unter „Bootmanager Grub reparieren“ beschrieben. Passen Sie die Pfade für unser Beispiel an („/mnt/neu/ dev“, „/mnt/neu/sys“ und so weiter). Der Zielpfad für grub-install ist die neue Festplatte„/ dev/sdb“.
Schritt 8: Starten Sie den PC neu und stellen Sie die neue Festplatte als Bootlaufwerk ein, entweder über das Bios-Setup oder im Bootmenü des Bios. Prüfen Sie, ob alles korrekt funktioniert. Anschließend bauen Sie die alte Festplatte aus oder formatieren Sie neu, um sie künftig als Datenspeicher zu nutzen.
Tipp: Bei einer komplexeren Aufteilung der Partitionen oder bei mehreren Betriebssystemen auf der Festplatte verwenden Sie das Tool Clonezilla der LinuxWelt Rettungs-DVD , das auch mit Windows-Partitionen umgehen kann.
Informationen zu Clonezilla und Gparted finden Sie dort über das Desktopicon „Anleitungen“.
Den Zustand der Festplatte prüfen
Festplatten und SSDs protokollieren automatisch etliche Statusinformationen. Diese SMART-Werte (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) lassen sich auslesen und geben Hinweise auf Defekte. Starten Sie das Tool gnome-disks, indem Sie bei Ubuntu über die „Aktivitäten“ oder bei Linux Mint im Startmenü nach „Laufwerke“ suchen. Klicken Sie das gewünschte Laufwerk auf der linken Seite des Fensters an und drücken Sie die Taste S.
Die Tabelle unter „SMART-Attribute“ zeigt die einzelnen Werte, beispielsweise die aufsummierten „Betriebsstunden“. Hinter „Allgemeine Einschätzung“ sollte stehen „Das Laufwerk ist in Ordnung“. Wenn nicht, ist es Zeit, an einen Austausch zu denken. Bei SSDs steht hinter „wear-leveling-count“ in der Spalte „Normalisiert“ ein aussagekräftiger Wert. Neue SSDs starten bei „100“ und der Wert reduziert sich mit der Zeit. Sobald er nahe „0“ ist, müssen Sie das Laufwerk ersetzen.