So lösen Sie Linux-Netzwerkprobleme

Netzwerkprobleme können leider die unterschiedlichsten Ursachen haben. Mit einer systematischen Fehlersuche grenzen Sie Fehler ein und führen dann Reparaturen an der richtigen Stelle durch.

Wenn das Netzwerk streikt, ist die Fehlersuche nicht einfach. Es kann am DSL-Router liegen, an der Verkabelung oder an der WLAN-Konfiguration des Routers. Eventuell fehlen Treiber für den Ethernet-oder WLAN-Adapter oder der Adapter ist schlicht defekt oder nicht richtig konfiguriert. Untersuchen Sie die möglichen Ursachen Schritt für Schritt und grenzen Sie das Problem ein, um eine Lösung zu finden.

1. Netzwerkadapter des PCs prüfen

Bevor Sie etwas an der Konfiguration des Systems ändern, prüfen Sie den Netzwerkadapter und seine Verbindung zum lokalen Netzwerk sowie Internet. Sehen Sie zuerst im Bios-Setup nach, ob der Netzwerkadapter überhaupt aktiviert ist. Die Einstellungen finden Sie meist unter „Integrated Peripherals“ oder „Advanced“. Bei Notebooks lässt sich der WLAN-Adapter häufig über eine Tastenkombination oder einen Schalter am Gerät abschalten. Stellen Sie sicher, dass der Adapter aktiv ist.

Verwenden Sie zum Testen ein Livesystem. Über das Icon des Netzwerkmanagers – etwa bei Ubuntu in der oberen Leiste – stellen Sie fest, ob eine Ethernet-Verbindung vorhanden ist, oder Sie bauen eine Verbindung zum WLAN auf. Probieren Sie im Livesystem aus, ob der Webbrowser Inhalte aus dem Internet laden kann und ob der Dateimanager Freigaben im lokalen Netz findet. Sollte der Netzwerkmanager keine „Kabelnetzwerkverbindung“ und auch keine WLANs anzeigen, fehlen wahrscheinlich die nötigen Treiber. Auch bei einem installierten Linux-System wird das Netzwerk dann nicht funktionieren.

Treiber gehören zum Linux-Kernel und es hängt von der Kernel-Version ab, welche Hardware unterstützt wird. Vom Hardwarehersteller erhalten Sie keine Treiber, die sich einfach nachinstallieren lassen.

Bei Ethernet-Adaptern ist die Anzahl der Modellvariationen und Chipsatzhersteller überschaubar und die Unterstützung für Linux gut. Probleme mit kabelgebundenen Adaptern sind daher sehr selten. Eine Übersicht mit den unterstützten Netzwerkadaptern finden Sie über www.pcwelt.de/_bzZw8 . Bei WLAN-Adaptern sieht es anders aus. Es gibt viele unterschiedliche Modelle und Chipsätze und manchmal ändern die Hersteller die Hardware, obwohl die Gerätebezeichnung gleich bleibt. Neben dem Treiber ist meist noch eine Firmwaredatei erforderlich, die genau zum jeweiligen Gerät passen muss. Das macht die Inbetriebnahme unter Linux schwierig.

Ein Wechsel der Hardware löst das Problem am einfachsten. Gigabit-Ethernet-Adapter für den PC gibt es schon für um die zehn Euro. Besonders auf preisgünstigen Netzwerkadaptern sind meistens weit verbreitete Chipsätze zu finden, die Linux gut unterstützt. Im Zweifelsfall fragen Sie den Verkäufer nach der Linux-Unterstützung oder Sie sehen sich beim Onlinehändler die Rezensionen an.

Auch bei WLAN-Adaptern sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie schon vor dem Kauf ermitteln, ob der WLAN-Chip von Linux unterstützt wird. Eine Übersicht mit Tipps zur Geräten und deren Inbetriebnahme erhalten Sie über www.pcwelt.de/anr6 . Weitere Informationen zu WLAN-Adaptern finden Sie im Kasten „ WLAN-Adapter über Umwege aktivieren“.

2. Treiber und Konfiguration prüfen

Ob Linux den Netzwerkadapter tatsächlich erkannt hat, ermitteln Sie am schnellsten auf der Kommandozeile. Öffnen Sie ein Terminal und führen Sie folgenden Befehl aus:

sudo lshw -c network

In der Ausgabe sehen Sie hinter „Logischer Name:“ den Gerätenamen – bei einer Kabelnetzwerkverbindung beispielsweise „enp0s3“ oder „eth0“. Hinter „Beschreibung:“ steht „Ethernet Interface“. Bei WLAN-Adaptern lautet die Beschreibung „Kabellose Verbindung“ und der Name ist „enx[ID]“, „wlan0“ oder „ra0“. lshw gibt hinter „Konfiguration:“ auch die Bezeichnung des verwendeten Treibers, seine Version und die aktuelle IPv4-Addresse aus. Mit

ifconfig

lassen Sie sich weitere Informationen anzeigen. Hinter den logischen Namen steht jeweils die zugewiesene IP-Adresse für IPv4 („inet“) und IPv6 („inet6“). Taucht etwa „enp0s3“ zwar auf, aber ohne IP-Adresse, dann klappt nur die Verbindung zum Router nicht. Prüfen Sie in diesem Fall die Verkabelung. Passt die IP-Adresse dagegen nicht zum Netzwerk (-> Punkt 3), ist wahrscheinlich ein zweiter DHCP-Server aktiv. Prüfen Sie bei anderen Geräten, beispielsweise zusätzlichen Routern oder WLAN-Access-Points, ob hier ebenfalls DHCP aktiviert ist. In einem Netzwerk darf es immer nur einen DHCP-Server geben.

Sollte ifconfig nur „lo“ (Loopback-Adapter) anzeigen, ist kein Treiber für den Netzwerkadapter geladen. Lassen Sie sich in einem Terminalfenster mit

sudo lspci -nn

die Geräte anzeigen, die über den PCI-Bus angebunden sind. Für USB-Geräte verwenden Sie

sudo lsusb

Achten Sie in der angezeigten Liste auf Zeilen, die „Network controller“ oder „Ethernet controller“ enthalten. Ist davon nichts zu sehen, ist der Adapter entweder deaktiviert oder defekt. Sollte der Adapter auftauchen, suchen Sie im Internet nach der USB-beziehungsweise PCI-ID. lspci und lsusb geben diese in der Form „Hersteller-ID:Gerät-ID“ aus, beispielsweise „10ec:8168“. Auf diese Weise ermitteln Sie, um welchen Adapter es sich genau handelt und welche Erfahrungen andere Linux-Nutzer damit gemacht haben.

3. Verbindung zum Router testen

Wir gehen ab hier davon aus, dass der Ethernet-oder WLAN-Adapter zwar technisch funktioniert, aber trotzdem keine Verbindung zum Internet oder lokalen Netzwerk möglich ist. Das wichtigste Gerät im heimischen Netzwerk ist der DSL-Router. Er verbindet zwei Netzwerke miteinander – das Internet und Ihr heimisches Netzwerk. Der Router dient meist auch als WLAN-Access-Point. Außerdem ist ein Netzwerkswitch eingebaut, der die direkte Kommunikation zwischen den verkabelten und per WLAN verbundenen Geräten ermöglicht.

Eine weitere Aufgabe des Routers ist die Zuteilung und Verwaltung der IP-Adressen per DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol). Der Router ist beispielsweise mit der IP-Adresse 192.168.0.1 konfiguriert und vergibt dann an die Geräte IP-Adressen aus dem Bereich 192.168.0.2 bis 192.168.0.254.

Dabei übermittelt er auch die Netzwerkmaske 255.255.255.0 und die Adressen des Standardgateways und der DNS-Server. Diese sind in der Regel mit der IP-Nummer des Routers identisch. Um zu erfahren, welche Informationen Ihr Netzwerkadapter vom DHCP-Server erhalten hat, klicken Sie das Icon des Netzwerkmanagers an und wählen unter Ubuntu 16.04 im Menü „Verbindungsinformationen“ oder bei Linux Mint „Netzwerkeinstellungen“.

Prüfen Sie daher zuerst, ob eine Verbindung zum DSL-Router möglich ist. Dazu verbinden Sie einen PC direkt per Netzwerkkabel mit dem Router und starten Linux neu. Beides ist wichtig, damit Sie alle anderen Fehlerquellen ausschließen können. Geben Sie dann im Browser die IP-Adresse des Routers ein, oft „http://192.168.0.1“ oder „http://192.168.1.1“, bei der Fritzbox standardmäßig „http://192.168.178.1“. Wenn diese Verbindung nicht funktioniert und die Webseite des DSL-Routers nicht im Browser erscheint, ist entweder der Router falsch konfiguriert oder defekt. Weitere Fehlerquellen sind defekte Netzwerkkabel oder der Netzwerkadapter.

Wiederholen Sie den Test am besten mit einem anderen PC oder Notebook am selben Kabel. Prüfen Sie auch mit dem Ping-Befehl (-> Punkt 5), ob Sie den DSL-Router erreichen können.

4. Konfiguration des DSL-Routers prüfen

Wenn Sie die Konfigurationsseite Ihres DSL-Routers aufgerufen haben, sollten Sie die wichtigsten Einstellungen prüfen und gegebenenfalls korrigieren. Bei einer Fritzbox sehen Sie schon auf der Übersichtsseite, ob eine Internetverbindung aufgebaut wurde oder nicht. Unter „Verbindungen“ steht hinter „Internet“ dann „verbunden seit“, andernfalls „nicht verbunden.“

Konnte keine Verbindung zum Internetanbieter aufgebaut werden, prüfen Sie zuerst, ob die Anmeldeinformationen unter „Internet -> Zugangsdaten“ wirklich stimmen. Unter „System -> Ereignisse“ finden Sie außerdem Infos über die Ursache einer fehlgeschlagenen Verbindung. Der Fehler muss in diesem Fall nicht bei Ihnen liegen. Vielleicht ist gerade der Anschluss gestört. Kontaktieren Sie Ihren Internetanbieter und fragen Sie, ob eine Störung vorliegt.

DHCP-Einstellungen: Um zu prüfen, ob bei einer Fritzbox DHCP aktiv ist, aktivieren Sie zuerst die Expertenansicht. Dazu klicken Sie in der Konfigurationsoberfläche im unteren Bereich auf „Ansicht: Standard“. Gehen Sie anschließend im Menü auf „Heimnetz“, dann auf die Registerkarte „Netzwerkeinstellungen“. Klicken Sie auf „IPv4-Adressen“. Hier muss das Häkchen vor „DHCP-Server aktivieren“ gesetzt sein. Klicken Sie auf „OK“, um die Seite zu schließen. In einem eigenen Fernster sehen Sie dann eine Übersicht mit den wichtigsten IP-Einstellungen. Auf der Registerkarte „Geräte und Benutzer“ erscheinen ganz oben mit einer grünen Markierung Geräte, die aktuell mit der Fritzbox verbunden sind. Darunter stehen frühere Verbindungen. Sollte hier ein per Kabel verbundener PC auftauchen, ein anderer am gleichen Kabel aber nicht, ist der Fehler beim PC zu suchen. Das Gleiche gilt auch für WLAN-Verbindungen.

WLAN-Einstellungen: Damit eine WLAN-Verbindung klappt, müssen alle Geräte die gleiche Verschlüsselungsmethode und das im WLAN-Router eingestellte Kennwort verwenden. In der Regel sollte die als sicher geltende WPA2-Verschlüsselung aktiv sein. Bei einer Fritzbox finden Sie die Einstellung unter „WLAN -> Sicherheit“. Stellen Sie bei Ihrem PC ebenfalls WPA2 ein. Linux erkennt die Verschlüsselungsmethode normalerweise automatisch. Prüfen Sie bei der Gelegenheit auch, dass die Option „Die unten angezeigten aktiven WLAN-Geräte dürfen untereinander kommunizieren“ aktiviert ist. Wenn nicht, kommen Sie über das WLAN zwar ins Internet, können aber nicht mit anderen WLAN-Geräten kommunizieren.

5. Funktion des Netzwerks testen

Die wichtigsten Tests haben Sie in den vorherigen Punkten durchgeführt. Sie wissen jetzt, ob

Linux einen Netzwerktreiber geladen hat

der DSL-Router erreichbar ist

der Netzwerkadapter per DHCP eine IP-Nummer aus dem IP-Bereich des Routers erhalten hat.

Gibt es immer noch Netzwerkprobleme, testen Sie die Erreichbarkeit anderer Geräte im Netzwerk. Geben Sie im Terminal folgenden Befehl ein:

ping 192.168.0.1 -c 5

Die IP-Nummer ersetzen Sie durch die tatsächliche des Routers (-> Punkt 3). Sie erhalten ein Ergebnis wie

64 bytes from 192.168.0.1: icmp_seq=1 ttl=56 time=1.92 ms

Der Router hat dann auf die Ping-Anfrage reagiert. Diese Verbindung sollte in jedem Fall funktionieren, sonst könnten Sie auch die Konfigurationsoberfläche des Routers nicht im Browser aufrufen. Testen Sie dann die Verbindung zu anderen PCs, indem Sie hinter dem ping-Befehl deren IP-Adresse eintragen. Diese finden Sie entweder am jeweiligen Gerät über den Befehl ifconfig heraus oder Sie sehen im Router nach (-> Punkt 4). Auch das sollte problemlos funktionieren. Gibt ping stattdessen „Destination Host Unreachable“ oder Ähnliches aus, dann ist die Verbindung zum Router unterbrochen oder der andere PC ist nicht aktiv.

Internetverbindung: Den Internetzugang testen Sie so:

ping google.de

Wie im lokalen Netz erhalten Sie eine Antwort in der Form „64 bytes from“. Die Meldung „ping: unknown host google.de“ weist auf eine DNS-Fehlfunktion hin (Domain Name System). Mittels des Kommandos

cat etc/resolv.conf

erfahren Sie, welcher DNS-Server verwendet wird. Hier steht dann beispielsweise etwas Ähnliches wie „search lan provider.de“ oder die IP-Adresse des DNS-Servers. Einige Router funktionieren jedoch mit dieser Konfiguration nicht richtig. Bei DNS-Problemen führen Sie folgende Befehlszeile aus

sudo echo „nameserver 8.8.8.8“ >> /etc/resolvconf/resolv.conf.d/head

und starten Linux neu. Damit fragen Sie den öffentlichen DNS-Server 8.8.8.8 von Google ab.

Browserkonfiguration: Wenn ping erfolgreich ist, dann funktionieren Internetverbindung und Namensauflösung über DNS. Sollte der Browser trotzdem keine Webseiten anzeigen, prüfen Sie dessen Konfiguration. Bei Firefox gehen Sie in den „Einstellungen“ auf „Erweitert“ und die Registerkarte „Netzwerk“. Klicken Sie bei „Verbindung“ auf „Einstellungen“. Standardmäßig ist hier „Proxy-Einstellungen des Systems verwenden“ aktiviert.

Im Heimnetz sollten Sie „Kein Proxy“ aktivieren. Nur wenn Sie tatsächlich einen Proxyserver betreiben, müssen Sie die passenden Einstellungen unter „Manuelle Proxy-Konfiguration“ eintragen. Deaktivieren Sie außerdem Add-ons, die den Zugriff auf Webseiten verhindern können, beispielsweise Werbeblocker.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.