Linux-Zweitsysteme für Spezial-Einsatzzwecke

Linux-Zweitsysteme erledigen auch jenseits von Reparaturaufgaben produktive Aufgaben: Sie arbeiten als unabhängiges Surfsystem, als mobile Multimedia-Station, als portable Softwaresammlung oder als Admin-Werkzeugkoffer.

Zweitsysteme haben meistens nur eine dienende Rolle und sollen folglich schnell und schlank sein. Das gilt umso mehr, wenn sie portabel auf USB (auch 2.0) oder DVD starten sollen. Auf schlanken Systemen liegt daher der Fokus dieses Beitrags. Selbstverständlich kann ein Linux-Zweitsystem als großes Desktopsystem auch im Multiboot auf Festplatte nützlich sein, doch steht solcher Einsatz hier nicht im Zentrum.

Wenn Sie im Internet nach „lightweight linux“ oder ähnlich suchen, erhalten Sie vermutlich mehr Ergebnisse als gewünscht. Es gibt viele Linux-Leichtgewichte und das macht es schwierig, die Unterschiede und spezielle Vorzüge zu erkennen. Dieser Artikel soll die Spreu vom Weizen trennen.

Zweitsysteme: Live oder installiert

Bevor es an die Auswahl eines Zweitsystems geht, stellt sich die grundsätzliche Frage zur bevorzugten Technik:

Pure Livesysteme: Alle in der Tabelle aufgeführten Distributionen laufen als Livesystem oder ausschließlich als solches. Livesysteme bieten eine produktive Arbeitsumgebung, sind aber technisch eingefroren: Installationen und Systemveränderungen überleben keinen Neustart. Das gilt auch dann, wenn sie auf einem beschreibbaren Datenträger laufen. Typische Nur-Livesysteme benötigen daher bei jedem Start zumindest die Einstellung des deutschen Tastaturlayouts. Auch Netzkennwörter, Browsereinstellungen oder Oberflächenanpassungen gehen bei jedem Shutdown verloren. Pure Livesysteme eignen sich daher nur für den gelegentlichen Noteinsatz.

Auf USB laufen Livesysteme deutlich schneller. Zum Übertragen auf USB-Stick genügt in den allermeisten Fällen eine Rohkopie des ISO-Abbilds mit dd, gnome-disks unter Linux oder dem Win 32 Disk Imager unter Windows. In seltenen Fällen (4Mlinux, Porteus) enthalten die ISO-Abbilder keine hybride Bootausstattung, die auf DVD und USB booten kann. Dann ist es notwendig, das ISO-Abbild erst auf DVD zu brennen (Brasero, Infrarecorder) und – von dort gestartet – weiter auf USB zu installieren.

Livesysteme mit Persistenz: „Persistenz“- Speicher macht Livesysteme flexibler, indem Konfigurationsänderungen und sogar Installationen dauerhaft in eine gesonderte Datei gespeichert und beim Start eingebunden werden. Livedistributionen wie Puppy Linuxoder Porteus bringen solche Persistenz selbst mit. Alle Ubuntu-basierten Distributionen können über das Tool Unetbootin mit Persistenz aufgewertet werden. Sie müssen dazu im Unetbootin-Fenster neben der Option „Platz um Dateien zwischen Neustart zu erhalten“ nur eine MB-Angabe eintragen. 2000 bis 4000 MB sind je nach Kapazität des USB-Sticks sinnvolle bis großzügige Werte.

Installierte Zweitsysteme: Außer Tiny Core, Slax, Puppy, Porteus und Watt-OS/ Microwatt können alle in der Tabelle genannten Distributionen ordentlich installiert werden – sei es auf Festplatte oder auf USB-Stick. Auch der Live-Klassiker Knoppix bietet dies über „Knoppix –› Knoppix auf Flash kopieren“.

Solche Installation erfordert also zunächst das Schreiben des originalen ISO-Abbilds auf DVD oder USB und dann die Installation aus dem laufenden Livesystem. Ob die Installation schon als Bootoption angeboten wird oder – wie bei Knoppix – als Menüoder Desktoplink im Livesystem, unterscheidet sich je nach Distribution.

Aus unserer Sicht ist eine ordentliche Installation auf USB-Stick die komfortabelste Variante für Zweitsysteme. Das System lässt sich dann beliebig anpassen und über Updates dauerhaft aktuell halten.

Extreme: Von Microwatt und Slax zu Knoppix

Wie unterschiedlich das Prinzip „Zweitsystem“ interpretiert werden kann, zeigen die folgenden Extreme:

Microwatt ist ein winziges Ubuntu-Derivat, das nur die Hotkeys für Browser, Terminal und Dateimanager am Desktop anzeigt. Die Hilfeseite („h“ im Terminal) bietet Orientierung für etliche weitere Optionen. Die XFCE-Leiste kann manuell gestartet werden und somit ein normales Menü anbieten. Programme starten im Vollbild, bei Multitasking teilt der einfache i3-Fenstermanager die Fenster in vertikale Spalten. Für normale Anwender dürfte das Konzept zu puristisch ausfallen. Das alternative Watt-OSaus gleicher Hand ist ein Ubuntu-Derivat mit LXDE-Desktop, das bedienerfreundlicher ausfällt, aber keine wesentlichen Vorteile zum Lubuntu-Original erkennen lässt. Slax Linux ist an Reduktion schwer zu überbieten. Es gibt nur Chromium, VLC, Editor, Rechner, Dateimanager und Terminal. Das schmale Angebot ist aber hübsch aufbereitet wie bei einem Smartphone-Homescreen. Noch einfacher als diese Menüanzeige ist der Rechtsklick auf den Desktop, der ein Menü mit diesen Programmen sowie Optionen für Tastatur, Auflösung und Shutdown anbietet. Für Anwender, die nur Browser und VLC brauchen, ist Slax eine schnelle und attraktive Lösung.

Knoppix wird nur noch in der DVD-Ausgabe gepflegt (ISO mit 4,4 GB), die kleine CD-Ausgabe (700 MB) ist veraltet. Das System versteht sich als schlanker Programmstarter für jegliche Open-Source-Prominenz und bedient dabei sowohl Gnome- wie KDE-affine Anwender. Folglich finden sich diverse Dateimanager, Browser, Mailclients, Bildviewer oder Mediaplayer. Libre Office, Tools, Spiele – alles ist an Bord. Das macht Knoppix unübersichtlich bis konfus. Aber wer bei seinem Zweitsystem sichergehen will, im Falle des Falles alles an Bord zu haben, ist mit Knoppix bestens versorgt.

Live-Spezialisten: Die Puppy-Varianten

Puppy-Varianten , egal ob auf Basis Ubuntu (Xenial, Quirky) oder Slackware (Slacko), bringen auf typischerweise nur 200 bis 350 MB großen ISO-Abbildern kaum glaubliche Software unter, haben einen RAM-Eigenbedarf von nur 60 bis 150 MB und booten fix. Die reinen Livesysteme bieten ein eigenes Persistenzkonzept für Anpassungen und Nachinstallationen. Sie sind aber relativ komplex und befragen Sie mit einer Armada von englischsprachigen Dialogen, die man tatsächlich lesen und verstehen sollte.

Für eine optimale Einrichtung auf USB-Stick sollten Sie zunächst das gewählte ISO-Abbild (vorzugsweise Puppy Xenial) auf CD brennen und dann im laufenden Livesystem mit dem „Puppy [Universal] Installer“ weiter auf USB-Stick transferieren. Puppy begrüßt Sie mit dem Dialog „Quick Setup“. Auf beschreibbarem USB-Stick lohnt es sich, alles sorgfältig einzustellen und im Puppy-Paketmanager das „langpack_de“ oder weitere Software nachzuinstallieren. Wenn Sie später Puppy zum ersten Mal herunterfahren („Exit“ im Hauptmenü), erscheint „Erstmals: Sitzung speichern“. Antworten Sie in jedem Fall mit „Speichern“ (oder „Ja“, „Yes“). Danach legt das System den Speicherbereich an, kopiert die bereits angefallenen Daten und fährt herunter. Bei späteren Puppy-Starts entfallen störende Bremsen wie „Quick-Setup“ und „First shutdown“. Software-Nachinstallationen sind über den „Puppy Package Manager“ schnell und einfach.

Spezialisierte Surfsysteme

Jedes Live- und Zweitsystem bringt Sie ins Internet. Es gibt aber neben dem speziellen Tails, das im vorangehenden Artikel beschrieben ist, weitere Webspezialisten.

Peppermint-OS (1,2 GB) bietet auf Ubuntu-Basis deutlich mehr Internet als nur den Chromium-Browser: Google Drive, Google Mail, Dropbox, Pixlr, Bittorrent sind allesamt vorbildlich integriert. Für die Desktopintegration weiterer Webapps wie Facebook oder Instagram gibt es ein Extratool mit dem Namen „Ice“. Außerdem gelingt es der Distribution, den ansehnlichen XFCE-Desktop auf Diät zu setzen, was das System gegenüber einem Xubuntu deutlich verschlankt. Ungeachtet seines Webfokus lässt sich Peppermint über die Ubuntu-Quellen zu einem Allzweck-Zweitsystem-Desktop erweitern, nachdem das System aus dem Livebetrieb auf einen USB-Datenträger installiert ist.

Porteus Desktop sowie das darauf basierende LinuxWelt-Surfsystem sind auf den schnellen Internetzugang spezialisiert. Porteus ist schnell genug, um auch auf optischen Medien flott zu booten und zu arbeiten. Wer das System noch handlicher und schneller nutzen will, kann es aus dem laufenden Betrieb über das Menü „Systemwerkzeuge –› Porteus Installer“ auf USB übertragen. Dabei wird das root-Passwort abgefragt („toor“). Porteus ist mit USB 2.0 jederzeit flüssig zu bedienen, mit USB 3.0 ist es richtig schnell mit Bootzeiten unter 20 Sekunden und Browserstarts von zwei, drei Sekunden.

In der LinuxWelt-Edition besitzt Porteus einen deutschsprachigen Desktop und deutsches Tastaturlayout. Als Browser stehen die ebenfalls deutschsprachigen Firefox und Chromium zur Auswahl. Trotz des komfortablen Mate-Desktops eignet sich Porteus aufgrund spartanischer Software nicht zum Allzwecksystem.

Porteus Kiosk ist ein reduziertes Porteus mit Firefox oder Chrome im ausschließlichen chen Kioskmodus ohne jeden Systemzugriff. Alle Browser- und Systemeinstellungen müssen vorab im Kiosk-Installer erledigt werden, den Sie mit dd oder dem Win 32 Disk Imager auf USB schreiben und damit das eigentliche System einrichten. Der Installer fragt Browser, Netzadapter und diverse Browser- und Systemeinstellungen ab und schreibt dann das maßgeschneiderte System auf den Zieldatenträger – vorzugsweise einen USB-Stick.

Exoten: 4M-Linux oder Bodhi Linux

Exotische oder allzu minimalistische Systeme treffen meist nicht Geschmack und Anspruch normaler PC-Nutzer. Das gilt für das oben angesprochene Microwatt ebenso wie für Tiny Core und die beiden folgenden Kandidaten:

Bodhi Linux ist Ubuntu-basiert, aber ungleich schneller und kleiner. Das modulare System kommt je nach Ausstattung mit 140 bis 250 MB RAM aus, ist ein Schnell-Booter und auch auf dem Desktop frappierend fix. Damit ist es technisch ein idealer Kandidat für ein USB-Zweitsystem, zumal die Einrichtung über den Ubuntu-Installer nicht schwerfällt. Der eigenwillige Desktop Moksha ist aber mindestens gewöhnungsbedürftig. Die entscheidende Konfigurationszentrale ist im Menü über „Einstellungen –› Einstellungskonsole“ zu erreichen („Settings –› Settings Panel“). Ein erster wesentlicher Gang führt hier nach „Language“. Falls diese Kategorie fehlt, muss sie unter „Extensions –› Modules –› Settings“ erst noch nachgeladen werden. Dies erweitert die Einstellungskonsole dann um den neuen Punkt „Language“, wo Sie wiederum die Oberfläche nach Deutsch umstellen. Die sehr spartanische Software können Sie bei einem installierten Bodhi über „Applications –› System Tools –› Bodhi AppCenter“ ergänzen.

4M-Linux ist kein Boot-Sprinter, liefert aber dann mit kaum 120 MB Footprint einen vollständigen Desktop (JWM-Fenstermanager) mit Menü, Systemleiste, Conky-Monitor und Starterdock aus. Es läuft sogar auf DVD agil. Allerdings fehlen Standardprogramme wie ein moderner Browser (nur das spartanische Links). Ein genereller Paketmanager, dies zu korrigieren, ist nicht in Sicht, jedoch kann eine begrenzte Softwareauswahl über das Menü „Extensions“ nachinstalliert werden (u. a. Browser, Libre Office, Filezilla, VLC). Damit lässt sich 4MLinux zu einem Produktivsystem ausbauen. Der eigentliche Grund, 4M-Linux via DVD zu nutzen oder sogar auf USB zu installieren, liegt aber ganz woanders: Unter „Mystery“ finden sich Spieleklassiker wie Doom, Heretic oder Quake.

Schlanke Allzweckdistributionen

Praktisch jedes namhafte Desktop-Linux bietet heute ein Livesystem und erst recht lässt sich jedes Linux ordnungsgemäß auf USB installieren. Trotzdem wäre für ein Zweitsystem auf USB ein anspruchsvoller Gnome- oder KDE-Desktop kontraproduktiv. Unsere Tabelle „Schlanke Linux-Zweitsysteme“ nennt daher auch bei Allzwecksystemen nur sparsame Distributionen.

Die Auswahl ist letztlich Geschmackssache: Kandidaten wie Lubuntu, Xubuntu, LXLE, Sparky Linux, ferner auch die etwas antiquiert wirkenden Distributionen Kanotix, Antix oder Q4-OS nehmen sich hinsichtlich klassischer Bedienerführung und Ressourcenverbrauch nicht viel. Das auffällig schlanke Trisquel Mini und das für diese Gewichtsklasse eher anspruchsvolle Linux Lite fallen etwas aus der Reihe.

Explizit erwähnen wir zum Schluss zwei attraktive Kandidaten, die nicht jeder Linux-Nutzer auf dem Zettel hat:

Bunsenlabs „Helium“ startet auf einem USB-3.0-Stick in 15 Sekunden zum Anmeldefenster. Das System ist eine schlichte Schönheit und nutzt als Basis Debian 9 sowie den einfachen Fenstermanager Openbox. Statt eines Hauptmenüs gibt es nach Rechtsklick auf den Desktop ein ausklappendes Textmenü. Die schmale Softwareausstattung ist über apt im Terminal erweiterbar. Die wichtigsten Systemanpassungen finden Sie unter „Preferences –› Openbox –› GUI Config Tool“ sowie „Preferences –› Appearence“.

Mit Raspbian x86 wurde das schlanke Raspberry-Debian auf die x86-Architektur umgeschrieben. Das System startet auf USB-3.0-Stick in 17 Sekunden zum pragmatischen LXDE-Desktop. Die Bedienung ist klassisch einfach und die mitgelieferte Standardsoftware genügt für produktives Arbeiten. Optisch kann Raspbian locker mit Knoppix oder den oben genannten Kandidaten Lubuntu & Co. mithalten. Für Nachinstallationen dient ein grafischer Paketmanager oder apt im Terminal.

Clonezilla: Sichern und Klonen

Clonezilla erstellt Backups von Partitionen und Festplatten und stellt diese bei Bedarf wieder her. Das empfiehlt sich für die Sicherung von anspruchsvollen Systemen, auf denen eine Neuinstallation deutlich mehr Aufwand verursacht als eine Wiederherstellung mit Clonezilla. Das Livesystem lässt sich mit etwa Unetbootin auf USB-Stick kopieren. Clonezilla hat eine einfache textbasierte Bedienerführung. Sie navigieren hier mit Cursortasten und Tab-Taste und bestätigen mit der Eingabetaste. Für ein Imagebackup wählen Sie „deviceimage“ und danach „local_dev“ und geben dann die Quellfestplatte und danach das Verzeichnis an, wo Sie das Abbild speichern wollen. Eine Image-Wiederherstellung läuft entsprechend ab. Hier wählen Sie Sie „restoredisk“, danach die gewünschte Backupdatei und die Zielfestplatte. Die direkte Übertragung von Platte zu Platte ist mit der Option „device-device“ ebenfalls möglich.

Clu Linux Live: MC statt Maus

Ja – das gibt es noch: ein gut ausgestattetes Linux-Livesystem ohne grafischen Desktop. Beim Start von Clu Linux sind vier Fragen zu beantworten, erstens nach dem (root-) Kennwort, ferner ob alle lokalen Laufwerke gemountet und ob Samba- und SSH-Server aktiviert werden sollen. Diese Entscheidungen sind alles andere als grundlos, denn wenn Sie allem zustimmen, sind sämtliche Laufwerke des darunterliegenden Rechners automatisch im Windows-Netz und via SSH freigegeben (mit dem angegebenen root-Kennwort und über die IP-Adresse). Eventuelle Datenrettung erfordert daher gar kein Terminal unter Clu Linux, sondern läuft bequem über Samba oder SSH im Netz. Am System selbst sind alle typischen Kommandotools vorrätig, nicht zuletzt der Midnight Commander, der seinerseits als SSH-Client auf Linux-Rechner zugreifen kann. Clu Linux bootet nur von CD/DVD, kann aber als Bestandteil eines Multiboot-Sticks auf USB kopiert werden (etwa mit „Multiboot USB Live“ unten).

Libre Elec: Das Mediencenter

Für das Mediencenter Kodi (XBMC) gibt es eine Reihe von Linux-Distributionen, um die Software auf einem unabhängigen System zu starten. Eine schlanke Variante für zahlreiche Platinenrechner, aber auch für x86-PCs, ist Libre Elec (aktuell 9.0), das ein kleines „USB-SD Creator“-Tool für alle Plattformen anbietet. Das Tool holt das gewünschte Installerimage aus dem Netz und schreibt es auf USB oder SD-Karte. Nach dem Booten dieses Images kopiert der Installer das System auf einen zweiten, endgültigen USB-Stick. Eine Installation auf interne Festplatten ist nicht vorgesehen.

Kodi auf Libre Elec & Co. hat eine Doppelrolle: Primär ist es eine Wiedergabestation, das alle Medien (Bild, Audio, Film, TV) attraktiv präsentiert und abspielt – etwa via HDMI am TV-Gerät. Dabei kann es nicht nur lokale Medien, sondern auch Samba- und UPnP-Server in die Medienbibliothek einbinden und abspielen. Umgekehrt arbeitet Kodi nach Aktivieren dieser Dienste („Einstellungen –› Dienste“) auch als Samba- und UPnP-Server, auf den andere Netzwerkgeräte zugreifen können.

Das Einbinden in die Medienbibliothek geschieht über „Videos –› Dateien –› Videos hinzufügen –› Durchsuchen“ (und analog für „Bilder“ und „Musik“). Hier wählen Sie als Quelle beispielsweise „Root-Dateisystem“ und danach „/media“, doch sind als Quellen auch Netzwerkfreigaben oder UPnPGeräte vorgesehen.

Multiboot USB Live: Spezialwerkzeug

Das eng spezialisierte Projekt unter ein Debian mit Gnome 3, um nur eine Aufgabe zu erledigen – das Einrichten von Multiboot-USB-Laufwerken. Ähnliches leistet das Tool Multisystem unter jedem Linux, das Tool Yumi unter Windows. Allerdings nutzt nicht jeder parallel Windows und Multisystem hat eine sehr gewöhnungsbedürftige Bedienerführung. Hier kommt dieses Livewerkzeug ins Spiel, das (nur) von DVD bootet und gleich die Software „MultibootUSB“ lädt. Beim eingelegten Stick muss unter „Select USB disk“ die Partition „/dev/sd[x]1“ gewählt werden (nicht das Gerät „/dev/sd[x]“), unter „Select image“ und „Browse“ geht es dann von ISO-Image zu ISO-Image, das jeweils mit „Install distro“ (Fenster unten rechts) auf das Laufwerk geschrieben wird. Bei Debian/ Ubuntu-Systemen können Sie im Fenster links optional einen persistenten Speicherbereich festlegen. Der spätere Bootscreen zeigt alle Livesysteme in der Reihenfolge der Einrichtung. Nicht alle Systeme booten zuverlässig, Debian/Ubuntu-basierte jedoch immer.

Super Grub2 Disk: Ein Muss!

Die Super Grub2 Disk ist ein unentbehrlicher Boothelfer. Für Bootprobleme mit Grub sind meistens fehlerhafte Partitionierungen bei der Installation oder die typische Grub-Entsorgung durch Windows-Installationen verantwortlich. Super Grub2 Disk durchforstet mit „Detect and show boot methods“ alle Datenträger nach Linux-Systemen, zeigt danach deren Liste und startet das ausgewählte System. Die Reparatur der Grub-Umgebung findet dann typischerweise mit

sudo grub-install –recheck /dev/sda

sudo update-grub

im wiederbelebten System statt. Das bootfähige Super Grub2 Disk hat nur etwa 20 MB Größe und lohnt gewiss keinen eigenen USB-Stick: Das Tool startet auf Heft- DVD unter „Extras und Tools“.

Volumio: Die Soundstation

Volumio ist eine Musikstation, kein Musikserver. Das heißt, es spielt auf seinem lokalen Gerät die Musik ab, liefert aber keine Medien an andere Geräte. Jedoch ist es über das Netzwerk von jedem Smartphone, Tablet, PC zu bedienen. Mehr als ein Browser ist nicht nötig, um die Musikstation über die Adresse volumio local (oder mit IPv4-Adresse) zu steuern. Mit identischer Oberfläche kann es auch direkt am Gerät konfiguriert und bedient werden. Volumio x86/x64 ist für ungenutzte Altgeräte mit brauchbarem Soundchip im Dauerbetrieb interessant oder auch als transportable Soundstation auf USB-Festplatte (bootfähiges Volumio inklusive Musiksammlung).

Das ursprünglich für den Raspberry konzipierte System gibt es unter volumio org auch für x86-Architektur (PC, Notebook). Der ZIP-Download kann nach dem Entpacken mit den üblichen Werkzeugen (Etcher, Gnome-Disks, dd oder Win 32 Disk Imager) auf USB transferiert werden.

Die Oberfläche ist äußerst einfach und übersichtlich: Das Attribut „intuitiv“ wird gerne inflationär genutzt, trifft hier aber tatsächlich zu. Das Zahnrad-Control rechts oben führt zu den System- und Basiseinstellungen, bietet dort auch die Option „Herunterfahren“ und unter „System“ eine Installation auf Festplatte. Der Punkt „Meine Musik“ verwaltet die internen Laufwerke oder Netzfreigaben der Musikquellen. Auswahl und Abspielen der Musik erfolgen mit den drei großen Schaltflächen am unteren Bildschirmrand – „Durchsuchen“, „Wiedergabe“ und „Warteschlange“.

Neben den eigenen Quellen sind auch Web-Radiostationen integriert. Volumio kann auch große Musikbibliotheken performant verwalten und ästhetisch überzeugend präsentieren.

Voyager Live: Für Desktopästheten

Der Name „ Voyager Live “ ist irreführend beziehungsweise nicht technisch gemeint, da es sich um ein normal installierbares Desktop-Ubuntu handelt (18.04 LTS). Allerdings macht das aus Frankreich stammende System aus dem Desktopklassiker XFCE eine beeindruckend hübsche, zugleich funktionale und reaktionsschnelle Oberfläche: Hunderte von Wallpapern, Dutzende von Farbthemen, moderne Iconsets inklusive Farbwechsler, Dutzende von Desktopconkys zur Darstellung von Infos sind per Klick geändert. Ferner gibt es neben der Systemleiste drei weitere, sich versteckende Leisten an jedem Bildschirmrand, wobei es sich in einem Fall um das bekannte Plank-Dock handelt. Für ein Drop-Down-Terminal ist ebenso gesorgt wie für eine moderne Gnome- ähnliche Arbeitsflächenauswahl. Die meisten der Distributionsspezialitäten sind über die „Voyager Box“ zu erreichen, die nach Rechtsklick als einer der Kontextoptionen auftaucht.

Obwohl Voyager Live an manchen Ecken nur bekannte Komponenten zusammenbaut, garantiert der Ubuntu-Ableger Desktopspaß vom ersten Mausklick an.

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