Windows mit Virtualbox in Linux nutzen – so geht’s

Virtualisierung ist eine Lösung, wenn Sie auf Linux umsteigen, aber auf Windows-Anwendungen nicht verzichten können. Mit Virtualbox richten Sie virtuelle Maschinen ein und nutzen Windows bei Bedarf.

Für die meisten Nutzer ist die Softwareausstattung eines Linux-Systems ausreichend. Der Bürobereich ist mit Libre Office abgedeckt, für das Internet gibt es Firefox oderGoogle Chrome und Grafikdateien lassen sich mit Gimp bearbeiten. Einige Bereiche werden von den Linux-Distributionen jedoch nur unzureichend oder gar nicht abgedeckt. Wer es beispielsweise gewohnt ist, mit Adobe Photoshop zu arbeiten, dem reicht der Funktionsumfang von Gimp wahrscheinlich nicht aus, und wer eine Anwendung für die Steuererklärung benötigt, findet dafür nur Windows-Programme.

Für Linux-Nutzer ist Virtualisierung meist die beste Methode, um Windows-Programme unter Linux zu verwenden. Sie können Windows beziehungsweise das gewünschte Programm ohne Neustart unter Linux nutzen und der Zustand eines virtuellen PCs lässt sich leichter sichern und wiederherstellen als bei einer Parallelinstallation. Der Nachteil: In einem virtuellen PC steht Ihnen nicht die volle Leistung der Hardware zur Verfügung. Deutlich spürbar ist das aber nur bei wenigen Programmen wie Videoeditoren oder Spielen.

Der Schwerpunkt des Artikels liegt auf der gelegentlichen Windows-Nutzung, für die nicht unbedingt eine Windows-Lizenz vorhanden sein muss. Wer Windows nur einmal im Jahr für die Steuererklärung benötigt, kann eine zeitlich begrenzte Testversion von Microsoft verwenden. Die läuft zwar nach 90 Tagen ab, lässt sich aber in einem virtuellen PC schnell wiederbeleben.

1. Was Virtualisierung leisten kann

Betriebssysteme greifen über Treiber direkt auf die Hardware im PC zu und nutzen den Prozessor in der Regel exklusiv. Virtualisierungssoftware wie Virtualbox bildet eine Abstraktionsschicht zwischen Hardware und weiteren Betriebssystemen. Damit lassen sich virtuelle Festplatten, Netzwerk-, Audio und Grafikadapter realisieren. Aus Sicht eines Betriebssystems, das unter Kontrolle einer Virtualisierungssoftware läuft (Gastsystem), wird ein echter PC mit allen erforderlichen Komponenten nachgebildet. Die virtuelle Hardware unterscheidet sich jedoch von der tatsächlichen Hardware im PC. Während das herkömmlich installierte System (Hostsystem) beispielsweise einen Grafikadapter von Intel auf der Hauptplatine erkennt, sieht das Gastsystem das virtuelle Gerät „Virtualbox Graphics Adapter“.

Die virtuelle Hardware ist so ausgelegt, dass Gastsysteme möglichst keine zusätzlichen Treiber benötigen. Windows und auch Linux funktionieren daher nach der Installation auf Anhieb. Virtualbox stellt jedoch zusätzliche Treiber bereit, mit denen sich beispielsweise die Grafikleistung verbessern lässt (siehe Punkt 6).

2. Voraussetzungen für Virtualbox

Der Hersteller Oracle nennt für die Virtualisierungssoftware keine besonderen Voraussetzungen, außer dass die CPU ab Version 5.1.23 SSE2 (Streaming SIMD Extensions 2) unterstützen muss. Das sollte bei allen CPUs der Fall sein, die nach dem Jahr 2000 erschienen sind (ab Pentium 4 oder Athlon 64). 64-Bit-CPUs bieten grundsätzlich SSE2.

Bei Virtualbox erfolgt die Virtualisierung hauptsächlich per Software, eine Hardwareunterstützung ist nicht in jedem Fall erforderlich. In der Regel steckt in Ihrem Rechner eine 64-Bit-CPU und Sie haben ein 64-Bit-System installiert. Hier muss die Hardwarevirtualisierung aktiviert sein, damit sich 32-sowie 64-Bit-Gastsysteme starten lassen. Prozessoren unterstützen diese Funktion seit etwa 2006, bei einigen Computern ist sie jedoch im Bios abgeschaltet. Auf 32-Bit Systemen lassen sich in Virtualbox nur 32-Bit-Systeme starten.

Genauen Aufschluss über die Fähigkeiten der CPU zeigt unter Linux folgende Befehlszeile in einem Terminalfenster:

egrep -c ‚(svm|vmx)‘ /proc/cpuinfo

Wenn Sie in der Ausgabe einen Wert größer „0“ sehen, dann unterstützt der Prozessor Virtualisierungsfunktionen. Bei einem Intel Core i7 beispielsweise lautet das Ergebnis „8“, weil alle acht Prozessorkerne Intel-VT unterstützen. Mit

cat /proc/cpuinfo

können Sie sich auch die komplette Liste der CPU-Eigenschaften anzeigen lassen. Die Werte „vmx“ beziehungsweise „svm“ tauchen hinter „flags:“ auf. Erscheint in der Ausgabe dagegen „0“, sehen Sie im Bios/Firmwaresetup nach, ob sich AMD-V oder Intel-VT („vt-x“, „Intel Virtualization Technology“) aktivieren lässt. Manchmal gibt es auch Optionen für „AMD-Vi“ beziehungsweise bei Intel „Vt-d“. Wenn vorhanden, aktivieren Sie diese ebenfalls. Dahinter verbirgt sich die I/O-Virtualisierung („Input/Output“), über die sich der Datenaustausch mit Netzwerkadaptern, Grafikchips und Festplattencontrollern beschleunigen lässt.

Von den genannten Einschränkungen abgesehen, läuft Virtualbox auf jedem Computer. Eine schnelle CPU und ausreichend Speicher (acht GB und mehr) sorgen dafür, dass Betriebssysteme und Anwendungen in virtuellen Maschinen flüssig laufen.

Die Konfiguration von Microsoft-VMs

Die virtuellen Maschinen von Microsoft (siehe Punkt 7) enthalten ein englischsprachiges Windows. Das ist bei einigen deutschsprachigen Anwendungen ungünstig, weil diese mit Einstellungen für die Region „Deutschland“ rechnen (Währung, Dezimaltrennzeichen, Datumsformat und Ähnliches). Die Sprache lässt sich über die „Einstellungen“ ändern (Win-I). Gehen Sie auf „Time & Language –› „Region & language“. Stellen Sie unter „Country or region“ als Land „Germany“ ein. Klicken Sie weiter unten im Fenster auf „Add a language“ und wählen Sie „Deutsch (Deutschland)“. Klicken Sie auf „Next“ und dann auf „Install“. Starten Sie Windows nach der Installation der Sprachdateien neu.

Standardmäßig gibt es ein Administratorkonto mit der Bezeichnung „IEUser“ und Passwort „Passw0rd“ (mit Zahl „0“). Beim Systemstart erfolgt die Anmeldung automatisch. In den „Einstellungen“ lässt sich das Passwort unter „Konten –› Anmeldeoptionen“ ändern. Über „Konten –› Familie & weitere Kontakte“ können Sie ein weiteres Konto mit einem selbst gewählten Benutzernamen für die Anmeldung erstellen.

3. Virtualbox installieren

Die OSE-Version (Open Source Edition) von Virtualbox lässt sich bei fast allen Linux-Distributionen über das Paketmanagement installieren. Ubuntu 18.04 richtet dabei die Version 5.2.18 ein. Aktuell war bei Redaktionsschluss allerdings bereits die Version 6.0.4.

Für die meisten Anwender ist es jedoch praktischer, die Downloadquelle von Virtualbox in die Paketverwaltung einzubinden. Sie erhalten dann automatisch Updates, sobald diese verfügbar sind. Bei Debian-basierenden Systemen wie Ubuntu oder Linux Mint öffnen Sie ein Terminalfenster und führen folgende zwei Befehlszeilen aus:

wget -q https://www.virtualbox.org/download/oracle_vbox_2016.asc -O- | sudo apt-key add –

wget -q https://www.virtualbox.org/download/oracle_vbox.asc -O- | sudo apt-key add –

Damit importieren Sie den Oracle-Schlüssel in die Liste der vertrauenswürdigen Softwareanbieter. Danach starten Sie diese drei Kommandos:

sudo sh -c „echo deb http://download.virtualbox.org/virtualbox/debian bionic contrib > /etc/apt/sources.list.d/virtualbox.list“

sudo apt update

sudo apt-get install dkms virtualbox-6.0

Ersetzen Sie „bionic“ (Ubuntu 18.04/Linux Mint 19) durch den Codenamen der gewünschten Distribution. Wenn Sie diesen nicht kennen, sehen Sie in der Datei „/etc/lsb-release“ nach. Fügen Sie den Benutzer, der Virtualbox verwenden sollen, zur Gruppe „vboxusers“ hinzu:

sudo adduser [User] vboxusers

Ersetzen Sie den Platzhalter „[User]“ durch den Log-in-Namen des Benutzers. Wiederholen Sie die Befehlszeile für alle gewünschten Benutzer. Melden Sie sich bei Linux ab und wieder an oder starten Sie das System neu.

4. Windows-Installationsmedium besorgen

Für die Windows-Installation benötigen Sie die ISO-Datei des Installationsmediums. Im Prinzip können Sie jede Windows-Version verwenden, wenn Sie dafür einen bisher ungenutzten Produktschlüssel besitzen. Andernfalls greifen Sie zur Demoversion von Windows 10 Enterprise, die sich automatisch aktiviert und 90 Tage lang ohne Einschränkungen nutzen lässt. Danach installieren Sie das System in der virtuellen Maschine neu oder Sie setzen den Zustand auf einen vor der Aktivierung gespeicherten Sicherungspunkt (siehe Punkt 7).

Auf der Downloadseite wählen Sie „ISO – Enterprise“. Nach einem Klick auf „Weiter“ müssen Sie ein Formular mit persönlichen Informationen ausfüllen. Danach stellen Sie die Sprache ein und wählen zwischen „32 Bit“ und „64 Bit“. In der Regel sollten Sie die 64-Bit-Version verwenden, weil darunter 32-und 64-Bit-Anwendungen laufen. Die 32-Bit-Version benötigt weniger Platz auf der Festplatte und läuft etwas schneller. Setzen Sie diese jedoch nur ein, wenn sichergestellt ist, dass Sie keine 64-Bit-Programme benötigen.

Vorinstallierte virtuelle Maschinen: Hier stellt Microsoft virtuelle Maschinen für Virtualbox kostenlos bereit. Die englischsprachigen Installationen basieren auf Windows 7, 8.1 oder 10. Die Sprache lässt sich auf Deutsch umstellen (siehe Kasten „Die Konfiguration von Microsoft-VMs“), was einige Downloads und damit etwas Zeit erfordert. Windows ist aktiviert und damit für 90 Tage voll funktionsfähig. Wie Sie die heruntergeladene Datei in Virtualbox einbinden, lesen Sie in Punkt 7.

5. Windows in einer virtuellen Maschine einrichten

Nach dem Start von Virtualbox gehen Sie im Menü auf „Maschine –› Neu“. Ein Assistent führt Sie durch die Einrichtung.

Schritt 1: Vergeben Sie hinter „Name:“ eine Bezeichnung wie beispielsweise „Win 10 Enterprise“. Hinter „Typ“ wählen Sie „Microsoft Windows“ und hinter „Version“ das gewünschte System, beispielsweise „Windows 10“. Bei Version stellen Sie „Windows 10 (32-Bit)“ oder „Windows 10 (64-Bit)“ ein, je nach der Variante, die Sie installieren wollen.

Schritt 2: Im nächsten Schritt stellen Sie den in der virtuellen Maschine verfügbaren Hauptspeicher ein. Für Windows 10 mit 64 Bit schlägt Virtualbox 2048 MB RAM vor. In der Regel ist das ausreichend, Sie können aber auch einen etwas höheren Wert einstellen. Zu viel Speicher sollten Sie nicht angeben, weil sonst die Leistung des Hostsystems leidet.

Schritt 3: Im Dialog „Platte“ belassen Sie die Option „Festplatte erzeugen“ und klicken auf „Erzeugen“. Als Dateityp wählen Sie „VDI (Virtual Box Disk Image)“. „VHD“ und „VMDK“ sind die Standard-Dateitypen der Virtualisierungssoftware Microsoft Hyper-V beziehungsweise Vmware. Verwenden Sie diese, wenn Sie die virtuelle Festplatte später mit diesen Programmen verwenden möchten.

Nach einem Klick auf „Weiter“ wählen Sie „dynamisch alloziert“, wenn die Datei der virtuellen Festplatte dynamisch bis zur maximal angegebenen Größe wachsen soll. Die Erstellung geht dann schneller und belegt erst einmal weniger Platz auf der physischen Festplatte. Bei „feste Größe“ wird der Platz hingegen komplett belegt und die Erzeugung dauert länger. Dafür läuft das System in der virtuellen Maschine etwas schneller.

Nach einem Klick auf „Weiter“ geben Sie die Größe der virtuellen Festplatte an. Wie groß diese sein sollte, hängt von der geplanten Nutzung ab. Für Windows, Updates und ein paar Anwendungen genügen 50 GB. Wenn Sie viel Software installieren oder mit Ntlite (siehe Punkt 8) arbeiten wollen, wählen Sie einen deutlich größeren Wert. Klicken Sie auf „Erzeugen“.

Schritt 4: Sie sehen jetzt wieder das Hauptfenster von Virtualbox mit einer Übersicht der Konfiguration. Klicken Sie in der Symbolleiste auf „Ändern“ und gehen Sie auf „Massenspeicher“. Klicken Sie auf das CD/DVD-Symbol („leer“) und dann rechts im Fenster auf das CD-Icon mit dem Pfeil. Geben Sie über „Datei für virtuelles CD/DVD-Medium auswählen…“ den Speicherort der Windows-ISO-Datei an. Unter „Netzwerk“ können Sie die Konfiguration des Netzwerkadapters ändern. Standardmäßig ist hinter „Angeschlossen an“ die Option „NAT“ eingestellt. Die virtuelle Maschine hat dann Internetzugriff, sieht aber nichts vom lokalen Netzwerk. Um das zu ändern, stellen Sie „Netzwerkbrücke“ ein. Klicken Sie auf „OK“, um die Einstellungen zu speichern.

Schritt 5: Klicken Sie auf „Starten“. Im Fenster erscheint nach kurzer Zeit der Bildschirm des Windows-Setups. Folgen Sie einfach den Anweisungen des Assistenten. Im Fenster „Wählen Sie eine Installationsart aus:“ klicken Sie auf „Benutzerdefiniert: nur Windows installieren (für fortgeschrittene Benutzer)“ und danach auf „Weiter“. Es beginnt die erste Phase der Windows-Installation, in der das Setupprogramm Dateien vom Installationsmedium auf die Festplatte kopiert. Danach startet Windows zweimal neu und führt die Grundkonfiguration durch.

Die zweite Phase beginnt mit dem Bildschirm „Willkommen“ und führt dann zum Bildschirm „Zuerst die Region. Ist sie richtig?“. Zu diesem Zeitpunkt ist Windows 10 noch nicht aktiviert, es gibt noch keine persönlichen Einstellungen und kein Benutzerkonto.

Wichtig: Sichern Sie jetzt den Zustand über „Maschine –› Sicherungspunkt erstellen“. Wenn der Testzeitraum von Windows 10 Enterprise abgelaufen ist, stellen Sie diesen Sicherungspunkt wieder her und beginnen mit einem frischen System, das Sie erneut 90 Tage lang ausprobieren können (siehe Punkt 7).

Microsoft bevorzugt die Anmeldung mit einem Microsoft-Konto, was Sie aber per Klick auf „Stattdessen der Domäne beitreten“ umgehen können. Dabei wird ein lokales Konto erstellt, über das Sie auch auf Windows-oder Samba-Freigaben im eigenen Netzwerk zugreifen können. Beantworten Sie die weiteren Fragen des Assistenten, bis das Windows-Setup abgeschlossen ist.

Eine virtuelle Maschine müssen Sie nach der Verwendung nicht herunterfahren. Schließen Sie einfach das Fenster und aktivieren Sie die Option „den Zustand der virtuellen Maschine speichern“. Per Klick auf „Starten“ setzen Sie später Ihre Arbeit an der Stelle fort, an der Sie aufgehört haben.

Hinweis: Der Mauszeiger ist – ohne Gasterweiterungen (siehe Punkt 6) – im Fenster gefangen. Sie bekommen ihn wieder frei, indem Sie die Strg-Taste rechts auf der Tastatur drücken.

6. Gasterweiterungen installieren

Die Leistung eines virtuellen PCs lässt sich über die Gasterweiterungen verbessern, welche Treiber etwa für die Maus und den virtuellen Grafikadapter enthalten. Zur Installation gehen Sie im Fenster der virtuellen Maschine auf „Geräte –› Gasterweiterungen einlegen“.

Öffnen Sie das DVD-Laufwerk im Windows-Explorer, starten Sie „VboxWindowsAdditions“ und folgen Sie den Anweisungen des Assistenten. Starten Sie Windows zum Abschluss neu.

Nach einem Neustart des Gastsystems stehen Ihnen jetzt weitere Funktionen zur Verfügung. Sie können beispielsweise eine höhere Bildschirmauflösung nutzen – einfach, indem Sie das Fenster der virtuellen Maschine größer ziehen. Der Mauszeiger wandert automatisch ins Hostsystem, wenn Sie ihn aus dem Fenster bewegen. Aktivieren Sie unter „Geräte –› Gemeinsame Zwischenablage“ die Option „bidirektional“, damit sich Textinhalte und Bilder über die Zwischenablage zwischen Gast-und Hostsystem austauschen lassen.

7. Virtuelle Maschinen ex-und importieren

Virtuelle Maschinen lassen sich über „Datei –› Appliance exportieren“ in einer OVA-Datei speichern. Diese enthält die Konfiguration und die virtuellen Festplatten. Über „Datei –› Appliance importieren“ können Sie aus einer OVA-Datei wieder eine virtuelle Maschine erzeugen. Das ist nützlich, wenn Sie eine virtuelle Maschine auf einen anderen PC transportieren möchten.

Vorinstallierte virtuelle Maschinen gibt es als Download im Internet, etwa von Microsoft . Entpacken Sie die heruntergeladene ZIP-Datei und importieren Sie die OVA-Datei. Microsoft empfiehlt, direkt nach dem Import über „Maschine –› Werkzeuge –› Sicherungspunkte“ (im Hauptfenster von Virtualbox) per Klick auf „Erzeugen“ eine Sicherung anzulegen. Sobald der Testzeitraum nach 90 Tagen abgelaufen ist, sichern Sie Ihre persönlichen Daten beispielsweise auf einem Netzwerklaufwerk. Im Virtualbox-Hauptfenster wählen Sie die virtuelle Maschine aus und gehen im Menü auf „Maschine –› Werkzeuge –› Sicherungspunkte“. Klicken Sie den ersten Sicherungspunkt an und dann auf „Wiederherstellen“. Entfernen Sie das Häkchen vor „Sicherungspunkt des aktuellen VM-Zustands erstellen“ (in der Regel benötigen Sie diesen nicht) und klicken Sie auf „Zurückkehren“. Danach befindet sich Windows wieder auf dem Stand beim Import und das System lässt sich weitere 90 Tage nutzen.

Nach dem ersten Start der virtuellen Maschine installieren Sie zuerst die Gasterweiterungen (siehe Punkt 6), damit Sie komfortabel arbeiten können.

8. Individuelles Windows-Setup erstellen

Über einen Sicherungspunkt lässt sich die Testversion von Windows 10 Enterprise schnell zurücksetzen und Sie können das System weitere 90 Tage testen. Die installierten Programme gehen dabei allerdings verloren. Wer nur ein oder zwei Programme verwendet, installiert diese ohne größeren Aufwand neu. Bei mehr Programmen lohnt sich ein individuell angepasstes Setup, bei dem sich auch gleich einige Systemeinstellungen festlegen lassen. Die Neuinstallation beziehungsweise die zweite Phase der Installation nach der Wiederherstellung aus dem ersten Sicherungspunkt erfolgt dann fast automatisch und damit schneller. Die dafür nötigen Tools gibt es nur für Windows. Deshalb führen Sie die folgenden Schritte in einer virtuellen Maschine durch, in der Sie Windows 10 Enterprise nach den Rezepten aus Punkt 5 oder 7 eingerichtet haben.

Schritt 1: Kopieren Sie die ISO-Datei von Windows 10 Enterprise über das Netzwerk in die virtuelle Maschine. Binden Sie das ISO über den Kontextmenüpunkt „Bereitstellen“ in das Dateisystem ein. Kopieren Sie den Inhalt der ISO-Datei in das Dateisystem und in einen Ordner mit einem möglichst kurzen Namen, beispielsweise nach „C:\A“.

Schritt 2: Laden Sie das Programm Ntlite herunter und installieren Sie es. Nach dem Start klicken Sie oben links auf „Hinzufügen –› Image Verzeichnis“ und wählen den Ordner, in dem die Installationsdateien liegen („ C:\A “). Klicken Sie unter „Image Vorgeschichte“ unter „Betriebssysteme | install.wim“ auf „1, Windows 10 Enterprise“ und dann in der Symbolleiste auf „Laden“.

Schritt 3: Mit Ntlite lässt sich das Windows-Setup unter der Option „Unbeaufsichtigt“ automatisieren. Die Einstellungen können Sie erst ändern, wenn Sie links oben die Option „Aktivieren“ einschalten. Legen Sie alles fest, was das Setupprogramm oder der Einrichtungsassistent standardmäßig abfragt. Gehen Sie alle Einstellungen durch und konfigurieren Sie die gewünschten Optionen. Sofern Sie bei „Lokale Kontoeinrichtung überspringen“ und „Online Kontoeinrichtung überspringen“ jeweils „wahr“ einstellen, klicken Sie in der Symbolleiste auf „Ein lokales Konto hinzufügen“. Tragen Sie die Daten für das gewünschte Benutzerkonto ein und belassen Sie unter „Gruppe“ den Wert „Administratoren“. Wenn gewünscht, setzen Sie ein Häkchen vor „Automatische Anmeldung“.

Schritt 4: Gehen Sie unter „Fertigstellen“ auf „Anwenden“. Unter „Optionen“ setzen Sie ein Häkchen vor „ISO-Datei erstellen“ und geben den Speicherort der ISO-Datei an. Danach klicken Sie auf „Verarbeiten“. Verwenden Sie die neue ISO-Datei für die Installation wie in Punkt 5 beschrieben.

Während der ersten Phase des Setups müssen Sie nur noch die Zielpartition bestätigen. Erstellen Sie ein Backup des Zustands in einem Sicherungspunkt, bevor die zweite Phase beginnt. In dieser werden keine Informationen mehr abgefragt und Sie landen nach Abschluss direkt auf dem Windows-Desktop. Für noch mehr Komfort sorgt die automatische Installation von Tools und Anwendungen wie im Kasten „Programme automatisch installieren“ beschrieben.

Programme automatisch installieren

In Ntlite lassen sich Anwendungen für die automatische Installation nach Abschluss des Windows-Setups einrichten.

Geeignet sind nur Programme, die sich ohne Benutzereingriff installieren lassen. Sie müssen für die automatische Installation wissen, welche Parameter für die unterschiedlichen Setupprogramme nötig sind. Beim Hersteller der Software finden Sie dazu Hinweise, wenn Sie nach Stichwörtern wie „silent install“, „unattended setup“ oder „unbeaufsichtigte Installation“ suchen.

Gehen Sie in Ntlite auf „Automatisieren –› Post-Setup“. Über „Hinzufügen –› Datei“ wählen Sie das gewünschte Programm aus, beispielsweise das Packprogramm 7-Zip . In der Spalte „Parameter“ tragen Sie „/S“ ein.

Die Installation der Gasterweiterungen lässt sich ebenfalls automatisieren. Fügen Sie bei eingelegten Gasterweiterungen (siehe Punkt 6) alle Dateien unter „/cert“ sowie „VboxWindowsAdditions-amd64.exe“ (64 Bit) oder „VboxWindowsAdditions-x86.exe“ (32 Bit) hinzu. Für „VboxCertUtil.exe“ legen Sie als Parameter

add-trusted-publisher „%WINDIR%\Setup\Files\vbox*.cer“ –root „%WINDIR%\Setup\Files\vbox*.cer“

fest und für die „VboxWindowsAdditions“-Datei den Parameter „/S“.

Die Dateien landen im Ordner mit den Windows-Installationsdateien unter „sources\$OEM$\$$\Setup\Files“, die Batchdatei „sources\$OEM$\$$\Setup\Scripts\SetupComplete.cmd“ sorgt für die automatische Installation. Bei Bedarf ersetzen Sie die Setupdateien durch neuere Versionen oder passen „SetupComplete.cmd“ an. In Ntlite lässt sich das Setupmedium über „ISO erstellen“ schnell aktualisieren.

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