AMDs CPU-Generation Zen 2 ist da. Die Spitzenmodelle AMD Ryzen 9 3900X und Ryzen 7 3700X überzeugen im Test nicht nur bei der Multi-Core-, sondern endlich auch bei der Single-Core-Leistung.
Die Prozessor-Baureihe AMD Ryzen 3000 basiert auf der „Zen 2“-CPU-Architektur. Die fortschrittliche 7-Nanometer-Fertigung erlaubt höhere Taktraten bei reduziertem Stromverbrauch. Gemeinsam mit den Optimierungen in der Microarchitektur – auf die wir weiter unten in diesem Beitrag genauer eingehen – sorgt das für eine deutlich gestiegene Recheneffizienz. Unsere Tests belegen, dass die Ryzen-3000-CPUs mehr Befehle/Taktzyklus abarbeiten können – beim IPC-Wert (Instructions per Cycle) hat AMD also einen gewaltigen Satz nach vorne gemacht. Zudem hat AMD sehr eng mit Microsoftzusammengearbeitet, damit die Ryzen-3000-CPUs unter Windows 10 auch ihre „PS“ auf die Straße bringt.
TEST-FAZIT: AMD Ryzen 3000
AMDs Ryzen-CPUs bieten ja schon seit längerem mehr Multi-Core-Leistung pro Euro als die Konkurrenz. Mit den Ryzen-3000-Prozessoren kann AMD den Vorsprung hier weiter ausbauen. Viel wichtiger ist aber der gewaltige Satz bei der Single-Core-Leistung. Hier befindet sich AMD erstmals mit Intel auf Augenhöhe. Die von uns getesteten 3900X und 3700X sind also auch exzellente Gaming-CPUs. Und das bei einem vergleichsweise moderaten Stromverbrauch: Im direkten Vergleich der 500-Euro-CPUs zieht der AMD Ryzen 9 3900X nur ein paar Watt mehr als Intels Core i9-9900K.
Pluspunkte sammelt die CPU-Serie Ryzen 3000 und der x570-Chipsatz auch wegen der verbraucherfreundlichen Rückwärtskompatibilität für ältere AM4-Mainboards und -CPUs. Zudem sind die neuen Ryzens und der X570-Chipsatz mit der zukunftssicheren Schnittstelle PCI-Express 4.0 ausgestattet – damit ist der Boden für entsprechende Grafikkarten, SSDs und Co. bereitet.
Bei all dem hat AMD nicht das Preis-Leistungs-Verhältnis aus den Augen verloren. Vergleicht man die Ryzen-3000-Modelle mit Intel-CPUs der gleichen Preisklasse, bietet AMD jetzt mindestens die gleiche Gaming-Leistung und eine deutlich höhere Multicore-Leistung fürs Geld. Chapeau AMD, die Ryzen-3000-CPUs sind der ganz große Wurf!
Kompatibilität: Zusammen mit den Ryzen-3000-CPUs bringt AMD auch den optimal abgestimmten Chipsatz AMD X570 heraus. AMD gewährleistet für die 3000-Serie des Ryzen trotzdem Abwärtskompatibiliät: Die Zen-2-CPUs funktionieren also auch in älteren AM4-Mainboards. Einzige Ausnahme: B320-Modelle. Zudem können Sie Ryzen-CPUs der 2. Generation in X570-Boards stecken. Das volle Potential entfalten die Ryzen-3000-CPUs und der X570-Chipsatz allerdings nur gemeinsam.
PCI Express 4.0, die automatische Übertaktungsfunktion „Precision Boost 2 Overdrive“ sowie sehr hohe und vor allem stabile RAM-Frequenzen von bis zu 5200 MHz. Apropos Arbeitsspeicher: Laut AMD sind die RAM-Latenzen zwischen 3200 bis 3733 MHz am geringsten. Setzen Sie noch schnelle RAM-Riegel ein, schaltet der Speicher-Controller der Zen-2-CPUs auf den einen speziellen „2:1“-Modus um. Wie Sie im folgenden Bild sehe, steigen bei noch höhere RAM-Taktfrequenzen dann auch wieder die Latenzen an
Im Vergleich zu PCI Express 3.0 verdoppelt sich bei Version 4.0 die Bandbreite je Kanal auf 2 GB/s. Die Ryzen 3000 CPUs bringen 24 Lanes mit, können also über 16 Kanäle zwei PCI-3.0-Grafikkarten mit vollem Tempo ansteuern und haben noch 8 Lanes übrig, beispielsweise für zwei PCIe-4.0-SSDs. Und der X570-Chipsatz bringt weitere 16 Lanes mit. Sie haben also in Sachen PCI-Express mehr als genug Spielraum für Erweiterungskarten und M.2-SSDs.
7 Prozessormodelle von 100 bis 530 Euro
Gleich sieben CPU-Modelle gibt’s zum Start (siehe auch folgende Tabelle). Das aktuelle Spitzenmodell ist der AMD Ryzen 9 3900X mit 12 Kernen und 24 Threads, einem Base-Takt von 3,8 und einem Boost-Takt von 4,6 GHz. Unverbindliche Preisempfehlung (UVP): 529 Euro. Unter den Achtkerner bietet der Ryzen 7 3700X mit einer UVP von 349 Euro das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, bei sechs Kernen raten wir zum AMD Ryzen 5 3600 für 209 Euro.
Für Gelegenheits-Spieler mit kleinem Geldbeutel interessant sind die beiden Modelle Ryzen 5 3400G und 3200G mit integriertem Grafikkern – hier müssen Sie allerdings auf PCI-Express 4.0 verzichten. Das eigentliche Spitzenmodell der 3000er-Reihe heißt jedochAMD Ryzen 9 3950X . Dieses Modell kommt mit 16 Kernen (32 Threads) und einem Base- sowie Boost-Takt von 3,5 respektive 4,7 GHz auf den Markt – allerdings erst Anfang September 2019. Kostenpunkt: knapp 800 Euro.
Alle Ryzen 7 und 9 liefert AMD mit dem soliden Wraith Prism Cooler aus. Der Lüfter des „Prism“ ist RGB-beleuchtet. Der Kühlkörper verfügt über eine breitflächige Kupferplatte und reicht für alle, die ihren Ryzen 3000 nicht extra übertakten wollen. Ebenfalls bei Kauf einer Zen-2-CPU gratis mit dabei ist ein Spiele-Key für den im Herbst 2019 erscheinenden Titel „Gears 5“. Außerdem können Sie kostenlos drei Monate lang die Spiele-Flatrate des „Xbox Game Pass“ nutzen.
Im Detail: AMD Zen 2 Architektur
Mit Zen 2 setzt AMD zum ersten Mal auf einen 7-nm-Fertigungsprozess. Am Aufbau der Prozessoren hat sich viel geändert. So sind etliche wichtige Funktionen der CPU in einem separaten I/O-Die ausgelagert, um die Anzahl der Anschlüsse und die Übertragungsgeschwindigkeiten zu erhöhen. Einer der größten Kritikpunkte der ersten Ryzen-Prozessoren war die Kompatibilität und die maximal unterstützen Taktraten von Arbeitsspeicher. Dieses Problem ist mit einer optimierten Version der Infinity Fabric nun ausgemerzt. AMD verspricht Taktraten jenseits der 5000 MHz und empfiehlt aus Preis-Leistung-Sicht 3600 MHz.
Trotz aller Neuerungen gewährt AMD für nahezu alle CPUs und Mainboards eine Abwärtskompatibilität. Durch den verkleinerten Fertigungsprozess steigt nicht nur die Core-Anzahl, sondern gleichzeitig auch die Taktfrequenz bei einer erhöhten Effizienz. Die Größe eines CPU-Complexes (CCX) hat sich im Vergleich zum Vorgänger um 47 Prozent verkleinert. Eine solche Einheit besteht aus 4 Cores (8 Threads) und 16 MB L3 Cache. Zwei davon setzen ein CPU-Die zusammen. Je nach Prozessor kommen entweder ein oder zwei dieser Dies zum Einsatz. Der Speichercontroller und die I/O-Schnittstellen liegen im Gegensatz zu Zen 1 im I/O-Die. Dadurch steigt die Effizienz des Ryzen 7 3700X im Vergleich zum Ryzen 7 2700X um starke 75 Prozent.
Nicht nur die Sprungvorhersage hat sich verbessert, auch der Micro-Op-Cache umfasst mit 4.096 Einträgen doppelt so viele wie die Vorgängergeneration. In diesem Speicher sind bekannte Daten abgespeichert, um sie schneller abrufen zu können und somit die Sprungvorhersage zu umgehen. Die Integer- und Fließkommaberechnung erhält ebenso einen größeren Buffer und eine doppelte Speicherbandbreite. Dadurch verdoppelt sich die effektive Leistung. Für eine Erhöhung der Spieleleistung sorgt die Vergrößerung des L3-Caches, von AMD Gamecache genannt, auf bis zu 70 MB.
Gerade in Spielen hatten Ryzen-Prozessoren in der Vergangenheit oft das Nachsehen. Durch den verkleinerten Fertigungsprozess, die gesteigerte Taktrate und der erhöhten IPC (Instructions per Cycle) auf sieben statt früher sechs fällt die Single-Core-Leistung deutlich höher aus. Auch durch ein großes Windows-Update im Mai hat die Leistung der Ryzen-Prozessoren um bis zu 15 Prozent zugenommen. Dieses verbessert die Latenzen durch eine intelligentere Verteilung der Aufgaben auf die CCXs. Konkret bedeutet das, dass die CPU Spiele, welche meist nur vier Kerne (8 Threads) benötigen, nur noch in einer CCX berechnet.
Test-Ergebnisse: AMD Ryzen 9 3900X & Ryzen 7 3700X
Im Cinebench R15 kommt der AMD Ryzen 9 3900X auf einen Single CPU Score von 212 Punkten. Damit zieht AMD an Intels Core i9-9900K (Preis aktuell rund 480 Euro) vorbei, der in unserem Test nur 206 Punkte erreichte. AMD hat es also tatsächlich geschafft, bei der fürs Gaming so wichtigen Single-Core-Leistung Intel zu übertrumpfen. Der 3700X kommt auf 205 Punkte. Der Abstand zum AMD Ryzen 7 2700 ist enorm, das Spitzenmodell der Ryzen-2000-Serie erreichte hier nur 176 Punkte.
Der Multi-CPU Score hängt natürlich von der Anzahl der CPU-Kerne ab, entsprechend deutlich deklassiert AMDs Ryzen 9 3900X mit 12 CPU-Kernen Intels 8-Kerner Core i9-9900K. Der 3900X hängt mit 3064 Punkten den 9900K (1868 Punkte) um Längen ab – das Tempoplus für den AMD-Prozessor liegt bei über 60 Prozent! Selbst der AMD Ryzen 7 3700X, der ja ebenfalls „nur“ 8 CPU-Kerne besitzt, zieht mit 2193 Punkten noch am 9900K von Intel vorbei.
Im 3DMark fehlen uns direkte Vergleichswerte zu den Intel-CPUs, da wir den 3900X und 3700X mit einer Titan RTX getestet haben. Zumindest zeigt aber der reine CPU-Test von Time Spy, dass es sich beim AMDs Ryzen 9 3900X mit 12070 Punkten sowie dem AMD Ryzen 7 3700X mit 10192 Punkten um High-End-Gaming-CPUs handelt. Zum Vergleich: Der Intel Core i9-9900K sortiert sich hier bei rund 11500 Punkten ein, während der Intel Core i7-9700K auf knapp 8500 Punkte kommt.
Test-System
Getestet haben wir die CPUs out of Box ohne Übertaktung in einem System mit der Hauptplatine MSI MEG X570 Godlike, 16 GB RAM bei 3600 MHz, einer RTX Titan und Windows 10 Version 1903 auf einer PCI Express 4.0 SSD.