Fake-CPU: So vermeiden Sie einen Fehlkauf

Beim Kauf gebrauchter Chips im Internet ist Vorsicht geboten. Neben vielen ehrlichen Verkäufern werden mittlerweile auch zahlreiche Fälschungen vertrieben.

Komponenten sind nicht gerade billig. Deshalb verwundert es auch nicht, dass der Markt für gebrauchte Prozessoren wächst. Einige Leute verkaufen die alte CPU, um den neuen Prozessor zu finanzieren, während andere gebrauchte Prozessoren kaufen, um beim Bau ihres PCs Geld zu sparen. Wenn Sie gebrauchte Chips im Internet kaufen, dann sollten Sie vorsichtig sein. Es gibt zwar viele ehrliche Verkäufer, die über Online-Shops und Communities Handel treiben. Gleichzeitig werden mittlerweile auch zahlreiche Fälschungen vertrieben. Mit diesen Tipps vermeiden Sie, einer gefälschten CPU aufzusitzen. 

Eines der häufigsten Lockangebote aus dem World Wide Web kommt von Verkäufern, die einen Teil des Heatspreaders (Wärmeverteiler oder auch Integrated Heat Spreader, kurz IHS) entfernen, also von der Metallabdeckung um das Silizium herum, die die Wärmeübertragung erleichtert. Dann graviert der Betrüger das, was vom IHS übrig geblieben ist, mit einer neuen Beschriftung. Sie soll suggerieren, dass es sich um einen besseren, leistungsfähigeren und teureren Chip handelt. Wenn Sie bei Ebay oder in Community-Foren wie Reddit einkaufen, dann sollten Sie vom Verkäufer ein Bild des Chips verlangen, sofern er keine Aufnahme eingestellt hat. Sollten Sie aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen kein Foto bekommen, dann verzichten Sie lieber auf den Kauf. Anhand des Fotos vergleichen Sie den feilgebotenen Chip mit der publizierten Abbildung aus dem Internet. So stellen Sie sicher, dass Sie das bekommen, wofür Sie auch beabsichtigen zu zahlen. Besser noch ist es, wenn Sie ein Foto des Chips erhalten, auf dem sich neben der CPU ein Stück Papier mit dem Datum der Aufnahme befindet. So können Sie nachvollziehen, wann das Bild tatsächlich aufgenommen wurde. 

Aber es existieren noch weitere Abzocken – ein Beispiel: In einer Anzeige wird ein gebrauchter Intel-Core-i7-8700K-Prozessor offeriert und verkauft. Der Käufer muss beim Einbau jedoch feststellen, dass der Prozessor nicht in den eigentlich korrekten CPU-Sockel der Hauptplatine passt. Ein Vergleich des Fotos von der CPU mit Bildern, die aus zuverlässigen Online-Quellen stammen, zeigt Unterschiede in den Sockel-Ausrichtungskerben. Sie sorgen dafür, dass sich die CPU korrekt in den Sockel einsetzen lässt. Wenn sie falsch platziert sind, dann erhalten Sie einen Chip, der inkompatibel mit ihrem System ist. 

Sie sollten auch misstrauisch werden, wenn Sie auf dem Chip, der den IHS umgibt, Reste von Klebstoff erkennen. In diesem Fall könnte es sein, dass der Besitzer den Wärmeleiter von einem teureren Chip entfernt und auf ein günstigeres Modell montiert hat. Dann kann die CPU zwar sogar in den Sockel Ihrer Hauptplatine passen, ist aber gar nicht der Prozessor, den sie eigentlich haben wollten.

Ein weiteres Detail, auf das Sie bei Verkaufsfotos als Betrugshinweis achten sollten, sind die verwendeten Schriften auf dem Prozessor. Es kursieren einige Angebote, bei denen sich bei genauerem Hinsehen erkennen lässt, dass die Schrift auf dem IHS abgeschabt und verändert wurde. Ein Fall betraf einen AMD Ryzen 7 2600X, bei dem sich die Schrift von einem originalen Chip unterschied. Zu erkennen war das an falschen Schriftarten und gefetteten Ziffern, die bei einer echten CPU so nicht zu finden sind. 

Generell sollten Sie vor jedem Kauf eine sorgfältige Prüfung des Verkäufers durchführen – insbesondere bei Produkten, die als gebraucht gekennzeichnet sind. Dabei helfen Verkäuferbewertungen anhand eines Sterne- und Kommentarsystems, das vor allem Ebay eingeführt hat. So lässt sich feststellen, was Käufer über die erhaltenen Produkte gesagt haben. Schwieriger ist es auf Webseiten wie Ebay Kleinanzeigen, da die Verkäufer dort anonym bleiben können. Hier hilft es beispielsweise, in einschlägigen Foren oder Gruppen nachzufragen, ob jemand schon Erfahrungen mit dem entsprechenden Verkäufer gemacht hat. 

Doch selbst wenn die CPU keine offensichtlichen Unstimmigkeiten aufweist, sich problemlos einbauen lässt und der PC problemlos startet, können Sie nicht absolut sicher sein, das gewünschte Modell erhalten zu haben. Sie können sich jedoch Gewissheit verschaffen: Nutzen Sie zum Check der CPU ein Gratisprogramm wie CPU-Z, die Windows-10-Einstellungen und den Gerätemanager. Für Intel-CPUs bietet der Hersteller auch firmeneigene Diagnose-Tools an. Trotz aller Maßnahmen gehen Sie immer ein Risiko ein, wenn Sie einen gebrauchten Prozessor kaufen. Deshalb raten wir grundsätzlich zum Kauf von Neuware. Hier gewähren Ihnen die Händler nicht nur Garantieleistungen, sondern sind auch noch mindestens 14 Tage zur Rückgabe verpflichtet.