Je nach Leistungsstärke der Altgeräte eröffnet sich breiter oder enger Spielraum für deren Einsatzgebiet. Dieser Beitrag diskutiert typische Rollen, die ein Hardware-Oldie übernehmen kann, wenn er mit dem passenden Linux-System betrieben wird.
Alte Hardware nutzbringend wiederzubeleben, ist eine kreative Angelegenheit, aber kein Sport. Die Betonung sollte immer auf „nutzbringend“ liegen, zumal die Konkurrenz des Altgeräts nur 100 Euro entfernt ist (Raspberry & Co.). Aber es gibt definitiv Netbooks und Notebooks, die in einer neuen Rolle überzeugen bis begeistern können und jeden Raspberry alt aussehen lassen. Ein allgemeiner Tipp: Bei allen nachfolgenden Szenarien empfehlen wir – wo immer verfügbar – die Wahl eines 32-Bit-Systems.
1. Altrechner als Zweitdesktop
Ausgemusterte, aber noch nicht uralte Notebooks und Netbooks können durchaus die Rolle eines Desktopsystems übernehmen, wenn Sie eine geeignete Linux-Distribution verwenden. Oft handelt es sich um Rechner, die zwar kein Windows oder Ubuntu mit Gnome stemmen, aber mit einem schlanken Linux-Desktop mühelos klarkommen. Technisch ist solches Upcycling überhaupt keine Herausforderung, weil das jeweilige System ja nur installiert werden muss – und das als alleiniges Betriebssystem ohne Rücksicht auf bestehende Verhältnisse. Schwierig ist dabei nur, die Distribution zu finden, die genau zur Hardware und zu den Ansprüchen des Nutzers passt. Das Gerät sollte ein bis zwei GB RAM anbieten und eine Einkern-CPU mit mehr als 1,5 GHz, besser eine Dualcore-CPU mit einem GHz oder höher. Dies sind Voraussetzungen, welche zehn bis zwölf Jahre alte Geräte in aller Regel erfüllen und kleinen Linux-Distributionen absolut genügen. In die engere Wahl kommen Puppy, Bodhi Linux, Antix, Q4-OS und Lubuntu. Auf die Minimalisten Puppy, Bodhi und Antix gehen wir nicht genauer ein: Puppy-Varianten sind Livesysteme, die zwar eine Persistenzoption haben, aber nicht die Flexibilität eines ordnungsgemäß installierten System erreichen. Bodhi Linux hat mit nur 100 MB RAM-Eigenbedarf einen ähnlich winzigen Footprint, ist enorm schnell, andererseits aber sehr eigenwillig in der Benutzerführung. Der Oldiespezialist Antix liefert für kaum mehr als 100 MB einen klassischen Desktop mit Systemleiste und Menü, bleibt aber gemischtsprachig und bietet nur minimalistische Komponenten wie den Dateimanager Rox oder das Xrandr-Tool zur Monitoranpassung.
Das neueste Lubuntu 18.10 mit seinem LXQT-Desktop fällt anspruchsvoller und schicker aus als seine Vorgänger, bleibt aber immer noch eine Empfehlung für schwächere Hardware. Lubuntu 18.10 fordert ab Anmeldung etwa 350 MB RAM, während die noch aktuelle Langzeitversion Lubuntu 18.04 und seiner älteren LXDE-Oberfläche mit circa 200 MB zum Desktop startet. Lubuntu bietet einfache Installation, unkomplizierte Bedienung und die solide Ubuntu-Basis. Die Installation geschieht aus dem heruntergeladenen Livesystem.
Ein Kompromiss zwischen Minimalismus und Alltagsdesktop ist Q4-OS 2.6 . Die Installation aus dem Livesystem ist schnörkellos – ähnlich Ubuntu & Co. Nach der Installation bietet der Desktopprofiler an, die schmale Software zu komplettieren. Bei der Wahl zwischen „Full“ und „Basic“ ist „Basic“ zu empfehlen, sofern der Nutzer seine gewünschten Pakete selbst manuell nachzuinstallieren weiß (mit apt im Terminal). Das System mit der sparsamen KDE-Abspaltung Trinity konsumiert nach dem Start etwa 180 MB. Die Arbeitsfläche ist eine klassische Dateiablage, das Menü ähnelt dem Stil alter Windows-Versionen und die Systemleiste („Kontrollleiste“) enthält mit Schnellstarter, Fensterliste und Indikatoren die typischen Elemente. Doch lässt sich hier über das „Kontrollpanel“ jedes Element KDE-typisch erweitern und individuell einrichten. Wer meint, einem nicht ganz so alten Altgerät mehr Desktopstress zumuten zu können, kann sich nach der Q4-OS-Installation zur Einrichtung des schicken KDE-Plasma-Desktops entscheiden. Auch damit bleibt Q4-OS unter 300 MB RAM, aber die Ansprüche an CPU und GPU steigen deutlich. Den Versuch ist es dennoch wert, da der Anmeldebildschirm links unten jederzeit neben „Arbeitsflächen-Sitzung“ die Wahl zwischen „TDE“ (Trinity) und „Plasma“ erlaubt.
2. Monofunktional: Die Surfstation
Die Einschränkung auf ein Minimalsystem mit einer einzigen Funktion scheint nahezulegen, dass die Hardwareansprüche dafür gering sein sollten. Das stimmt aber nicht, weil moderne Browser mit zur anspruchsvollsten Software gehören und daher ähnliche Rechner benötigen wie der Zweitdesktop in Punkt 1. Abgesehen vom Browser lässt sich das Restsystem aber auf die absolute Basis reduzieren. Händisch wird Ihnen das nicht so kompromisslos gelingen wie einem Spezialisten und erste Wahl für diese Aufgabe ist die „Kiosk“-Version des Surfsystems Porteus.
Einziger Nachteil von Porteus im Hinblick auf Altrechner ist die Tatsache, dass sich die Browserauswahl auf die Schwergewichte Firefox und Google Chrome beschränkt. Diese Browser sollte die Hardware stemmen können.
Der Installer für das Surfsystem liegt unter (aktuell Porteus Kiosk 4.7.0) und umfasst nur 88 MB. Das ISO-Image schreiben Sie mit dd unter Linux oder mit dem Win 32 Disk Imager unter Windows auf einen USB-Stick, der später auch gleich der Systemdatenträger werden kann. Porteus auf Festplatte zu installieren, wäre Platzverschwendung.
Der gebootete Installer zeigt nach der Netzwerkeinrichtung (Schnittstelle, Proxy) und der Browserwahl eine umfangreiche englischsprachige Optionsliste, die Sie sorgfältig absolvieren sollten, weil das Kiosksystem später keine Korrekturen mehr zulässt. Mit „Homepage“ definieren Sie die Startseite des Browsers. „Managed Bookmarks“ sind wichtig, wenn der Browser Lesezeichen anbieten soll. „Primary keyboard layout“ müssen Sie unbedingt auf „de“ stellen. „Right mouse click“ sollten Sie ebenfalls aktivieren, wenn Browseroptionen wie „in neuem Tab öffnen“ funktionieren sollen. Nicht notwendig, aber komfortabel sind die Optionen „Shutdown menu“ und SSH service“. Mit aktiviertem „Shutdown menu“ (nach Strg-Alt-Entf) lässt sich Porteus Kiosk per Software beenden, ansonsten ist nur hartes Ausschalten möglich.
Bei der abschließenden Angabe des Zieldatenträgers können Sie einen zweiten USB-Stick angeben, um sich den Installer für weitere Installationen aufzuheben. Technisch nötig ist das nicht, denn der Installer kann das System auch auf den Datenträger schreiben, von dem vorher das Setup gestartet wurde.
Bei Porteus Kiosk startet nur der Browser. Da es keinerlei Zugriff auf das System gibt, müssen Sie sich um System und Gerät nicht kümmern. Das System ist aber auch nicht veränderbar und erhält keine Updates (dies wäre eine kostenpflichtige Option).
3. Datenserver mit Open Media Vault
Ältere Netbooks und Notebooks sind gute, wenn auch keine idealen Kandidaten für einen Datenserver. CPU und RAM sind für diese Rolle unkritisch. Hier sollte jede Atom-, Celeron- oder und Dualcore-CPU ausreichen, ferner ein bis zwei GB RAM. Nicht ideal ist, dass meistens nur Fast Ethernet vorliegt. Das spielt aber dann keine Rolle, wenn sowieso nur Fast Ethernet zur Verfügung steht oder der theoretische Gigabit-Durchsatz größtenteils durch WLAN oder Powerline gebremst ist.
Wer für den Datenserver eine schicke Konfigurationsoberfläche bevorzugt, sollte Open Media Vault in seiner x86-Ausführung installieren . Die aktuelle Version 4.1.3 gibt es nur noch für 64-Bit-Architektur, die bei Altgeräten vorsichtshalber verifiziert werden sollte. Das Download-ISO ist kein Livesystem, sondern ein textbasierter Installer (Tab-Taste für Schaltflächenwechsel), welcher Sprache, Netzwerkschnittstelle, Rechnernamen, root-Passwort und Zieldatenträger abfragt. Festplatten sollten Sie als Systemdatenträger nicht verwenden, weil das System den kompletten Datenträger übernimmt und der restliche Platz verschwendet wäre. Für OMV genügt ein USB-Stick mit acht GB.
Nach der Installation erfolgt die Konfiguration über das Netzwerk via Browser in einer Weboberfläche. Dafür benötigen Sie lediglich die IP-Adresse des OMV-Rechners. Voreingestellt zur Anmeldung an der Konfigurationsoberfläche ist der Benutzer „admin“ mit dem Passwort „openmediavault“. Für den root-Zugriff im SSH-Terminal verwenden Sie das bei der Installation angelegte root-Passwort. Angeschlossene Datenträger (Ext, FAT, NTFS, exFAT) lädt OMV beim Systemstart automatisch ins Dateisystem und zeigt sie als physische Festplatten unter „Datenspeicher –› Reale Festplatten“. Wesentliche Einstellungen finden Sie unter „Dienste“, wo Sie für plattformunabhängige Netzfreigaben an Windows, Linux, Mac-OS „SMB/CIFS“ aktivieren. Danach kann im Register „Freigaben“ ein Datenträger oder Ordner freigegeben werden. Die zugriffsberechtigten Konten richten Sie unter „Zugriffskontrolle –› Benutzer“ ein. Unter „Zugriffskontrolle –› Freigegebene Ordner“ finden Sie die vorher unter „SMB/CIFS“ eingerichteten Freigaben, die hier über „Privilegien“ (Netzwerkrechte) detaillierter konfiguriert werden können.
4. Simpler Samba-Server
Da Sie auf Netbooks und Notebooks mit Display und Tastatur nicht auf Fernwartung angewiesen sind, können Sie einen Datenserver auch auf Basis eines möglichst schlanken Desktopsystems einrichten. Vor allem Einsteigern ist direktes Arbeiten auf dem grafischen System meist sympathischer als die Bedienung komplexer Weboberflächen oder gar die Fernwartung per SSH (siehe unten). Da für einen Samba-Datenserver aber keine weiteren grafischen Programme wie Office oder Mediaplayer notwendig sind, empfiehlt sich die Grundeinrichtung mit dem kleinen Netboot-Installer von Ubuntu 18.04 . Der erlaubt nämlich eine präzise Auswahl der Komponenten. Es handelt sich um einen textbasierten Installer mit kaum 60 MB, der alles Nötige aus dem Internet nachlädt. Was Sie neben dem Basissystem haben wollen, fragt der Installationsassistent am Ende ab: Es ist in jedem Fall sinnvoll, „Basic Ubuntu Server“ und „OpenSSH server“ auszuwählen. Für einen einfachen Datenserver nehmen Sie ferner eine minimale Oberfläche und den „Samba file server“. Um sich die Freigaben weiter zu vereinfachen, installieren Sie später im System noch das Paket „system-config-samba“. Das Tool legt mit grafischen Mitteln Samba-User an und gibt für diese die gewünschten Ordner frei. Anders als etwa bei OMV (Punkt 3) spricht bei diesem Szenario nichts dagegen, das kleine Serversystem auf die Festplatte zu installieren. Die Freigaben können dann im Dateisystem der Installation in Home-Verzeichnissen oder unter „/media“ erfolgen.
Puristen werden weder diese Variante noch ein System wie OMV schätzen. Technisch ist beides nicht notwendig, da für einen Datenserver ein im SSH-Terminal verwaltetes Linux genügt – vorzugsweise wieder ein mit dem Netboot-Installer eingerichtetes Ubuntu mit Samba- und Open-SSH-Server, jetzt aber ohne grafische Oberfläche. Mindestens 150 MB sind dadurch sofort eingespart. Sie brauchen nur zwei Dinge für SSH: die IP-Adresse des Servers und das Passwort des bei der Installation eingerichteten Erstnutzers:
ssh sepp@[IP-Adresse]
Unter Windows verwenden Sie Putty für den SSH-Zugriff . Nach Eingabe des Passworts sind Sie schon auf dem Miniserver. Zum Einrichten von Samba-Konten und Freigaben benötigen Sie Administratorrechte, also jeweils vorangestelltes „sudo“. Ein bereits existierendes Systemkonto machen Sie mit
smbpasswd -a sepp
zum Samba-Mitglied. Die Freigaben müssen Sie manuell ans Ende der Datei „/etc/samba/smb.conf“ eintragen. Im folgenden großzügigen Minimalfall mit Gastzugriff
[Data]
path = /home/sepp
writeable = yes
guest ok = yes
genügt ein Vierzeiler.
5. Kleiner Medienserver mit Readymedia
Mit einem Mediacenter wie Kodi, Plex oder Emby ist ältere Hardware schnell überfordert. Ein kleiner Medienserver, der für UPnP/DLNA-Clients (zum Beispiel Smart-TVs, Smartphones, aber auch Mediaplayer wie VLC) Film- und Musiksammlungen organisiert und ausliefert, ist Readymedia, dessen Installationspaket immer noch seinen früheren Namen trägt und unter jedem Debian/Ubuntu mit
sudo apt install minidlna
zu installieren ist. Die simple Einrichtung erfolgt manuell in der „/etc/minidlna.conf“:
sudo nano /etc/minidlna.conf
Hier tragen Sie für Bilder („P“), Musik („A“) und Videos („V“) die Quellverzeichnisse ein:
media_dir=A,/home/[user]/Musik
media_dir=P,/home/[user]/Bilder
media_dir=V,/home/[user]/Videos
Im unteren Teil der Konfigurationsdatei geben Sie in der Zeile „#friendly_name=“ dem DLNA-Server einen sprechenden Namen für das lokale Netzwerk:
friendly_name=Streamer
Damit die Konfiguration übernommen wird, ist ein Neustart des Dienstes mit
sudo service minidlna restart
erforderlich. Nach einigen Sekunden ist der Server im Netzwerk für alle UPnP/DLNAfähigen Geräte sichtbar, jedoch sollten Sie dem Server vor der Nutzung für das Einlesen aller Medieninformationen Zeit lassen.
6. Altrechner als „Suchmaschine“
Wer viel mit Text, Recherche und Korrespondenz zu tun hat, braucht eine indexbasierte Suchsoftware. Diese Aufgabe einem kleinen Server zu übergeben, hat den großen Vorteil, dass die Sucherei zentralisiert und von jedem Gerät im Netzwerk abrufbar ist. Die empfohlene Software ist Recoll, die überall in den Standard-Paketquellen mit
sudo apt install recoll
zu beziehen ist. Die Konfiguration ist zwar auch über das SSH-Terminal möglich, auf einem grafischen System aber weit komfortabler: Unter „Einstellungen –› Index-Einstellungen –› Globale Parameter“ legen Sie die „Start-Verzeichnisse“ fest, wo Recoll indexieren und suchen soll. Unter „Stemming-Sprachen“ verwenden Sie „german“ und „german2“. Klicken Sie zum Schluss auf „OK“ und dann im Menü auf „Datei –› Index aktualisieren“.
Recoll bietet für den Netzwerkzugriff einen Webserver, den Sie auf der Seite unter „Download“ finden.
Im Normalfall wird hier die jüngere Variante die passende sein. Erstellen Sie im Home-Verzeichnis einen Ordner „recoll“ und entpacken Sie dort das kleine ZIP-Archiv. Der Ordner enthält unter anderem das winzige Python-Script „webui-standalone.py“ für den Miniserver. Damit dieser auf jedem Browser im Netzwerk funktioniert, müssen Sie eine Zeile modifizieren: Statt der IP-Adresse „127.0.0.1“ tragen Sie hier
parser.add_argument('-a', '-- addr', default='127.0.0.1' […]
die (feste) IP-Adresse des Servers ein. Danach benötigen Sie noch folgendes Paket
sudo apt install python-recoll
und können den Webserver nun mittels des Kommandos
python webui-standalone.py
starten. Jeder Browser im lokalen Netz erreicht die Recoll-Oberfläche mit allen Filteroptionen unter der Adresse „[IP]:8080“ und kann sogar die Servereinstellungen ändern.
Nextcloud auf Netbook/Notebook
Was ein Raspberry schafft, ist auch für zehn bis 15 Jahre alte x86-Rechner eine leichte Last: Das Aufmacherbild zu diesem Artikel zeigt eine Nextcloud-Instanz auf einem EEE-Netbook mit 1,6-GHz-Atom-CPU und einem GB RAM. Die Installation der Nextcloud erfolgte, wie im Artikel ab Seite 32 beschrieben, als Snap-Container auf einem Ubuntu 18.04. Das Basissystem wurde seinerseits mit minimaler Softwareausstattung über den Netboot-Installer eingerichtet (siehe Punkt 4 dieses Artikels). Neben der vollständig überzeugenden Leistung in dieser Rolle gönnt sich das Netbook noch den Luxus einer schlanken Lubuntu-Oberfläche zur direkten Benutzung am Gerät und eine Nebenrolle als kleiner Samba-Server für Datentransfers.
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