Linux-Live: Die besten Rettungssyteme im Überblick

Zweitsysteme sind immer willkommen – als mobile Aushilfe und wenn das Hauptsystem streikt. Wer auf dem Zweitsystem Geschwindigkeit und Komfort erwartet, nutzt als Medium einen USB-Stick und Distributionen, die das richtige Werkzeug mitbringen.

Dieser Artikel hat die wichtigste Sorte von Livesystemen im Fokus, nämlich die Reparatur-, Sicherheits- und Scantools auf Basis unabhängiger Linux-Distributionen. Die meisten der hier vorgestellten Livesysteme verdienen die Einstufung als „Servicesysteme“ oder noch eingeschränkter als „Livetools“. Manche beherrschen nämlich monofunktional nur ein Ding, aber das richtig gut.

Universelle Reparatursysteme

Für Linux-Kenner ist die Tatsache selbstverständlich, für Einsteiger vielleicht nicht: Alle Linux-Livesysteme können auf die Festplatte eines havarierten Linux, Windows oder Mac-OS zugreifen. Das erlaubt die Rettung von Dateien durch Kopie auf unabhängige Laufwerke (nicht auf das Livesystem!), das Editieren fehlerhafter Konfigurationsdateien von außen oder das Verkleinern der Systempartition über ein Gparted im Livesystem. Da ein Livesystem die temporäre Installation zusätzlicher Programme erlaubt, wird im Prinzip jedes Livesystem zum Reparatursystem.

Aber natürlich ist es einfacher, die Reparaturtools im Livesystem bereits parat zu haben. Als nicht umfassender, aber praktikabler Kompromiss bieten sich daher Reparatursysteme an, die komplette Werkzeugsammlungen mitbringen. Prominente Beispiele wie die nachfolgend genannten haben neben Reparaturprogrammen allesamt auch Browser und Dateimanager an Bord. Alle diese Systeme lassen sich mit dd unter Windows oder mit dem Win 32 Disk Imager unter Windows bootfähig auf USB-Stick kopieren. Beachten Sie, dass Livesysteme wie die LinuxWelt-Rettungs-DVD oder Parted Magic Gparted, Clonezilla, Memtest und vieles mehr beinhalten und daher die Einrichtung eines Gparted Live oder Clonezilla Live überflüssig machen.

Die LinuxWelt-Rettungs-DVD und die PC-WELT-Rettungs-DVD sind Livesysteme, die für die Linux- beziehungsweise Windows-Reparatur spezialisiert sind. Die LinuxWelt-Rettungs-DVD unseres Kollegen Thorsten Eggeling steht auf der Basis von System Rescue CD, ergänzt diese aber um weitere Tools und sorgt für eine deutschsprachige Umgebung. Für deutschsprachige Nutzer ist gibt es kein Motiv, die System Rescue CD vorzuziehen.

Parted Magic ist hervorragend ausgestattet. Das System hat Gparted für die Festplattenverwaltung oder Clonezilla zum Klonen von Festplatten an Bord. Außerdem gibt es die Programme, mit denen sich gelöschte Partitionen (testdisk) und Dateien (photorec) wiederherstellen lassen. Der Download von Parted Magic ist allerdings kostenpflichtig (elf US-Dollar). Knoppix ist der Livesystem-Klassiker und keineswegs auf Reparaturen spezialisiert, sondern eher ein universales Zweitsystem (daher auch noch einmal im nachfolgenden Artikel). Die monumentale Softwareausstattung im 4,4-GB-DVD- Knoppix bevorratet aber auch Werkzeuge für praktisch jede Reparaturaufgabe.

Eng spezialisierte Livesysteme

Trotz der Sammlungen bewährter Reparatursysteme wird der Einsatz spezieller Livetools nicht obsolet. Super Grub2 Disk oder DBAN sind als Software unter einem anderen Livesystem schlicht nicht zu haben. Ferner ist der gezielte Start eines Spezialisten stets schneller und fokussierter.

Antivirenscanner: Unabhängige AV-Scanner auf Basis eines kleinen Linux-Systems sind garantiert sauber und damit zuverlässiger als jeder Virenscan auf einem eventuell kompromittierten System. Daher gibt es von allen namhaften AV-Firmen (Avira, Bitdefender, Kaspersky u. a.) Livesysteme mit Virenscanner. Die meist mit „Rescue CD“ benannten ISO-Images haben Downloadgrößen von 200 bis 700 MB.

Clonezilla erledigt das Backup und Restore kompletter Datenträger oder Partitionen. Das textbasierte Menü von Clonezilla wirkt antiquiert, bleibt aber funktional unübertroffen. Clonezilla beherrscht neben den verbreiteten Linux- und Windows-Dateisystemen wie Ext[x], NTFS und FAT auch BTFS, Reiser FS, HFS+, exFAT (und weitere) und spricht alle Netzwerkprotokolle (Samba, SSH, NFS, Webdav).

Clonezilla kann Abbilder von Festplatten als Backup speichern (Imaging) oder den Inhalt einer Festplatte direkt auf eine andere übertragen (Klonen). Imaging setzen Sie ein, wenn Sie den aktuellen Zustand eines Systems sichern und bei Bedarf wiederherstellen möchten. Klonen bietet sich an, um die Systemfestplatte aus Altersgründen auszutauschen oder das System auf eine größere Festplatte zu übertragen. In Clonezilla wählen Sie „device-device“, ferner „Beginner“ und anschließend „disk_to_local_disk“. Geben Sie die Festplatte an, die Sie klonen wollen, und im nächsten Schritt das Ziellaufwerk. Folgen Sie den weiteren Anweisungen des Assistenten und bestätigen Sie nach genauer Prüfung der Kennungen mit „y“ den Start der Kopie.

Darik’s Boot and Nuke (DBAN) : Das winzige Livesystem löscht mechanische Festplatten (keine SSDs und USB-Sticks) so, dass sich keine Daten mehr rekonstruieren lassen. DBAN bietet dafür Löschalgorithmen wie die Gutmann-Methode. Soll eine alte Festplatte den Besitzer wechseln oder im Elektronikschrott landen, ist DBAN das Tool der Wahl. Das Tool startet auch von der Heft-DVD (siehe dort „Extras und Tools“).

Gparted live : Das anspruchslose Livesystem der Gparted-Entwickler macht das Partitionierungsprogramm Gparted auf jeder Hardware lauffähig. Zwar ist Gparted auf jedem Linux entweder vorinstalliert oder über den Paketmanager erhältlich, aber in Notsituationen ist Gparted Live die schnelle Alternative, um Festplatten und Partitionen zu löschen, zu erstellen oder zu verkleinern. Neben Gparted bietet das Livesystem kaum Software, als Browser nur den einfachen Netsurf.

Hardware Detection Tool : HDT verschafft einen Überblick zur Hardware eines Computers, auf dem kein funktionierendes System installiert ist.

Tipp: Mit dem IMG-Format von HDT können die Multiboot-Tools Multisystem und Yumi nicht umgehen (siehe Kasten „Der Multiboot-Stick“). Jedoch bekommen Sie auch HDT erfolgreich auf einen Multiboot-Stick, wenn Sie die funktionsgleiche ISO-Variante Core3 HDT (0.3.6) von serverelements verwenden. In Yumi müssen Sie dieses unter Schritt 3 als „Unlisted ISO“ klassifizieren und mit der Bootoption „GRUB“ auf USB-Stick kopieren.

Kali Linux : Das Sicherheitssystem bietet zahlreiche Tools, größtenteils für die Kommandozeile, die zum Teil Sicherheitsvorkehrungen umgehen und als Spionageprogramme aufgefasst werden. Der Einsatz offenbart Sicherheitslücken, ist aber nur im eigenen Netzwerk legitim.

Memtest86+: Das winzige Memtest testet den Arbeitsspeicher. Um Fehler in Speicherbausteinen zu finden, schreibt Memtest 86+ Testmuster in jede Speicheradresse, liest die Testmuster anschließend wieder aus und vergleicht diese. Differenzen deuten auf fehlerhafte Speicherbausteine. Der Test ist sehr gründlich und kann mehrere Stunden dauern. Eventuelle Fehler meldet Memtest in der unteren Bildschirmhälfte. Bleibt diese leer, können Sie den Speicher als Fehlerquelle ausschließen.

Rescatux ist eng spezialisiert, um kaputte Grub-Bootloader flottzumachen. Bei einem Schönheitswettbewerb für Live- und Reparatursysteme hätte Rescatux vermutlich den letzten Platz sicher, aber diese optischen Mängel macht es durch Nutzwert wett. Nach dem Start lädt die Reparaturanwendung Rescapp automatisch. Im Menüpunkt „Grub (+)“ können Sie mit „Restore Grub“ einen neuen Grub-Bootloader schreiben und dabei alle automatisch erkannten Systeme (Linux und Windows) in ein neues Bootmenü einbinden. Speziell für Ubuntu-Systeme ist unter den „Expert Tools“ zudem das Tool Boot-Repair vorhanden, das den Bootloader eines Ubuntu-Systems wiederherstellen kann.

Super Grub2 Disk ist ein unentbehrlicher Boothelfer. Für Bootprobleme mit Grub sind meistens fehlerhafte Partitionierungen bei der Installation oder die typische Grub-Entsorgung durch Windows-Installationen verantwortlich. Durchforstet mit „Detect and show boot methods“ alle Datenträger nach Linux-Systemen, zeigt danach deren Liste und startet das ausgewählte System. Die Reparatur der Grub-Umgebung findet dann typischerweise mit

sudo grub-install –recheck /dev/ sda

sudo update-grub

im wiederbelebten System statt. Super Grub2 Disk ist ein Winzling, für den man keinen Extrastick reservieren muss, und somit ein Kandidat für eine Toolsammlung auf Multiboot-Stick.

Der Multiboot-Stick

Moderne USB-Sticks bieten 16, 32, 64 GB oder mehr. Für ein Livesystem ohne eigenes Größenwachstum wäre das luxuriöser Überfluss. Für Reparatursysteme gilt das erst recht, weil diese oft nur wenige Hundert MB umfassen, zum Teil sogar noch deutlich weniger (HDT, Dban, Super Grub Disk, Clonezilla). Es bietet sich an, USB-Sticks mit einem ganzen Werkzeugkasten zu füllen. Die Tools Multisystem und Yumi erledigen das auf FAT32-formatierten Sticks.

Multiboot-Stick mit Multisystem (Linux)

Das Programm Multisystem ist eine umfangreiche Script-Sammlung, die meist über 250 MB abhängiger Pakete nach sich zieht. Die Oberfläche ist grafisches Hilfsmittel, um die darunterliegenden Kommandozeilentools auszulösen. Der Umgang mit Multisystem ist daher mit häufigem Wechsel zu Terminals verbunden, die in der Regel das sudo-Kennwort verlangen.

Installieren Sie das Tool im Terminal über die folgenden vier Zeilen :

echo deb http://liveusb.info/multisystem/depot all main | sudo tee /etc/apt/sources.list.d/multisystem.list

wget -q http://liveusb.info/multisystem/depot/ multisystem.asc -O- | sudo apt-key add –

sudo apt update

sudo apt install multisystem

Starten Sie dann Multisystem über das Hauptmenü und wählen Sie den FAT32-formatierten Stick unten in der Liste aus. Klicken Sie dann in Multisystem auf den Eintrag des Datenträgers und auf „Überprüfe“. Die Installation des Grub2-Bootloaders quittieren Sie standardmäßig mit „OK“. Dann ziehen Sie die ISO-Datei des gewünschten Systems vom Dateimanager auf den Bereich unter „Drag and Drop ISO/img“ von Multisystem und bestätigen die Aktion mit dem sudo-Passwort. Diese Aktion wiederholen Sie für jedes System, das Sie von USB-Stick starten möchten.

Achtung: Das angebotene Drag & Drop zum Einfügen der ISO-Images funktioniert nicht überall zuverlässig. Für diesen Fall gibt es das CD-Symbol im selben Unterfenster: Dieses Symbol öffnet einen Navigationsdialog, mit dem Sie zur gewünschten ISO-Datei navigieren und zuverlässig einbinden.

ISO-Dateien, die nicht lokal vorliegen, kann Multisystem aus dem Internet abholen. Unter „Menüs –› Live-CD herunterladen“ hat das Tool Livesysteme in dreistelliger Zahl verlinkt.

Ein Klick auf das „Augen“-Symbol des Hauptfensters (im oberen Bereich links) blendet weitere Optionen ein. Bei Ubuntu-Systemen können Sie über die Schaltfläche mit dem Disk-Symbol persistenten Speicher einrichten. Weitere Optionen verändern die Reihenfolge der Systeme im Multibootmenü oder ändern die Beschriftung der Grub-Menüeinträge. Um zu erfahren, was sich hinter einer Schaltfläche des relativ unübersichtlichen Tools verbirgt, hilft ein Mouse-Over – ohne zu klicken. Dann zeigt Multisystem knappe, aber klare Erklärungen der Funktionen.

Multiboot-Stick mit Yumi (Windows)

Auch unter Windows können Sie mehrere Linux-Systeme bootfähig auf einen USB-Stick befördern. Das englischsprachige Yumi benötigt unter Windows keine Installation – einfach die ausführbare Datei starten und loslegen:

In „Step 1“ wählen Sie das Ziellaufwerk, in „Step 2“ die Distribution und im letzten Schritt „Step 3“ das ISO-Image der gewünschten Linux-Distribution. Bei der Auswahl der ISO-Datei zeigt Yumi nur Dateiobjekte an, die zur Distribution passen, die Sie vorher in „Step 2“ gewählt haben (es sei denn, Sie aktivieren die Option „Show all ISOs“). Dies ist deswegen notwendig, weil Yumi zwar sehr viele, aber nicht alle Linux-Systeme booten kann. Wählen Sie daher in „Step 2“ immer präzise aus, damit Yumi die passende Bootumgebung einrichtet. Systeme, die hier nicht aufgelistet sind, können Sie unter Angabe eines technisch verwandten Systems ausprobieren, aber der Erfolg ist ungewiss. Bei Ubuntu-basierten Systemen erscheint nach „Step 3“ ein zusätzlicher „Step 4“, mit dem Sie einen persistenten Speicher einrichten können. Yumi kann – wie Multisystem – noch fehlende ISO-Images auch aus dem Internet nachladen. Dazu wählen Sie mit „Step 2“ die Distribution und aktivieren dann das Kästchen „Download Link“. Nach absolvierter Kopie fragt Yumi jedes Mal automatisch „Would you like to add more ISOs…?“. Mit „Ja“ oder „Yes“ können Sie dann nach demselben Strickmuster weitere Systeme aufnehmen, solange der Platz des Datenträgers reicht.

Beim Booten des USB-Sticks erscheint der Yumi- Bootloader: Der bietet unter „Linux Distributions“, „System Tools“, „Antivirus Tools“ (u. a.) die eingerichteten Systeme auf USB. Yumi kann auf einem früher erstellten Multiboot-Stick nachträglich Systeme hinzufügen oder entfernen. Beim Erweitern gehen Sie so vor wie oben beschrieben. Sie erhalten zwar keinen Hinweis auf die bereits vorhandenen Systeme, aber diese bleiben unangetastet. Für das Löschen aktivieren Sie die Option „View or Remove Installed Distros“. Der Rest ist selbsterklärend.

Was bietet ein Multiboot-Stick nicht?

Multiboot und Yumi arrangieren im Handumdrehen eine mobile Sammlung für Reparatur- oder Zweitsysteme. Ein mit diesen Tools erstellter Multiboot-Stick enthält ausschließlich Livesysteme, also eingefrorene Systeme, die keine oder nur begrenzte Anpassungen zulassen. Installationen und Anpassungen sind nur mit einem zusätzlichen Speicherbereich möglich (Persistenz). Multisystem kann für Ubuntu-basierte Systeme persistenten Speicher einrichten und zusätzliche Persistenz für ein beliebiges weiteres der transferierten Systeme. Yumi bietet Persistenz nur für Ubuntu-Systeme. Multiboot-Sticks sind daher ideal für einen pragmatischen Werkzeugkasten, aber nicht unbedingt für ein Desktop-Zweitsystem.

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