Playstation 5: Nicht zu 100% abwärtskompatibel

Weniger TFLOPS, höhere Taktung: So schlägt sich die PS5 im Vergleich zu Xbox Series X. Vor allem bei der Abwärtskompatibilität muss Sony nachlegen.

Mark Cerny, Chef-Architekt der Playstation 5, hat in einer per Live-Stream übertragenen Präsentation weitere Details zur System-Architektur der neuen Sony-Spielekonsole verraten. Teils schauten über 650.000 interessierte Nutzer dem Stream zu – und waren größtenteils enttäuscht, wie die unzähligen „zzzz“-Beiträge im Live-Chat während der etwa 50 Minuten langen Präsentation zeigen. Statt schicker Demos und einem Specs-Feuerwerk, beschränkte sich Cerny vor allem auf Details, die vorrangig für Spieleentwickler interessant sein dürften. Allerdings dürften die wichtigsten Spielestudios diese Informationen ohnehin schon erhalten haben.

Der Fairnesshalber: Sony hatte den Event „The Road to PS5“ als “deep dive into PS5´s system architecture” angekündigt. Kurz nachdem Microsoft aber so viele Details zur Xbox Series X und ihrer 12-TFLOPS-GPU enthüllt hatte, hatten sicherlich die Playstation-5-Fans etwas mehr von Sony erwartet.

Aber Schwamm drüber, denn es gab dann doch einige wichtige – und auch – neue Informationen. Die Details…

GPU: Nur 10,3 TFLOPS statt 12 TFLOPS, aber mit 2,23 Gigahertz!

Wie bereits bekannt, werden sowohl in der Xbox Series X als auch der Playstation 5 speziell angepasste Versionen der Ryzen-CPUs und der neuen Radeon „RDNA2“-Grafikkerne stecken. Allerdings gibt Sony die Leistung der GPU in der Playstation 5 mit „nur“ 10,3 TFLOPS an.

Mark Cerny erläuterte aber auch, dass bei der Playstation 5 eine adaptive Leistungssteuerung und die neu AMD-Technologie „SmartShift“ zum Einsatz kommen, über die sich die CPU- und GPU-Einheit gegenseitig auf intelligente Weise mehr Leistung verleihen, falls diese von einem Spiel benötigt wird. Dadurch soll die Playstation 5 höhere Taktfrequenzen als der Konkurrent Xbox Series X erreichen. 

Bei der Xbox Series X laufen die CPU und GPU dagegen mit festen Frequenzen. Die Grafikkerne in der Xbox Series X sind dabei mit 1.825 Megahertz getaktet und damit schneller getaktet, als bei einer Radeon RX 5700 XT , die allein schon um die 400 Euro kostet und deren Kerne mit 1.775 Megahertz getaktet sind.

Bei der Playstation 5 ist die GPU dagegen mit äußerst beeindruckenden 2,23 Gigahertz(!) getaktet, wie Mark Cerny erklärte. Und diese 2,23 Gigahertz sollen von Spielen auf der Playstation 5 nahezu durchgängig auch abgerufen werden können, unabhängig von der GPU- und CPU-Temperatur und der Temperatur innerhalb des Gehäuses der Playstation 5. In klassischen PCs und auch der Xbox Series X takten dagegen die GPUs mit höheren Temperaturen automatisch herunter.

So erklärt Mark Cerny: „Anstatt auf die tatsächliche Temperatur des Siliziumchips zu schauen, schauen wir auf die Aktivitäten, die die GPU und die CPU ausführen, und stellen die Frequenzen auf dieser Basis ein.“ Und fügt hinzu: „Dabei verwenden wir auch die SmartShift-Technologie von AMD und senden die ungenutzte Leistung von der CPU an die GPU, damit diese ein paar Pixel mehr herausquetschen kann.“

Das hat auch einen anderen Vorteil, wie Cerny betont: Selbst wenn die GPU ihre Taktrate herunterfährt, um der CPU mehr Leistung zu erlauben, soll die GPU-seitige Performance-Einbuße äußerst gering sein.

Xbox Series X vs. Playstation 5: Blick auf die Zahlen

Die AMD RDNA2-basierte GPU in der Xbox Series X besitzt 52 Compute Units, die mit 1.825 Megahertz getaktet sind. Das führt zu einer Leistung von 12 Teraflops. Die Leistung entspricht ungefähr dem, was PC-Nutzer derzeit mit einer Nvidia Geforce RTX 2080 für um die 700 Euro erhalten.

Die AMD RNDA-2 basierte GPU in der Playstation 5 besitzt dagegen „nur“ 36 Compute Units, die aber mit 2,23 Gigahertz getaktet sind. Dadurch wird eine Leistung von 10,3 TFLOPS erreicht, etwas mehr, als eine Radeon 5700 XT bietet.

Hinzu kommen bei der Playstation 5 – ähnlich wie bei der Xbox Series X – eine AMD-Zen-2-basierte 8-Kern CPU, 16 Gigabyte GGDR6-Speicher und ein speziell angepasstes SSD-Laufwerk. Dieses hat aber im Gegensatz zur 1-TB-SSD der Xbox Series X nur eine Kapazität von 825 Gigabyte. Und es gibt eine Premiere für eine Sony-Konsole: In der Playstation 5 steckt ein Ultra-HD-Blu-Ray-Laufwerk. 

Fazit: Abwarten und Tee trinken…

Einen kleinen Dämpfer gibt’s bei der Abwärtskompatibilität der Playstation 5: Laut Cerny funktioniere diese derzeit gut. Man habe die 100 am häufigsten gespielten Playstation 4 Spiele getestet und erwarte, dass diese auch zum Start der Playstation 5 spielbar sein werden. Oder anders ausgedrückt: Nicht jedes der über 4.000 PS4-Spiele könnte wohl zum Start der neuen Konsole auch auf dieser spielbar sein. Im Gegensatz dazu ist die Xbox Series X komplett abwärtskompatibel zur Xbox One und auch Spiele für die Xbox 360 und Xbox 1 sind darauf – mit teils deutlich verbesserter Grafik – spielbar.

Sowohl über die Xbox Series X als auch über die Playstation 5 fehlen aber noch viele Infos: Letztendlich müssen wir noch etwas warten, bevor wir sehen dürfen, wie sich die zusätzliche Leistung auch bei Spielen bemerkbar macht. Sony hat auch noch nicht das Design der Playstation 5 enthüllt. Und auch über die Preise und das genaue Startdatum hüllen sich Microsoft und Sony derzeit noch in Schweigen…